1906 - Begegnung auf Curayo
Zeitgeber aufzuspüren ist Torric deshalb so wichtig, weil es viel leichter sein wird, Jii’Nevever zu finden, wenn es die vielen Zeitfelder nicht mehr gibt.
Aus den Schriften Risson Essirs aus dem Volk der Shuuken, des engsten Vertrauten Torrics.
*
Risson Essir arbeitete in seinem Büro, das sich im obersten Stockwerk des größten Gebäudes von Kinoaras befand. Von hier aus reichte der Blick weit über die Häuseransammlung auf dem höchsten Punkt der Halbinsel.
Sie ließ den Eindruck aufkommen daß es sich um eine Stadt handelte doch das war sie in den Augen von Risson Essir nicht. Eine Stadt war ein lebendes Gebilde, erfüllt von den Impulsen ihrer Bewohner, und gerade das war diese Ansammlung von Gebäuden nicht.
Die wenigsten Gebäude waren bewohnt.
Alles in allem etwas mehr als 5000 Soldaten mit Vertretern aus exakt 87 Völkern der Galaxis Puydor reichten nicht aus, um dieses Relikt aus eine längst vergangenen Zeit zu einer wirk liehen Stadt werden zu lassen, zumal eoft kaum Kontakte zwischen den Vertretern der verschiedenen Völker gab.
Dazu kamen noch einige tausend an dere intelligente Wesen, die für die Verwaltung oder Verpflegung zuständig waren.
Als die alarmierende Nachricht eintraf, handelte Risson Essir sofort. Er schaltete zu Torric durch, und das seltsame kreisförmige Symbol erschien auf dem Monitor vor ihm, das eine Uhr darstellen sollte - nur hatte er in ganz Puydor noch nie so eine Uhr gesehen. „Warum störst du mich?" fragte eine wohlbekannte Stimme. „Zwei Fremde sind auf ungeklärte Weise in das Gebiet von Kinoaras eingedrungen", berichtete der Vertraute Torrics. „Unsere Soldaten haben sie angegriffen, konnten sie jedoch nicht vernichten. Die Fremden sind geflüchtet, und zur Zeit ist nicht bekannt, wo sie sich aufhalten."
„Wir schlagen mit allen Kräften zurück", befahl der Herr der Zeiten. Seine Stimme klang laut und klar aus den Lautsprechern. „Mobilisiere alle Soldaten. Sie müssen die Fremden finden."
„Und dann?"
„Was für eine Frage, Risson Essir! Wirst du alt? Die Fremden sind auf der Stelle zu töten! Wer weiß, mit welchen Tricks sie arbeiten. Wir können nicht dulden, daß sie bis hierher vordringen."
„Ich habe verstanden, Herr. Die Fremden werden getötet."
Das Symbol erlosch, doch der Vertraute des Herrn der Zeiten gab den Befehl noch nicht weiter. Er saß nachdenklich vor den Geräten. Sein rüsselartiger Hals mit den Wahrnehmungsorganen an seinem Ende schwankte leicht hin und her, als würde er von einem Luftzug bewegt.
Ein verwegener Gedanke war ihm überraschend gekommen und beschäftigte ihn so sehr, daß er die beiden Fremden vorübergehend vergaß.
Er glaubte zu wissen, wer Torric war!
Oder besser - was Torric war.
Konnte ein lebendes, denkendes und fühlendes Wesen 200 Jahre lang vergeblich nach jemandem suchen, völlig isoliert von anderen leben und höchstens mal per Funk mit anderen reden, ohne dabei den Verstand zu verlieren?
So etwas war nach seinen Begriffen kaum vorstellbar.
Auch Shuuken waren nicht gerade gesellige Wesen. Viele von ihnen waren eigenbrötlerisch und mieden Kontakte, wo es ihnen möglich war. Keiner von ihnen aber würde eine Isolation ertragen, die 200 Jahre lang andauerte!
Risson Essir erhob sich mit schlangengleichen Bewegungen. Dann gab er den Befehl weiter, den Torric ihm erteilt hatte. „Tötet die beiden Fremden!"
Doch seine Gedanken waren bei Torric. Es gab nur eine einzige logische Antwort auf die Frage nach seiner Identität.
Torric mußte ein Roboter sein!
Nur so war die Beharrlichkeit zu erklären, mit der Torric nach Jii'Nevever suchte. Ihm - dem Roboter - war der Befehl einprogrammiert worden, sie zu finden, und dieser Befehl blieb so lange wirksam, bis er ihn erfolgreich ausgeführt hatte.
Risson Essir war wie erschlagen von dieser Erkenntnis, die ihn bis ins Innerste aufwühlte.
Er war der engste Vertraute eines Roboters, und er war auch noch stolz darauf!
Was waren seine geheimen Aufzeichnungen unter diesen Umständen noch wert?
Stimmte ihr Inhalt noch?
*
Sie rematerialisierten im Rücken der Angreifer, kaum zweihundert Meter von der Stelle entfernt, an der sie angegriffen worden waren.
Gucky ließ das Bein des Haluters los, und Icho Tolot rannte ein Stück zur Seite, bis er in der Deckung einer einzelnen Felssäule stand, die sich etwa zwanzig Meter hoch erhob. Der Ilt blieb, wo er war, und blickte zu den Soldaten hinüber, die blindlings dorthin feuerten, wo sie
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