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1904 - Die Chronauten

Titel: 1904 - Die Chronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geschehen, gleich nach der siebzigsten Stunde des Flugplanes. Da hatte bereits festgestanden, daß Rakka Kossa sich anschicken würde, den wertvollen Schatz zu bergen. Und es war klar, mit welchem Fahrzeug er zuerst starten wollte.
    Mühsam klammerte sich der Chronaut an den Metallfuß des Kissensitzes. Mit dem freien Arm reichte er bis an den Zünder des Fusionstriebwerks heran. Die Finger umklammerten den Stift, zogen ihn bis zum Anschlag heraus. Ein Schlag ging durch das Fahrzeug, als das Triebwerk mit voller Leistung zu donnern anfing. Der Sturz der ERNIUM III verwandelte sich in ein beharrliches Sinken. Die Geschwindigkeit verringerte sich spürbar, aber noch immer war das Schiff zu schnell für eine weiche Landung.
    Wieder streckte sich Rakka Kossa, verrenkte sich fast den Körper dabei.
    Unter der Rüstung riß das Wams, er beachtete es nicht weiter. Noch einmal zog er mit aller Gewalt an dem Stift und verfluchte das Schicksal, daß ausgerechnet diese Bedienungselemente auf die Anforderungen der Rawwen zugeschnitten waren. Das Triebwerk brüllte eine Nuance lauter. Der Fall verzögerte sich weiter.
    Endlich sprach Rakka Kossas Triple-Chronograph an und vermittelte dem Shuuken ein Infrarotbild dessen, was ihn im Landegebiet erwartete. Der Chronaut erstarrte und ließ den Stift los. Mit Händen und Füßen klammerte er sich an der Säule des Kissens fest.
    „Nein!" stieß er im kurzwelligsten Ultraschallbereich hervor. „Nein, alles, nur nicht das!"
    Exakt unter dem Landegebiet manifestierte sich ein Streifen Turbozeit. Die ERNIUM III sank unwiderruflich darauf zu.
    Der Shuuke wollte es nicht sehen und nicht erleben. Er ließ seine Wahrnehmungsfähigkeit auf ein Minimum absinken.
    Rakka Kossa wartete nur noch auf den Tod.
     
    *
     
    Als endlich eine Funkverbindung zur ERNIUM IV zustande kam, war über eine Stunde vergangen. Wenig später tauchte das Fahrzeug auf der Bildbeobachtung auf. Gleichmäßig und ohne sichtbare Beeinträchtigungen oder Schäden glitt es auf KHANORINKOPATH zu und schleuste ein.
    Die Rawwen der neuen Schicht redeten hektisch durcheinander. Nahezu hundert Roboter bezogen Position und riegelten den Landeplatz ab.
    Gucky und Icho Tolot warteten, bis sich das Hangartor geschlossen hatte und die Trennwand in den Boden sank. Dann traten die zwei ungleichen Wesen durch die Wärmebarriere über den Rand der Sichel und sanken mit Hilfe ihrer Antigravs zum Boden hinab.
    Die Roboter öffneten das Fahrzeug, verschwanden in seinem Innern. Nacheinander schafften sie zwei leblose Begleiter des Shuuken heraus. Die Roboter mußten es nicht verkünden, daß sie tot waren. Jeder sah es.
    Zuletzt trugen sie Rakka Kossa ins Freie. Er sah fürchterlich aus. Der Körper wies zahlreiche Risse auf. An den Extremitäten schälte sich die Haut. Vereinzelt rann dunkles Blut an ihnen entlang. Der Rüssel hing schlaff auf der Brust. Dort, wo sich am Übergang zwischen Körper und Rüssel das Gehirn befand, blähte sich eine hellblau schimmernde Beule immer weiter auf. Aus der Sprechmaske des Shuuken drangen winselnde Laute, die sich mit nichts vergleichen ließen.
    Einer der Roboter verpaßte dem Chronauten eine Injektion. Ein wenig kehrte die Kraft in den Rüssel zurück.
    „Tot, alle tot", flüsterte die Sprechmaske mit vielen Unterbrechungen. „Die vier Tapfersten sind auf Curayo geblieben. Ehrt ihr Andenken! Sie sind als Helden gestorben.
    Die anderen sind ihnen auf dem Weg hierher gefolgt. Auch ich werde ..."
    Seine Augen schienen Gucky und den Haluter wahrzunehmen. Die Sehnoppen auf dem Hals erhielten eine hellere Farbe. „Fremde, ich habe euch nicht vergessen. Nun kommt ihr zu spät. Es ist alles geschehen, wenn auch, unter anderen Vorzeichen."
    Stockend berichtete er, daß die EBNIUM III beim Anflug auf das Land Gonuro abgestürzt war. Er ließ keinen Zweifel daran, daß das Mißgeschick auf Sabotage durch Rappo Corr beruhte. Der Landstrich war zu diesem Zeitpunkt in ein Feld aus Turbozeit gehüllt, in der die Zeit um ein vielfaches schneller ablief als droben in der Raumstation.
    Der Zeittaucher hatte sich nicht mehr steuern lassen und war mitten in den Turbo-Zeitgraben gefallen. In nicht einmal zwei Stunden Realzeit hatten Rakka Kossa und seine Begleiter ihr ganzes Leben durchlebt. Eine Flucht war nicht möglich gewesen, die umliegenden Regionen waren zu lebensfeindlich. Zudem hatten sie damit gerechnet, daß schnell Hilfe kam.
    Wie schnell die Zeit aber außerhalb verging, das bekamen sie nicht mit.

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