1931 - TraumdÀmmerung
schon eher den natürlichen Lebensgesetzen der Auslese durch Kraft und Stärke, wie es uns die Varmiren vorexerzieren. Ich bin ihnen dankbar, daß sie uns bekehrt und zur wahren Kraft des Lebens zurückgeführt haben."
„Zu ehrlosen Verrätern haben sie euch gemacht!" Das brachte Bobo eine neuerliche Ohrfeige ein. Doch er steckte sie weg und fuhr unbeirrbar fort: „Du wirst noch früh genug erkennen, daß du auf die falsche Macht gesetzt hast, Pranko. Die Varmiren nutzen euch doch nur für ihre Zwecke aus. Wenn sie eure Dienste nicht mehr brauchen, werden sie euch ebenso auslöschen wie andere lästig oder unnütz gewordene Völker. Aber vielleicht habt ihr Glück, und Guu’Nevever gibt euch nach seiner Wiederauferstehung eine zweite Chance."
„Geht es denn nicht in deinen Echsenschädel, Bobo?" rief Pranko-Orr zornig. „Guu’Nevever ist nicht mehr. Die Varmiren haben ihn ausgelöscht."
Bobo-Agmem schüttelte den Kopf. „Das gibt es nicht. Du und ich, wir wissen es besser, Pranko.
Guu’Nevever ist unsterblich."
„Das ist ein Märchen, das Guu’Nevever uns glauben machen wollte. Doch die Varmiren haben diese Behauptung als Lüge entlarvt. Wenn es Guu’Nevever noch gäbe, dann müßte er uns durch seine Träume jetzt, in diesem Augenblick, in seine Gewalt bringen können. Aber was passiert in Wirklichkeit? Die Varmiren rotten die Gojomer aus, und deine Sippe wird von uns gedemütigt."
„Das kann nicht wahr sein", sagte Bobo-Agmem ohne Überzeugung.
Der Rawwe konnte selbst nicht mehr daran glauben, daß der Träumer von Puydor noch existierte - nach allem, was gerade passierte. Bobo konnte sich andererseits aber auch nicht vorstellen, wie die Varmiren Guu’ hätten vernichten sollen. Guu’Nevever hatte viele Leben. Er stellte Pranko-Orr diese Frage.
Pranko-Orr antwortete: „Ganz einfach, die Varmiren haben eine neue Waffe entwickelt, mit der sie Guu’Nevever lahmlegten. Frag mich nicht, wie, ich weiß selbst nicht, wie das funktioniert. Doch Tatsache ist, daß sie ihn damit geschlagen haben."
„Genug!" Garmor Kasistans schneidende Stimme veranlaßte Pranko-Orr, von Bobo-Agmem zurückzutreten und Haltung anzunehmen.
Garmor Kasistan, der nach dem Tod seines Vaters Lovo größte lebende varmirische Kriegsherr, baute sich vor Bobo-Agmem auf, die Daumen hinter den Gürtel versenkt, wippte er auf den Zehen.
„Guu’Nevever ist nicht mehr", sagte er kauend. „Aber das ist nicht alles. Schon bald wird dasselbe Schicksal auch seiner Schwester widerfahren. Und dann wird wieder der alte Zustand wie vor der Erschaffung dieser widernatürlichen Wesen in Puydor eintreten. Das wollte ich dich noch wissen lassen, bevor dich dein Schicksal ereilt."
Garmor Kasistan wandte sich zum Gehen. Pranko-Orr machte eine fragende Geste, das Schicksal von BoboAgmem betreffend. Der varmirische Kriegsherr reagierte mit einer verächtlichen, wegwerfenden Handbewegung und überließ damit die Entscheidung dem Rawwen.
Pranko-Orr war damit zufrieden. Nachdem die Varmiren abgezogen waren und die Orr-Rawwen ihre Positionen eingenommen hatten, wandte sich Pranko-Orr an Bobo-Agmem.
„Unsere Sippe ist in den letzten Jahren stark gewachsen", verkündete er. „Die TACCHO-RUNA ist längst zu klein für uns geworden. Darum werden wir die INTURA-TAR als Zweitschiff übernehmen. Durch das fehlende Heckteil ist sie gewissermaßen auf das richtige Maß reduziert worden."
Er machte eine Pause, in der er die Angehörigen der Agmem-Sippe hinter Bobo nachdenklich betrachtete, als überlege er sich Möglichkeiten, wie ihr Schicksal aussehen könnte.
Dann fuhr er fort: „Für einige von euch könnten wir Verwendung für niedere Arbeitsdienste finden. Das hängt natürlich von eurer Bereitschaft ab. Es ist dagegen klar, daß wir aufrührerische Elemente ausmerzen müssen."
Er zog seinen Strahler und wandte sich an Bobo-Agmem: „Hast du noch einen letzten Wunsch?"
„Ich würde gerne wissen, warum die Varmiren nicht auf Guu’Nevevers Träume ansprachen", sprach der Rawwe aus, was ihn die ganze Zeit über beschäftigt hatte. „Ist das auf die Wirkung der neuen Wunderwaffe zurückzuführen?"
„Nein", antwortete Pranko-Orr. „Sie haben ihre Schiffe und die Geschütze bloß vollrobotisch steuern lassen. So simpel war das."
Noch während er die letzten Worte sprach, feuerte er auf Bobo-Agmem. Er hielt den Finger so lange am Auslöser, bis nur noch ein verkohlter Klumpen vom Sippenoberhaupt der Agmem übriggeblieben war.
„Ich denke,
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