1932 - Schiff am Abgrund
Werft brauchen, in der wir etwas größere Space-Jets herstellen können. Wenn du etwas von mir willst, ich bin bei meinen Tauben."
Er stelzte aus dem Zimmer. Gia de Moleon blickte ihm nachdenklich hinterher. In letzter Zeit fand Navajo selten Zeit für sein Hobby.
Wenn er sich nicht um die Amtsgeschäfte kümmern mußte, hielt er sich meist in den automatischen Fabriken auf. Zwei gab es bereits. Sie lagen westlich des TLD-Towers. In jeder der beiden arbeiteten rund um die Uhr und in drei Schichten jeweils tausend Personen.
Fabrik Iproduzierte High-Tech-Bauteile nach terranischen Konstruktionsplänen. Sie sollten über kurz oder lang mit Hilfe der KOMPANIE auf Kristan vertrieben werden und die nötigen Mittel für eine dritte Fabrik einfahren. Fabrik-II diente der Herstellung von Bauteilen für den Krisenfall Robinson.
Und genau dafür benötigte Alashan dringend die Hochenergie-Steuerelemente, die Fee Kellind und die GOOD HOPE III auf Kre’Pain besorgen wollten.
Für die dritte Fabrik reichten die Ressourcen noch lange nicht. Raumschiffe erforderten zu viele unterschiedliche Fertigungsprozesse. Um diesen Traum verwirklichen zu können, benötigten sie Jahre. Andere, bisher geheimgehaltene Projekte waren dringlicher. Dinge wie die Geschäfte mit den Thorrimern liefen quasi nebenbei.
Die Bewohner des zweiten Planeten verwendeten mehr und mehr terranisches Knowhow und bezahlten gut dafür.
Die TLD-Chefin trat an die Steuerkonsole an der Wand und aktivierte sie zur Abwechslung manuell.
„Wann genau kehrt die ALVAREZ von Kristan zurück?" erkundigte sie sich.
„Die Rückkehr ist gegen Mitternacht geplant, also in knapp zwölf Stunden Ortszeit", antwortete der Syntron.
„Und wann trifft das nächste Thorrimer-Schiff von der Handelswelt ein?". „In ungefähr drei Stunden."
Gia wartete. Nachdem der Handelsraumer gelandet war, setzte sie sich umgehend mit dem Kommandanten in Verbindung und trug ihm sein Anliegen vor. Der Thorrimer wirkte extrem schüchtern und entschuldigte sich tausendmal, weil er ständig ins Stottern geriet.
„Es ist alles in Ordnung", berichtete er. „Die ALVAREZ liegt nach wie vor auf dem Südwesthafen von Cyros und wickelt ihre Geschäfte ab."
„Vielen Dank."
Die TLD-Chefin atmete auf. Ihr Zustand innerer Ausgeglichenheit hielt jedoch nur knapp über eine Stunde an. Kurz nach halb zwei mittags schlugen die Ortungsbojen an, die Alashan in weitem Umkreis um das Thorrtimer-System postiert hatte. Gia hielt sich zu diesem Zeitpunkt in ihren Privaträumen tief unten im TLD-Tower auf.
„Was gibt es?" rief sie und rannte zum nächstbesten Transmitter.
Der Syntron sagte es ihr und wies sie darauf hin, daß aus diesem Grund alle Transmitter und sonstigen auffälligen Energieerzeuger abgeschaltet waren.
„Verständigt MAndréko Tars!" rief sie hastig und suchte den nächsten Antigrav auf. „Er soll sich bereit halten."
5.
Wenn jemand Fee Kellind so gesehen hätte, wäre er vermutlich ebenso wie sie in Trübsinn verfallen.
Die Kommandantin kauerte sich in die Nische zwischen den „toten" Kontrollanlagen und zog die Beine an den Körper. Sie schlang die Arme um die Knie und legte den Kopf darauf. Aus ihrer Brust drang ein leises Stöhnen.
Es war zuviel auf einmal. Aus vierzig verschiedenen Positionen im Schiff trafen per Funk oder Kurier nahezu ununterbrochen Hiobsbotschaften ein. Positive Nachrichten über ein funktionierendes Gerät oder einen intakten Energiespeicher machten weniger als ein Prozent der zahllosen Meldungen aus. .Und das war eindeutig zuwenig.
Das Schiff - die sich abzeichnende Tendenz ließ keinen Zweifel mehr aufkommen - war Schrott. Ein untaugliches, wrackes Etwas, das durch ein Sonnensystem trieb, dessen exakte Position in keinem Datenspeicher enthalten war.
Das alles führte dazu, daß Fee sich in einen entlegenen Winkel des Schiffes zurückzog und einige Minuten lang für niemanden zu sprechen war. Der Pikosyn hatte den Befehl, sich nur dann zu melden, wenn ein Ereignis von Bedeutung eintrat.
Die sechsunddreißigjährige Terranerin dachte darüber nach, wie sie Gia de Moleon gegenübertreten würde, wenn sie Alashan erreichten. Fee wußte, daß sie unter diesen Umständen der Chefin des TLD nie mehr in die Augen sehen konnte. Am besten -war, wenn sie ihren Rücktritt einreichte und für den Rest ihre Lebens Blumen züchtete.
Wenn Sholter Roog das mitbekommen hätte! Aber der ehemalige Agent hatte sich schon lange aus ihrem Leben entfernt.
Jener
Weitere Kostenlose Bücher