191 - London - Stadt der Vampire
daß du einen starken Arm brauchst, hier«, erklärte er. »Um dich nötigenfalls zu beschützen. Dieses Gerücht, das du erwähntest, zog nämlich ein weiteres nach sich: Torath führt angeblich etwas gegen dich im Schild.«
Der Höllenfürst kniff die Augen haßerfüllt zusammen. »Torath.« Er nickte grausam. »Ob Gerücht oder nicht, das kostet ihn den Kopf. Er wird mir allmählich zu groß. Ich werde ihn…«
»Es kümmert sich bereits jemand in meinem Auftrag um ihn«, sagte Loxagon.
Asmodis sah seinen kriegerischen Sohn überrascht an. »Wer?«
»Croon.«
»Torath ist der Sprecher des Rates der Ersten Teufel! Niemand außer mir darf ihn richten!«
»Ich wollte deiner Entscheidung nicht vorgreifen und mich auch nicht darüber hinwegsetzen. Ich hielt es nur für angeraten, schnellstens etwas gegen Torath zu unternehmen, um ihm zuvorzukommen. Die Sache eilte, und Croon bot sich an, das Problem zu erledigen. Zeit für eine Rücksprache war nicht.« Asmodis setzte sich.
Wie ein alter Mann, dachte Loxagon zufrieden.
***
Torath glaubte nicht, daß er noch heute mit Croons Erscheinen rechnen mußte. Der Rat der Ersten Teufel würde sich bei ihm einfinden, und sie würden das Todesurteil über Croon verhängen. Die besten Kopfjäger würden sie auf den Höllenkiller ansetzen. Eine Chance, mit dem Leben davonzukommen, würde Croon bei diesem Aufgebot nicht haben.
Torath vergnügte sich unbekümmert mit der schönen Hexe Reghana, deren feuerrotes Haar leuchtete, als stünde es in Flammen. Ihr geschmeidiger Körper war makellos, und sie verstand es hervorragend, Torath damit größte Freuden zu spenden.
Als er von ihr genug hatte, aß er pelzige Früchte und rohes Fleisch, und er leerte einen halbvollen Tonkrug, in dem sich ein berauschender, süßlich wie Blut schmeckender Trank befand.
Reghana räkelte sich wohlig. Irgend etwas beschäftigte Torath. Die Hexe war neugierig, aber sie beging nicht den Fehler, Torath eine direkte Frage zustellen.
Sie war schlau genug, um ihr Ziel von einer ganz anderen Seite zu erreichen. Nicht einmal Torath durchschaute ihren raffinierten Gedankengang.
Von Reghana klug veranlaßt, sprach er - als wäre es sein eigener Wunsch, sich ihr mitzuteilen - vage über seine Pläne. Sicherheitshalber erzählte er ihr aber nur so viel, daß sie ihn nicht belasten konnte.
Auf jeden Fall aber riet er ihr, sich an ihn zu halten, denn mit ihm könne sie sehr hoch aufsteigen. Mehr erfuhr sie nicht. Es reichte ihr. Sie wußte, wie die einzelnen Anspielungen zu deuten waren, und sie versicherte Torath, nicht die Absicht zu haben, ihn zu verlassen.
Ein zufriedenes Grinsen breitete sich über Toraths rotes Gesicht.
Plötzlich sprang Reghana mit schreckgeweiteten Augen auf und stieß einen schrillen Schrei aus, und als sich Torath umdrehte, sah er Croon. Er wußte sofort, daß der schlangenhäuptige Bote nicht durchgekommen war.
***
In der Mitte seiner Stirn zuckte eine dick angeschwollene Ader. Zombie-Charly haßte uns und gab unumwunden zu, daß er uns den Tod wünschte. »Das Böse läßt sich nicht aufhalten. Es wird seinen Weg auf diese Welt finden und jeden vernichten, der es wagt, sich ihm entgegenzustellen.«
»Was hat Harry Rafferty gestern getan?« wollte ich wissen, und Mr. Silver half der Antwort durch seine hypnotischen Kräfte ein wenig nach.
»Wir hatten Kontakt mit der schwarzen Macht, und dann erschien dieser zottelige Vampir mit den gewaltigen Hörnern. Er wollte Blut, und Harry ging sofort mit ihm.«
»Er rechnete damit, sich von den Toten wieder zu erheben, aber diese Rechnung ging nicht auf!« sagte Mr. Silver.
»Er starb in dem Bewußtsein, daß es kein nutzloser Tod war. Er durfte Calumorg mit seinem Lebenssaft Kraft spenden. Ich hätte jederzeit mit ihm getauscht.«
»Wo ist Calumorg jetzt?« fragte ich.
»Wir wissen es nicht.«
»Wann seht ihr ihn wieder?« fragte ich weiter.
»Das hat uns Calumorg nicht gesagt. Vielleicht erscheint er heute abend wieder auf dem Friedhof.«
Ich fragte nach dem Namen des Friedhofs, und Zombie-Charly nannte ihn. Er sagte, daß das der Treffpunkt der ›Wegbereiter‹ wäre.
Mit Harry Rafferty waren sie neun gewesen. Nun gab es nur noch acht ›Wegbereiter‹, drei Mädchen, fünf Jungs. Er zählte sie alle auf - keine Spur mehr von Haß und Mordgelüsten, direkt friedlich war er geworden -, nannte Namen und Adressen, zeigte sich auf einmal sehr kooperativ.
Der Anführer der verrückten Clique hieß Vincent Crespo. Ihn
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