1940 - Tanz der Träumer
die Geschichte in groben Zügen bekannt. Sie kannten die Sage von den zwei Geschwistern, die einst getrennt worden waren. Einzelheiten, wie Tiff und seine beiden Gefährten sie durch das Ashgavanogh der Nevever kannten, waren den Anbetern Yammamihus nicht geläufig. Aus der Ritualsprache an Bord der INTURA-TAR ließ sich nur ein mageres Gerüst weit zurückliegender Ereignisse entnehmen. Vor allem waren die geheimen Informationen nur Pezzo-Orr selbst als Anführer der Sippe zugänglich gewesen.
Die volle Wahrheit sah viel komplizierter aus. Vor dreißigtausend Jahren nach der allgemeinen Zeitrechnung der Galaxis hatten die Nevever im Zenit ihrer Evolution gestanden. Ein Bote der höchsten, bekannten kosmischen Entitäten erschien bei ihnen und gab ihnen zu verstehen, daß sie den Schritt auf die nächste Ebene der Evolution wagen mußten, den Schritt in die Vergeistigung.
Die Nevever scheuten davor zurück. In Puydor gab es noch so viel zu wirken und zu wandeln, und das konnten sie nur als körperliche Wesen erledigen. Und sie liebten gerade diese Existenz mehr als alles andere.
Nach langem Ringen fanden sie schließlich eine Lösung, die beide Seiten zufriedenstellte, die Nevever und den Boten.
Es gelang ihnen nach vielen mißlungenen Versuchen und Katastrophen, den Geistespool aus den Kapazitäten aller ihrer Individuen zu stabilisieren und mit Hilfe des .Mediums Tronium-Azint zur Bildung eines Plasmakörpers anzuregen. Es entstand der Körper eines Nevevers von fast doppelter Größe. In jeder der beiden Körperhälften manifestierte sich ein Potential des Volkes, in der einen Jii, was soviel bedeutete wie Schöpfergeist, Forscherdrang und Phantasie, in der anderen Guu, was Vernunft, Sachlichkeit und Ratio umfaßte. Beides ergänzte sich gegenseitig zu einer vollkommenen Einheit.
Jii und Guu ließen sich in ihrem gemeinsamen Körper auf dein Planeten Curayo nieder, weil es auf diesem Planeten große Vorkommen an Tronium-Azint gab und sie eine starke Affinität zu dem Schwingquarz besaßen. Von Curayo aus begannen sie positiv auf die Bewohner Puydors zu wirken.
Die Verbindung zu ihren Schöpfern jedoch verkümmerte immer mehr. Indem die Nevever ihr gesamtes geistiges Potential in die Erschaffung der Doppelentität investiert hatten, degenerierten sie rasch.
Was dann folgte, entzog sich der Kenntnis der meisten Puydorer. Das positive Wirken von Jii’Nevever und Guu’Nevever hielt so lange an, bis der mächtigste Kriegsherr des Volkes der Varmiren Guu’Nevever unter einem Vorwand von Curayo weglockte und mit Hilfe des Tronizators einfangen ließ. Wie Guu’Nevever letztlich auf Smyrno festgesetzt wurde, wußten nicht einmal die drei Galaktiker.
Jii’Nevever verwandelte sich unter dem Schock des vermeintlichen Todes von Guu’Nevever in ein Wesen voller Bösartigkeit und überschwemmte die Galaxis mit ihren Racheimpulsen. Sie ließ das Volk der Varmiren ausrotten und verwandelte Puydor in ein Tollhaus. Irgendwann in der Neuzeit jedoch erloschen ihre Impulse nach und nach, und Frieden kehrte ein.
Dieser hielt bis zu dem Zeitpunkt, als Wesen unter dem Einfloß Shabazzas auf Curayo erschienen und das Gerät abschalteten, mit dem einst Fremde Jii’Nevever in ihr Zeitgefängnis gesperrt hatten.
."Du sprichst von beruhigen", mischte sich Gucky in die lautlose Zwiesprache ein. „Wir nennen es Lähmung oder Lethargie. Bisher schaffst du es nicht, den ursprünglichen Zustand im Schiff wiederherzustellen.
Und genau das solltest du tun. Je schneller wir Smyrno verlassen, desto besser ist es für Puydor und seine Bewohner."
Ein lang anhaltendes, mentales Seufzen erklang.
Pelziger Freund, ich gebe dir recht, antwortete Guu’Nevever. Doch wisse, daß ich irr Augenblick nur wenig tun kann. Noch fehlt es mir an Konzentration und Ausgeglichenheit. Mein Bewußtsein schwankt hin und her. Die Erkenntnis der langen Gefangenschaft setzt mir zu.
„Das ist der springende Punkt!" rief der Ilt. „Deine Schwankungen übertragen sich auf die Besatzung.
Der Zustand der Orr-Rawwen und Arrorer stellt eine Gefahr für das Schiff dar!"
Ich kann es zur Zeit nicht ändern, fuhr das glitzernde Wesen fort. Das Treiben meiner Schwester paßt’ nicht in mein Weltbild, das von Ordnung geprägt ist. Dies spüren auch die Wesen in diesem Schiff. Betreut sie und führt sie auf den richtigen Weg zurück! Ich muß mich um Wichtigeres kümmern. Smyrno verlassen und meine Schwester heilen.
„Du kannst Smyrno nicht verlassen, solange die
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