1918 - Der Traum der Nevever
Weltraumstationen. Der Planet war eingehüllt in einen dichten Mantel aus Elektrosmog, und der Äther erstickte förmlich in einem schier unentwirrbaren Funksalat aller nur erdenklichen Normalfrequenzen. Daraus war herauszuhören, daß die Bewohner ihre Welt Paliku nannten. Der Planet sprudelte förmlich vor Leben über.
Nun, Technik war hier wirklich nicht zu holen. Aber dafür Nahrung und vielleicht interessante Reichtümer.
Agen-Tarman entwickelte mit seinen Beratern einen Plan, wie man sich bei den Palikuern einschmeicheln und ihr Vertrauen gewinnen konnte. Es war wieder einmal sein ge- wiefter Bruder Oreb-Tarman. der den Nagel auf den Kopf traf. Oreb wurde Agen manchmal zu oberschlau, doch diesmal gab er eine wirklich gute Idee von sich.
„Diese Weltraum-Expedition kommt uns gerade recht", erklärte Oreb-Tarman. „Wir brauchen nur einen Störfall zu inszenieren, der die Raumfahrer in Not geraten läßt, dann spielen wir uns als ihre Retter auf und bringen sie heil zu ihrer Heimatwelt."
Das klang doch wirklich sehr gut.
Die TAU-TITTAR entfesselte einen kleinen Hypersturm, der das kleine Expeditionsschiff voll traf. Die Funkverbindung zur Bodenstation auf der Heimatwelt brach ab, die Raumfahrer waren isoliert. Die Steuersysteme des kleinen Raumschiffes fielen aus, und es war der Gravitation des Gasriesen schutzlos ausgeliefert. Unerbittlich wurde es von dieser angezogen.
Die sieben an Bord befindlichen Palikuer schlossen mit ihrem Leben ab. Da tauchte aus dem Nichts ein mächtiger Schatten auf. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, daß es sich dabei um einen Asteroiden handele. Doch als das Gebilde abdrehte und die Raumfahrer die Breitseite zu sehen bekamen, erkannten sie, daß es sich um ein künstlich erschaffenes Gebilde handeln mußte.
Es war ein Keil von fast einem Kilometer Länge, am schräg aufsteigenden Bug vierhundert Meter Hoch und ebenso breit, am verjüngten Heck maß es immerhin noch an die hundertundfünfzig Meter. Der Keil wies über die ganze Länge unzählige Auf bauten auf und mutete an wie eine phantastische fliegende Stadt.
Bei diesem Anblick vergaßen die Palikuer ihre Todesängste und konnten nur noch staunen. Die Palikuer waren schon lange der Überzeugung, daß es außer ihnen noch Leben im All geben mußte, und sie hatten sich oft und oft vorgestellt, daß Fremde in Raumschiffen kamen und den Kontakt zu ihnen suchten. Und nun war dieser Traum einiger Phantasten Wirklichkeit geworden!
Die TAU-TITTAR fing das vergleichsweise winzige Raumschiff mit ihren Traktorstrahlen ein und holte es in einen Beiboothangar. Agen-Tarman fand sich persönlich zum Empfang der gestrandeten Raumfahrer ein. Als diese ihre Kapsel verließen entpuppten sie sich als chitingepanzerte Insektoiden mit nervös zitternden Fühlern über den hervorgewölbten Facettenaugen des runden, wie zu groß geratenen Schädels.
Agen-Tarman begrüßte sie in Kunios, der Umgangssprache in Puydor, obwohl er wußte, daß die Palikuer kein Wort davon verstehen konnten. Die Palikuer antworteten mit aufgeregtem Zirpen.
Die Palikuer legten in der Folge allmählich ihre Scheu ab und durften bei einer Exkursion durch das Raumschiff die für sie unglaubliche Technik der Rawwen bestaunen. Es beeindruckte sie, wie rasch die Translatoren ihre Sprache lernten und es allmählich zu einer Verständigung zwischen ihnen kam.
Agen-Tarman versicherte den Palikuern. daß die Rawwen in friedlichen Absichten gekommen und nur an wissenschaftlicher Forschungsarbeit interessiert seien. Um dies zu bewei- sen, versprach er, die Raumfahrer wohlbehalten zu ihrer Heimatwelt zu bringen.
Als der mächtige Körper der TAU-TITTAR über dem Planeten auftauchte und sich majestätisch auf seinen Antigravfeldern auf die Oberfläche senkte, hielt die Bevölkerung des gesamten Planeten den Atem an. Waren die Besucher von den Sternen friedlich gesinnte Wesen, oder würden sie Paliku in Schutt und Asche legen?
Die Besucher gaben sich friedlich. Sie übergaben die geretteten Raumfahrer ihrem Volk und wurden von den emsigen Insektoiden als Helden aus dem All gefeiert. Agen-Tarman ließ sich nur zu gerne im Triumphzug rund um den Planeten führen. Er konnte sich bei dieser Reise einen guten Überblick über die Verhältnisse auf dieser Welt' verschaffen. Was er sah. machte ihn höchst zufrieden.
Er würde Joj-Agmem von einer Welt des Überflusses berichten können, die nur darauf wartete, gepflückt zu werden wie eine überreife Frucht. Es würde
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