1918 - Der Traum der Nevever
sich selbst als sensiblen Rawwen. Er träumte oft und ließ sich von seinem Traumdeuter Schor-Impak darüber aufklären, daß er in seinen Träumen die Geschehnisse der Realität verarbeite. In den letzten Wochen hatte er auf Rederom wiederholt den Alptraum gehabt, daß seine gesamte Sippe vor Hunger elendiglich zugrunde ging.
Doch schon auf der ersten Linearetappe hatten sich seine Träume zum Positiveren gewandelt.
Im ersten Traum wanderte Joj-Agmem durch die verschiedenen Sektionen seines Schiffes. Er sah seine Familie auf völlig veränderte Sichtweise. Die Gesichter der Männer und Frauen drückten Unzufriedenheit und unterschwellige Aggression aus. Sie waren mit seiner Führung, so verriet der Traum, unzufrieden, weil er ihnen nicht ein beschauliches Leben in Wohlstand bieten konnte. Sie warfen ihm insgeheim vor, daß er sie zu Plünderung und Marodiererei anhalte; es war, als könne er im Traum ihre Gedanken lesen.
Dieser Trauminhalt verwunderte Joj-Agmem, denn er glaubte von sich sagen zu können, daß er Gewalt vermeide, wo immer es sich machen ließ.
„Das ist noch nicht genug. Du kannst dich diesbezüglich noch verbessern", sagte eine innere Stimme zu ihm.
Auf seiner Wanderung kam Joj-Agmem auch in den Maschinenraum der INTURA-TAR. Dort entdeckte er überrascht ein Gespinst aus Tronium-Azint, das sich über einen Teil der Wandung spannte.
Schor-Impak deutete die Aussage des Traumes so: „Dieser Traum will dir sagen, daß du zu verweichlicht bist und deine Familie sich eigentlich ein härteres Durchgreifen gegen deine Opfer erwartet."
Der nächste Traum schloß nahtlos an den ersten an. Seine innere Stimme erklärte ihm, daß er schlecht beraten sei, wenn er glaube, daß die Traumbilder das Gegenteil von dem meinten, was sie ihm zeigten.
Meine Träume lügen nicht. Sie sind geradlinig und meinen immer das, was sie sagen!
Das Netz aus Tronium-Azint im Maschinenraum hatte sich auf die doppelte Größe ausgeweitet. Im nächsten Traum, den er bei der zweiten Linearetappe hatte, wurde Joj-Agmem überraschend aus seinem Raumschiff in eine fremde Welt entführt.
Das Tronium-Azint-Netz des Maschinenraumes verschlang ihn und spuckte ihn in fremder Umgebung aus. Er fand sich in einem riesiger' Palast wieder.
Während er die endlos scheinende Flucht von seltsam verwinkelten Räumen durchschritt, stellte er seltsam berührt fest, daß sie alle von dicken Adern aus Tronium-Azint durchzogen waren. Wohin er auch blickte, überall spannten sich die Stränge aus dem wertvollen 5-D-Strahler, und er überlegte schon, welche unvorstellbaren Reichtümer diese Mengen Schwingquarz darstellten.
Da trat ihm ein Wesen gegenüber, wie er es zuvor noch nie gesehen hatte, nicht einmal in seinen Träumen. Es war viel größer als er, so daß er den Kopf recken mußte, um zu ihm hinaufzusehen. Es war von konischer Gestalt, lief unten spitz zu und bestand zur Gänze aus silbrigen Noppen. Es besaß zuerst keinerlei Gliedmaßen, bildete aber im nächsten Moment scheinbar beliebig viele aus sich heraus. Das Wesen schwebte knapp über dem Boden und vollführte mit seinem Silberkörper elegante Schlangenbewegungen. Das hatte auf Joj-Agmem eine magische, geradezu hypnotisierende Wirkung.
„Ich bin dein Gewissen, Joj-Agmem", hörte er eine lautlose Stimme in seinem Kopf. „Ich wache darüber, daß du deine Sippe nicht ins Unglück stürzt."
Kurz bevor die 30 Raumschiffe der Agmem-Sippe vor dem Ziel aus dem Linearraum stießen, erlebte Joj-Agmem die Fortsetzung seines Traumes.
Er stand wieder in dem Palast dem majestätisch schwebenden Silberwesen gegenüber. Diesmal teilte es sich der Länge nach in zwei Hälften. Er erfuhr, daß die eine Hälfte Guu'Nevever hieß und die andere Jii'Nevever.
„Gib acht, Joj-Agmem", sagte die bekannte lautlose Stimme. „Es wird so kommen, wie du es siehst.„ Was Joj-Agmem anschließend in einer Momentaufnahme sah, war das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung. Und das sah er: eine Agmem-Sippe, die ihren Raumschiffsbestand nahezu verdoppelt hatte und ein geruhsames Leben in Wohlstand führte und in Frieden mit anderen Völkern lebte.
Joj-Agmem unterließ es inzwischen, sich seinem Traumdeuter anzuvertrauen, um sich dessen Unkereien zu ersparen. Doch noch während des Anfluges an Paliku wandte sich Schor-Impak unaufgefordert an ihn.
„Ich war, deine Träume betreffend, völlig im Irrtum. Joj-Agmem". erklärte er.
„Ich bin in mich gegangen und habe neue Perspektiven erkannt. So konnte
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