1904 - Die Chronauten
kehrt nach fünfhundert oder tausend Jahren in das Haus zurück und ist kaum gealtert. In der Frostzeit herrscht absoluter Stillstand. Und wer in die Schmiegezeit gerät, in die Pufferzone zwischen den Zeitgräben, weiß überhaupt nicht, womit er rechnen muß. Schmiegezeit kann Realzeit sein, aber auch eine der anderen Erscheinungen oder eine Überlappungsfront. Völlig ungeklärt ist, was .es mit dem schlimmsten Phänomen auf sich hat, der Paradoxzeit. Unzählige Legenden berichten darüber. Meist werden sie mündlich von Chronaut zu Chronaut weitergegeben. Es gibt keine Zeit- oder Augenzeugen, die sie erlebt haben."
„Woher wißt ihr dann, daß es so etwas gibt?" mischte sich Gucky ein.
„Es sind mehr Gerüchte als Tatsachen", gestand der Shuuke. „Das alles ist jedoch nichts im Vergleich mit dem Schrecken aller Chronauten und Tronium-Azint-Sucher: Torric, dem Herrn der Zeiten. Wenn sein Name fällt, machen sich die Chronauten klein und versuchen sich einzureden, unsichtbar zu sein."
Rakka Kossa schwieg. Der Ilt und der Haluter tauschten einen schnellen Blick.
„Sonst gibt es nichts auf Curayo, was erwähnenswert wäre?" erkundigte sich Gucky.
Der Shuuke verneinte.
„Sagt dir der Begriff Jii’Nevever etwas?" forschte der Ilt weiter.
„Es tut mir leid. Ich habe ihn noch nie gehört. Keiner in den Häusern rund um Curayo kennt ihn. Sonst wüßte ich ihn auch, und er befände sich in den Speichern."
„Jii'Nevever ist unten auf dem Planeten", beharrte der Ilt. „Es muß irgendwo einen Hinweis oder eine Spur geben."
„Wenn, dann nur auf Curayo selbst. Am ehesten dürfte Torric deine Frage beantworten können. Ich wünsche dir alles, Gucky, was das Leben bietet. Aber eine Begegnung mit Torric wünsche ich dir nicht."
Gucky lauschte telepathisch, während er die Unterhaltung führte. Die vier Rawwen vor der Tür dachten, daß der Shuuke zwei wertvolle Chronauten wie den Haluter und den Ilt nicht verlieren wollte. Im Zusammenhang mit der Tronium-Azint-Bergung würde er sie mit der gegebenen Vorsicht einsetzen. Allerdings trug er die Hoffnung im Herzen, daß ihre Fähigkeiten ihn von einer Stunde auf die andere zu einem reichen Mann machen würden. Die Rawwen hätten ihm die Beute gern streitig gemacht, aber sie sahen keine Möglichkeit, gegen einen einnußreichen Shuuken anzugehen. Nach der Vereitelung des Attentats waren alle Echsenwesen im Haus besonders intensiv bemüht, den Schaden zu begrenzen, den die beiden gedungenen Mörder aus ihrem Volk angerichtet hatten.
Über Funk traf eine Botschaft aus dem Zeittaucher ein. Die ERNIUM III meldete, daß der Zeitpunkt für das Abdocken gekommen war. Rakka Kossa eilte zum Ausgang.
„Folgt mir!" rief die Sprechmaske. „Ich möchte, daß ihr in der Nähe meiner Mitarbeiter bleibt."
Sie flogen ihm mit ihren Antigravs hinterher. Das Treppensteigen verlor seine Schrecken.
Bis zum Hangar der ERNIUM-Zeittaucher legten sie über einen Kilometer zurück. Überall in KHANORINKO-PATH erwachten Lautsprecher zum Leben. Stimmen in unterschiedlichen Sprachen sowie in Kunios wiesen auf das bevorstehende Unternehmen eines der erfahrensten Chronauten des Hauses hin. Und sie berichteten über das Eintreffen von zwei Fremden, die sich Rakka Kossa angeschlossen hatten.
„Nette Leute hier", stellte Gucky erfreut fest. „Sehr freundlich."
Der Haluter ließ ein Knurren hören.
„Wir sollten unser Ziel nicht aus den Augen verlieren", mahnte er. „Sobald wir den oder das Jii'Nevever befreit haben, können uns die Häuser gestohlen bleiben."
Er strich vorsichtig über die Tasche mit der Info-Box. Die beiden blauen Halbkugeln enthielten wichtige Informationen für Jii'Nevever. Irgendwann würden sie sich vermutlich von selbst aktivieren, weil sie auf die Anwesenheit dieses Wesens oder Gegenstands reagierten - was immer Jii'Nevever sein mochte. Bisher jedenfalls geschah nichts.
Vermutlich lag es an den Verhältnissen auf Curayo, daß die Info-Boxen bisher nicht reagierten. Je langer sie darüber nachdachten, desto vernünftiger erschien es den Gefährten, die Landung nur in Begleitung der erfahrensten Chronauten zu wagen.
„Jii'Nevever hin - Jii'Nevever her", sagte Gucky. „Glaub mir, Icho, mit Rakka Kossa liegen wir gar nicht so schlecht. Er ist einer der erfahrensten in KHANORINKOPATH."
5.
Die Kommandobrücke des Hangars wies Sichelform auf und bog sich fünf Meter über dem Boden von einer Wand zur anderen. Ein Geländer fehlte, dafür markierte ein
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