1908 - Asyl im Eismeer
gelöscht oder unter Kontrolle. Nirgendwo bestand mehr Explosionsgefahr.
Verhaybbs nächster Gedanke galt den Männchen an Bord der ZOOMAND. Aus den Boxen wurden die ersten Kämpfe gemeldet, sogar das erste tote Exemplar geborgen. Für das Überleben ihrer Zivilisation kam ihnen eine zentrale Bedeutung zu. Mochten sie auch relativ dumm sein, ohne sie würde es keine folgende Generation mehr geben.
Männliche Setchenen waren Bewegungsfreiheit gewohnt. Auf Quarantimo hatte jedes einzelne ein großes Revier besessen.
In den Raumschiffen sah es völlig anders aus: Man konnte die Männchen nicht freilassen, weil es keine Möglichkeit gab, sie draußen zu beaufsichtigen. Die Männchen hätten sich nur verlaufen und wären irgendwo erfroren.
Allerdings begriff sie bald, daß die Männchen das kleinste Problem darstellten. Über dem Eismeerfelsen brach die erste Nacht herein. Die Temperatur sank auf unter siebzig Grad minus.
So hatte sich Om Verhaybb das Asyl auf Propter nicht vorgestellt. Das paradiesische Quar-System war vernichtet -und dieser bitterkalte Ozean ohne einen einzigen Kontinent sollte ihre neue Heimat sein?
In den DRYTORN-Raketen hatten sie noch Glück. In den erkalteten Wracks jedoch, in den endlos vielen zerstörten Fähren, existierte kaum eine reguläre Energieversorgung.
Nach wenigen Stunden Nacht waren vielerorts die Reserven aufgebraucht. Es wurde kalt in den Schiffen.
Om Verhaybb machte sich klar, daß das nur der Anfang war.
Ein Raumschiff brachte es auf eine beachtliche Masse, viele waren bis zu hundert Meter hoch. Entsprechend lange hielten sie im Inneren die Hitze. Doch spätestens am nächsten Tag rechnete sie damit, daß die Temperaturen auf bedrohliche Werte sanken.
Bei weniger als null Grad im Durchschnitt würde es die ersten Frostopfer geben.
Sie gab an ihre gesamte Flotte Befehl, soviel Energie zu sparen wie nur möglich. Keiner wußte, wie lange sie aushalten mußten.
Om Verhaybb versuchte, sich keine Illusionen zu machen. Der Landeplatz der Flotte stellte ein Flüchtlingscamp dar, nichts anderes. Es gab keine Unterkünfte, keine einheimischen Helfer, keine Ackerflächen und keine Vorräte, von denen sie leben konnten.
Sie hatte oft genug Nachrichten aus der Galaxis gehört, um zu wissen, was das hieß.
Daß sie gelandet waren und atmen konnten, bedeutete noch lange nicht, daß sie darüber hinaus am Leben blieben.
Die einzige Hoffnung lag bei den Propteren.
Wenn die Wasserbewohner nicht halfen, war alles vorbei.
Dann konnte man nur noch die zwanzig DRYTORN-Raketen, die sie besaßen, bis zum letzten Kubikmeter beladen. Om Verhaybb schätzte ihre Ladekapazität auf insgesamt 35.000 Personen. Um irgendwo in Salmenghest neu anzufangen, war das längst nicht genug.
Verhaybb überlegte, warum sich keiner der Propteren sehen ließ. Der Fremdenhaß kam nicht ohne Grund zustande. „Wir bekommen keine Verbindung mit dem Herrscher", klagte Rhodan. „Und ohne direkte Verhandlungen ist alles sinnlos."
Das größte Problem waren die Ressourcen.
Knappe Güter mußten nach einem festen Plan verteilt werden, um für die gesamte Bevölkerung einige Stunden, vielleicht sogar einen zusätzlichen Tag Lebenszeit zu gewinnen.
Je länger sie durchhielten, desto größer die Chance, daß sich eine Lösung fand, wie diese auch immer aussah.
Als die Nacht zu Ende war, lag in der Zentrale der ZOOMAND die erste Statistik vor.
Bevölkerung insgesamt. 2,77 Millionen.
Davon weiblich 2,47 Millionen, männlich 0, 30 Millionen. Nahrungsmittel: für 5,5 Tage.
Wasser: für 4,3 Tage. Atemluft: unerheblich.
Medikamente: unbekannt. Energie: für 2,2 Tage. Maschinen: keine. Rohstoffe: keine.
Das Verhältnis zwischen männlicher und weiblicher Population war normal, etwa zehn zu eins, für Fortpflanzungszwecke absolut geeignet. Als Grundpopulation zur Arterhaltung reichten diese Werte aus .Wenn sie einen Lebensraum fanden, konnte sich das Setchenenvolk ohne Degeneration vermehren.
Beim zweiten Teil der Statistik wurde es interessant.
Am einfachsten schien ihr auf den ersten Blick die Sache mit den Wasservorräten zu sein. Es war sicher möglich, das gefrorene Wasser auf dem Eismeerfelsen zu schmelzen und auf diese Weise genießbares Trinkwasser herzustellen.
Zuvor mußte sie prüfen lassen, ob das Wasser von Propter für Setchenen trinkbar war. Verhaybb nahm sich vor, einen Chemiker nach draußen zu schicken; vorausgesetzt, die nötige Ausrüstung hatte den Flug überstanden.
Schwieriger wurde es
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