1932 - Schiff am Abgrund
Lediglich anhand der Standorte ließ sich bestimmen, worum es sich handelte.
Am hinteren Ende der Sektion war die Energieentfaltung so groß gewesen, daß die Projektoren den Boden durchgeschmolzen hatten und zur Hälfte in den darunter liegenden Hangar abgesackt waren. Über zwanzig Stunden hatte es gedauert, bis die Hitze so weit abgeklungen war, daß man die Sektion betreten konnte.
Die Leitende Wissenschaftlerin kam ihr entgegen und tippte zur Begrüßung kurz an den Helm. Fee sah, daß Lyjda hinter der Scheibe ihre exaltierte Brille mit dem schwarzen Gestell trug. Sie enthielt diverse technische Raffinessen aus den Arsenalen des TLD.
„Es fängt drüben auf der rechten Seite an", erklärte sie. „Die SERUNS messen immer stärkere Ausschläge. Wenn die Pikosyns nicht dringend zum Rückzug raten würden, hätten wir vermutlich längst herausgefunden, was es ist."
„Wir schicken zwei, drei Roboter hin, die es sich ansehen sollen", antwortete Fee Kellind. „Beeilt euch!
In höchstens zwanzig Sekunden seid ihr draußen!"
Ein Zischen aus einem der großen Metallklumpen antwortete ihr. Auf der Oberfläche des unregelmäßig geformten Schmelzprodukts Schoß eine Fontäne aus glühenden Teilchen und zog einen Vorhang zwischen die Männer und Frauen. Dazwischen leuchteten die rosafarbenen Schutzschirme der SERUNS.
„Schneller, Leute!" zischte Fee.
Ihre Worte dingen in der Gewalt von einem Dutzend Explosionen unter. Die gesamte Sektion verwandelte sich im Sekundenbruchteil in ein energiespeiendes Ungeheuer. Das Krachen explodierender Metallklumpen übertönte selbst die Schreie aus den Akustikfeldern im Innern der Helme. Fee registrierte blitzschnell die Veränderung der Situation. Dort, wo soeben noch der Eingang in die Sektion gewesen war, gähnte übergangslos ein zwanzig Meter großes Loch. Die Druckwelle hatte es gerissen, und sie zog Lyjda, zwei ihrer Begleiter und die Kommandantin darauf zu. Undeutlich hörte Fee die sich überschlagende Stimme von Tsu.
„Abschotten!" schrie sie, so laut sie konnte, und hoffte, daß er es hörte oder wenigstens erahnte, was sie meinte. „Gesamte Sektion abriegeln!"
Daß es nichts nützte, erkannte sie einen Augenblick später. Die Explosionen waren so gewaltig, daß die Sektion förmlich aus dem Schiff herausplatzte. Die Wände, Decken und Böden rissen, als. bestünden sie aus Papier. Ihr SERUN stabilisierte den Kurs und versuchte mit Gegenschub, das Unheil aufzuhalten. Er schaffte es nicht. Seine Systeme hielten der Belastung nicht mehr vollständig stand und beschränkten sich auf die Erhaltung des Individualschirms.
Mit knapp zwölf Metern pro Sekunde katapultierte die Wucht der Explosion sie in einem Wust aus Trümmern und glühenden, schmelzenden Batzen von zwanzig, dreißig Metern Durchmesser aus der GOOD HOPE III hinaus in den freien Raum.
Die vier SERUNS aktivierten den Normalfunk und schickten ihre Botschaft in das Schiff hinein.
„Mayday, Mayday!" Danach verstummten die Funkgeräte.
Fee Kellind starrte auf das rote Blinklicht am unteren Helmrand. Es wies sie darauf hin, daß die Systeme ihres Anzugs erneut ausgefallen waren.
*
Die GOOD HOPE III hing wie ein bizarrer Asteroid mitten in der Schwärze des Alls. Ihre Vorderseite spiegelte das Licht des weißblauen, namenlosen Sterns. Mitten in der Spiegelfläche gähnte ein Loch von gut vierzig Metern Durchmesser. Die Ränder glühten noch immer. Das Feuer im Zentrum erlosch langsam.
Fee ahnte, wie es zu der Explosion hatte kommen können. Ein Teil der zu Klumpen geschmolzenen Projektoren war im Kern tatsächlich intakt gewesen. Und die Verbindungen zwischen ihnen hatten noch existiert. Die aufgestaute Energie hatte sich an der schwächsten Stelle des Systems entladen und die Explosion verursacht.
In sicherer Entfernung zum Loch begannen auf der Außenhülle des Wracks winzige Lichter zu blinken.
Gleichzeitig meldete ihr SERUN, daß das Funkgerät wieder funktionierte.
„Wir sehen euch", sagte Fee Kellind. „Was habt ihr vor?"
„Wir holen euch runter", antwortete Tsualar Gross. „Bewegt euch nicht! Und unternehmt auch sonst nichts, was euch noch mehr in Gefahr bringen könnte."
Nach einer Weile beobachteten sie, wie die Lichtpunkte eine Reihe bildeten. Sie wanderten über die Oberfläche des Wracks hinaus in ihre Richtung, und irgendwann meldete der Pikosyn das Eintreffen eines schwachen Zugstrahls.
„Wir haben die Projektoren mehrerer SERUNS parallelgeschaltet", klang erneut Tsus
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