1940 - Tanz der Träumer
diese Helden gewesen sein mochten, aber die begleitenden Gedankenimpulse der Träumerin bestätigten das nicht.
Unserer Vereinigung steht nichts im Wege, fuhr Jii’Nevever fort. Die beiden Hälften werden verschmelzen und eine einzige Wesenheit bilden. So, wie es unser Volk einst in die Tat umsetzte, bevor die Varmiren Guu unter einem Vorwand weglockten.
„Tu es bitte nicht! Du hast dich weiterentwickelt, während Guu auf dem Niveau von damals stehengeblieben ist. Bestimmt hält er die damaligen Werte hoch und hängt veralteten Moralvorstellungen nach."
Du weißt zuwenig über ihn und mich. Sonst würdest du so etwas nicht sagen. Wir gehören zusammen.
Niemand kann uns trennen. Vereint sind wir mächtiger als je zuvor. Oder glaubst du, wir könnten in einem Körper zwei verschiedene Wege gehen?
„Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Was ist, wenn Guu bei der Vereinigung die Oberhand behält?
Wenn er dich nach seinem Wesen formt, dir seine Geisteshaltung aufzwingt und dich in seinem Sinne beeinflußt?"
Du hast nichts verstanden, aber auch rein gar nichts. Wir gehören zusammen. Daß wir damals getrennt wurden, daß man damals die Ratio ebenso in einen Körper spaltete wie die Phantasie, das alles trug dazu bei, daß wir jahrtausendelang falsche Wege gingen. Guu war eingesperrt, ich war eingesperrt, und beides nur, weil wir hilflos waren. Gemeinsam sind wir eine Entität, gemeinsam sind wir mächtig und unangreifbar.
„Sei vorsichtig, Jii! Nähere dich ihm nicht in Naivität. Sonst wirst du enttäuscht sein. Guu’Nevever ist nicht das Wesen, das du einst gekannt hast."
Und ich bin nicht das Wesen, das er einst gekannt hat. Deine Gedanken verwirren sich. Sei dir bewußt, daß ich bereit bin, selbst ein großes Risiko auf mich zu nehmen, damit ich mich mit dem geliebten Bruder vereinigen kann! Niemand wird mich daran hindern. Du nicht, Shabazza nicht, deine Freunde und Feinde nicht. Kein Wesen in Puydor ist in der Lage, es aufzuhalten.
„Dann bleibt mir nur der Part des Zuschauers", sagte Mike verbittert. „Aber ich werde wachsam sein und eingreifen, bevor es zu spät ist."
Was willst du tun? Sage es mir! Die Gedankenimpulse der Träumerin klangen amüsiert.
„Du wirst es sehen."
Er besaß ein paar Trümpfe, die er ihr verheimlichte. Im Notfall gehorchte ihm die GAAFENOO auch ohne die von Jii’Nevever kontrollierte Besatzung. Die Besatzung merkte von der Kontrolle ohnehin nichts und ging stets davon aus, daß jeder an Bord des Schiffes nach eigenen Gedanken und Vorstellungen handelte.
Sei beruhigt. Und freue dich mit mir, meldete sich die Gedankenstimme ein letztes Mal. Das Jahrtausendereignis läßt sich nicht aufhalten. Sein Vollzug steht unmittelbar bevor.
Ein Jahrtausendereignis!
Michael Rhodan hatte es befürchtet. Als der leichte Sog in seinem Kopf vorüber war und damit feststand, daß sich Jii’Nevever zurückgezogen hatte, traf Shabazzas Statthalter die ersten Vorbereitungen für den Ernstfall.
9.
„Es wäre gefährlich, wenn wir uns alle von Guckys Euphorie anstecken ließen", sagte Julian Tifflor zu Pezzo-Orr. „Wir kennen Michael Rhodan wie uns selbst. Er ist zu Höchstleistungen fähig, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen."
„Und du glaubst, es existiert eine Gefahr, vor der wir uns hüten müssen?" fragte der Orr-Rawwe.
„Ja. Wir wissen nicht, was geschieht, wenn sich die beiden Entitäten vereinigt haben. Rhodan wird sein Vorhaben wahr machen und die INTURA-TAR vernichten, ehe weder Jii noch Guu ihn daran hindern können."
Icho Tolot gab ein dumpfes Grollen von sich. Die Köpfe des Yamma-Hüters und der Priester ruckten herum.
„Tiff hat recht", sagte der Haluter so leise wie möglich. „Natürlich weiß Mike genau, daß Jii’Nevever alle Lebewesen in diesem Sonnensystem kontrolliert und notfalls auch ihn unter ihren Bann zwingen kann. Er wäre dumm, wenn er nicht Vorkehrungen getroffen hätte, um die Ziele seines Auftraggebers zu verwirklichen.
Wenn sich die beiden Entitäten vereinigt haben, spricht einiges dafür, daß Jii’Nevever nicht mehr für eine Invasion der Milchstraße zur Verfügung steht."
„Wir sollten Guu fragen, wie lange es noch dauert, bis sich die Vereinigung vollzieht", schlug Gucky vor. „Leider erhalte ich zur Zeit keinen Kontakt zu ihm. Er bereitet sich auf den Besuch des Planeten vor."
„Ich versuche es über die interne Kommunikation", schlug Pezzo-Orr vor.
Der Rawwe hantierte an seiner Konsole. Die Positronik schaltete von
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