1940 - Tanz der Träumer

wie ein Eiszapfen aus dem Polmeer von Grondkaya.
    Yammamihu oder Guu’Nevever bewegte sich langsam und mit Hilfe winziger Tentakel ein Stück zur Seite und gab den Blick des Yamma-Hüters auf das Standbild frei. Die Trümmer lagen säuberlich geordnet beieinander. Doch sie lagen nicht ruhig, sondem bewegten sich. Wie in einem rückwärts laufenden Film setzten sie sich wieder zusammen. Sie bildeten keinen Rawwen, sondern ein Wesen von der Gestalt Guu’Nevevers.
    Die Priester und die Techno-Zelebranten stöhnten angesichts des Wunders unterdrückt.
    „Yamma", seufzten sie vor Erleichterung und gleichzeitig fassungslos „Yamma de allma. Yamma de allbar. Yamma de allwins - Yammamihu, der Allmächtige! Yammamihu, der Allerbarmer. Yammamihu, der Allwissende. Iho au Yamma, ugo - Ein Hoch auf Yammamihu, unseren Gott!"
    Die glitzernde Gestalt löste sich vor ihren Augen auf, und gleichzeitig befiel sie eine merkwürdige Müdigkeit. Pezzo-Orr war es, als habe ihn dieser Zustand vor kurzer Zeit schon einmal heimgesucht. Aber er war sich nicht sicher, und über seinem Grübeln schlief er schließlich ein.
     
    *
     
    Die Unterkunft bestand aus drei Räumen. Aus dem Fußboden ragten lange, wulstartige Metallhecken und bildeten die drei Meter hohen Wände. Die Öffnungen zwischen den Gebilden ähnelten mehr Höhleneingängen als Türen. Julian Tifflor sah sich aufmerksam um, konnte jedoch nichts entdecken, was auf die Anwesenheit.eines Lebewesens hingedeutet hätte.
    „Guu’Nevever?" fragte Gucky „Bist du anwesend?"
    Alles blieb still. Der Ilt schüttelte den Kopf und bewegte sich in seinem arttypischen Watschelgang auf den ersten Durchgang zu. Nacheinander warf er einen Blick in die beiden hinteren Räume.
    „Nichts", stellte er konsterniert fest. „Wo steckt er bloß?"
    „Er könnte uns eine Falle gestellt haben."
    Gucky starrte Tiff an wie einen Geist. Der Terraner schloß gerade den Helm seines SERUNS.
    „Du denkst, daß Guu ...? Nein, ausgeschlossen."
    Julian Tifflor seufzte. „Hoffentlich behältst du recht. Wir sollten uns dennoch vorsehen."
    „Meine Kleinen, ich bin bei euch und beschütze euch." Der Riese von Halut stellte sich demonstrativ hinter ihnen auf. „Mein Planhirn sagt mir, daß es nicht lange dauern kann, bis Guu’Nevever zurückkehrt."
    Sie mußten nicht einmal zwei Minuten warten. Dann materialisierte Guu’Nevever keine drei Meter von ihnen entfernt. Im Licht der Deckenlampen glitzerte sein noppenbedeckter Körper wie Kristall. Gleichzeitig ähnelte seine Oberfläche von der Struktur her terranischer Krokodilshaut.
    Vom Standort der drei Gefährten aus befand sich die Schnittfläche links. Guu war die rechte Hälfte des einstigen Gesamtkörpers, den die Nevever erschaffen hatten.
    Wie seine Schwester maß Guu’Nevever zwei Meter und fünfundvierzig. Die Kristallstruktur vermittelte Tiffs terranischen Augen trotz der noppenartigen Oberfläche den Eindruck einer aus Eis „geschnitzten" Skulptur, die ab und zu ein paar Verformungen erlitt.
    Die Verkörperung der Nevever-Ratio konnte an jeder beliebigen Stelle des Körpers mit Ausnahme der Schnittfläche tentakelartige Auswüchse erzeugen und sie zu Greifwerkzeugen oder Rüsseln ausbilden. Im Gegensatz zu einer Eisskulptur war sein Körper biegsam, die Bewegungen vollzogen sich fließend.
    Die Wesen in diesem Schiff stecken voller Hingabe für Yammamihu, klang die mentale Stimme Guu’Nevevers in Tiffs Gedanken auf. Tolot und der Ilt empfingen sie gleichermaßen. Es ist mir gelungen, sie mit meinen Gedanken ein wenig zu beruhigen. Aber es wird dauern, bis sie zu innerer Ausgeglichenheit zurückfinden und ihr Tagwerk fortsetzen.
    „Du hast ihnen alles erzählt?" dachte und sagte Tiff. „Macht das Sinn?"
    Du denkst falsch, mein Befreier, antwortete die mentale Stimme. Die meisten Orr-Rawwen wissen nichts über die eigentlichen Hintergründe, und ihr solltet ihnen auch nichts davon mitteilen. Diese Wesen tragen bereits jetzt schwer an der Last, die ihnen die Ereignisse aufgebürdet haben. Laßt sie weiter ihrem Glauben nachhängen und Yammamihu wie eine mystische Gottheit verehren.
    „Dann sind wir einer Meinung", stellte Julian Tifflor fest. „Auch uns liegt nichts daran, den Kulturschock für die Rawwen zu verstärken.".
    Kulturschock - ein nachvollziehbarer Begriff, Terraner Tifflor Diese Wesen werden sich verzweifelte Gedanken darüber machen, wie sie die zweite Hälfte der Gottheit. in ihr Weltbild einordnen sollen.
    Den Orr-Rawwen war