1918 - Der Traum der Nevever
ich eine völlig neue Deutung vornehmen und weiß jetzt, was sie wirklich bedeuten.
Sie wollen dich zu völlig neuem Umdenken anregen. Sie wollen dir sagen, daß du neue Wege einschlagen sollst."
Schor-Impak verriet dem Patriarchen nicht, daß er diese Erkenntnis selbst aus seinen Träumen gewonnen hatte. Und er verschwieg, daß etliche an Bord der INTURA-TAR ihn um Rat aufgesucht hatten, alle wegen plötzlich einsetzender Traumerlebnisse, die alle von ähnlicher Art waren.
Es ging etwas mit den Rawwen an Bord der Agmem-Schiffe vor. Es herrschte eine seltsam angespannte Atmosphäre, als sähen alle mit bangen Erwartungen der Kontaktaufnahme zu den Palikuern entgegen. Doch keiner aus der Sippe vermochte so recht zu beurteilen, was er sich wirklich erhoffte. Nicht einmal Joj-Agmem selbst.
Es verlief zuerst alles nach Plan. Die dreißig Raumschiffe landeten an verschiedenen Plätzen von Paliku, und Joj-Agmem verkündete den Beginn eines neuen Zeitalters für die Bewohner dieser Welt: den Aufbruch ins All.
Wie Agen-Tarman angekündigt hatte, wurden sie von den Palikuern mit allen nur erdenklichen Ehren empfangen und mit Geschenken überhäuft. Joj-Agmem kam nicht umhin, diese Geste der Freundschaft mit Gegengeschenken zu erwidern. Diese Gaben waren nichts Besonderes, bloß unbedeutendes, veraltetes technisches Gerät, doch für die Palikuer waren dies Göttergaben, die sie in ihrer Entwicklung um Jahrzehnte, wenn nicht gar um Jahrhunderte vorwärtsbrachten.
Es war fast rührend anzusehen, wie sie für jedes Stück Schrott mit Bergen wertvollster Geschenke herantraten.
Doch irgendwann drängte der Sippenrat Joj-Agmem, zwar nicht ge- schlossen, doch immerhin mehrheitlich. endlich Ernst zu machen. Joj-Agmem erklärte daraufhin den Palikuern in gespieltem Zorn, daß seine Sippe sich gedemütigt fühle durch ihre ärmlichen Gegenleistungen. Ein solch schändliches Verhalten könne er nur als bewußte Beleidigung und Provokation auffassen Das könnten sich die stolzen Agmem-Rawwen nicht bieten lassen und das erfordere harte Konsequenzen.
Es war eine etwas halbherzig vorgebrachte Drohung, denn sie entsprang nicht Joj-Agmems Überzeugung, sondern er folgte nur den Forderungen jener Sippenmitglieder, die Blut sehen wollten.
Die naiven Palikuer waren überrascht und verwirrt ob solch harter Worte In ihrer großen Ahnungslosigkeit wollten sie wissen, was sie für ihre Gönner von den Sternen denn tun könnten, um sie zufriedenzustellen.
Joj-Agmem präsentierte ihnen daraufhin ein unverschämtes Paket an Forderungen. Er verlangte von ihnen quasi, daß sie seine Sippe auf Jahre hinaus aushielten und ihre Reichtümer mit ihnen teilten.
Joj-Agmem war klar, daß die Palikuer diese Bedingungen nicht annehmen konnten. Es mußte zum Krieg führen. Doch zu seiner größten Überraschung gaben die Palikuer nach und baten als Gegenleistung um weitere technische Innovation.
Damit war Joj-Agmem am Ende seiner Weisheit angelangt. Er hatte nur noch die Möglichkeit, mutwillig einen Krieg gegen die Insektoiden zu inszenieren.
Doch war der Sippenführer der Agmem kein Barbar.
Er trat vor den Sippenrat und erklärte: „Wir sind mit einer Situation konfrontiert, wie wir sie noch nie hatten. Die Palikuer überhäufen uns freiwillig mit allem, ohne daß wir auch nur die Waffe heben müssen. So leicht haben wir noch nie Beute gemacht Warum also sollen wir uns anstrengen und im Kampf unser Leben gefährden, wenn wir so sehr viel einfacher ans Ziel kommen?
Geben wir den Palikuern etwas technisches Spielzeug, das für uns ohnehin wertlos ist."
Es war die wichtigste Erkenntnis für Joj-Agmem und seine Sippe, daß man ohne Kampf viel leichter ans Ziel kommen konnte und darüber hinaus sogar mehr erreichte Dieses Schlüsselerlebnis prägte die Agmem-Sippe für die Zukunft und machte aus einer Bande von Marodeuren geschickte Händler.
Die Beziehungen zu den Palikuern vertieften sich in den folgenden Jahren zu einer für beide Seiten nutzbringenden Kooperative Joj-Agmem jedoch wurde immer wieder an seine Träume erinnert und war sicher, daß eine übernatürliche Macht Schicksal für seine Sippe und die Palikuer gespielt hatte. Doch bekam er diese Macht nicht mehr zu spüren, seine Träume blieben unergiebig.
Erst nach vielen Jahren meldete sich die eine Hälfte des großen Silberwesens an Bord seiner INTURA-TAR zurück. Die lautlose Stimme drang sanft in Joj-Agmems Geist.
„Ich bin es", sagte sie. „Jii'Nevever. Ich möchte deine Dienste
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