1932 - Schiff am Abgrund
knatterte und knisterte, ehe sie die kaum verständliche Stimme der Leitenden Wissenschaftlerin empfing.
„Es geht los, Fee", drang die Antwort zu ihr durch. „Früher als erwartet. Wir können es nicht aufhalten."
Wieder schüttelte sich die GOOD HOPE III und erinnerte an eine störrische Ziege, die sich dem Zug der Leine widersetzte.
„Wie groß ist der Abstand?" Fee keuchte. Ihre Gedanken überschlugen sich.
„Zweiundzwanzigtausend Kilometer. Der Planet befindet sich zur Zeit exakt auf der Verbindungslinie zwischen dem Stern und dem Schiff."
Es bedeutete, daß sich die Anziehungskräfte der beiden Himmelskörper addierten. Für die steuerlose GOOD HOPE III war es die gefährlichste Phase überhaupt, und sie trat zwei Stunden früher ein, als sie vorausberechnet hatten.
Fee fluchte unbeherrscht und kletterte hastig die letzte Strecke zur Plattform hinab.
„Macht weiter!" forderte sie die Männer und Frauen auf. „Öffnet die Kugel und entfernt Schlacke und Ausbeulungen, wo es nur geht! Und seht zu, daß ihr die Leitungen hinab zu den kaputten Speichern freibekommt!"
„Das mußt du uns erklären", sagte eine der Frauen. „Wozu diese unnütze Arbeit?"
„Ich versuche, in Tucks Bahnen zu denken, und bin mir fast sicher, daß er die Leitungen für irgend etwas benötigt. Und wenn es nur dazu ist, die Energie aus dem Hypertrop direkt in den Metagrav zu schicken."
„Das wäre unser Untergang. Nicht umgeformte Hyperenergie in den Metagrav zu schicken ist gleichbedeutend mit dem finalen Schuß. Die freiwerdenden Kräfte zerreißen das Schiff in seine Atome."
„Das ist mir klar." Fee strich sich die Haare aus der Stirn und warf den Männern und Frauen einen verzweifelten Blick zu. „Der Hypertrop ist unsere einzige Energiequelle. Wenn wir sie nicht nutzen, können wir sofort aufhören zu arbeiten. Also macht weiter! Tuck wird mehr einfallen als uns."
Überall im Schiff arbeiteten Trupps an der Wiederherstellung von beschädigten Speichern, so daß diese wenigstens teilweise genutzt werden konnten. Ob es Sinn machte, spielte in den Augen der Kommandantin keine Rolle. Sie wären jedoch töricht gewesen, wenn sie nicht jeden Strohhalm ergriffen hätten, der sich ihnen bot.
„Ich schicke euch weitere Verstärkung", fuhr sie hastig fort und stürmte davon.
Nach hundert Metern war sie durch das Rennen im SERUN so außer Atem, daß sie nicht mehr konnte.
Notgedrungen schaltete sie den Antigrav des Anzugs ein und raubte ihm damit einen weiteren Teil seiner Energiereserven.
„Ors", setzte sie sich mit dem Cheffunker in Verbindung. „Du wirst mich aufsuchen und dich ab sofort in meiner Nähe halten."
„Es gibt Wichtigeres für mich zu tun", lautete die knappe Antwort des Mannes mit dem defekten SERUN.
Fees Stimme sank zu einem gefährlichen Flüstern herab. „Das ist ein Befehl, Agent Tecken."
„Befehl wird ausgeführt."
Also ging es doch. In Situationen wie dieser stellte es sich als absoluter Vorteil heraus, daß die Besatzung nur aus TLD-Agenten bestand. Mit einer Besatzung aus Zivilisten hätte in diesem Schiff bereits das Chaos geherrscht. So aber trug jeder bis zum letzten Augenblick dazu bei, daß sie den Kahn vielleicht doch noch flottbekamen.
Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit ganz objektiv längst unter ein Prozent gesunken ist, dachte Fee skeptisch.
Diesmal benötigte sie eine halbe Stunde bis zur Bodenschleuse. Fee schloß den Helm und ließ die Prozedur des Ausschleusens über sich ergehen. Draußen hielt sie sich dicht neben der Leitenden Wissenschaftlerin und klammerte sich an einen der Haltegriffe. Ihr SERUN aktivierte den Taster und verglich die Werte Lyjdas mit den eigenen. Sie stimmten überein.
Eine kaum wahrnehmbare Erschütterung durchlief das Schiff. Auf seine eigene Weise schien es zu versuchen, den Insassen etwas mitzuteilen.
„Zwölf bis dreizehn Stunden, wenn es so weitergeht", sagte Lyjda Meyer. „Mehr Zeit bleibt uns auf keinen Fall, eher weniger."
Fee Kellind beobachtete weiter und musterte den Gasriesen. Wie ein Gebirge türmte er sich seitlich von der GOOD HOPE III auf. Die Entfernung betrug inzwischen noch knapp zwanzigtausend Kilometer. Das Rütteln des Raumschiffes verstärkte sich, und sie verglich es mit den Erscheinungen in einem altertümlichen Düsenjet, wenn dieser im Landeanflug unterschiedliche Luftschichten durchquerte und den Insassen das Gefühl vermittelte, als würden sie die Treppe in einem bebengeschüttelten Haus hinabkullern. Diesmal hielt
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