1940 - Tanz der Träumer
Genese an zeichnete er ihren gemeinsamen Lebensweg bis hin zu jenem Zeitpunkt, als er an Bord der INTURA-TAR ins Unglück geflogen war. Jii litt sichtlich unter den Schilderungen des Bruders, besonders als dieser sich bewußt wurde, daß man ihn in eine Falle gelockt hatte.
Wie ihn die Varmiren mitsamt dem Schiff in die Höhle unter dem Vulkan geschafft hatten, vermochte er nicht zu sagen. Der Gedanke, für lange Zeit oder für immer von seiner Schwester getrennt zu sein, raubte ihm fast den Verstand.
Wie meist in solchen Fällen schuf sich die Psyche einen eigenen Weg, um dem aufkeimenden Irrsinn auszuweichen. Guu verlor sein Zeitgefühl. Er wußte letztlich nicht, wie lange er in seinem Gefängnis eingesperrt blieb, gebannt durch den Tronium-Azint-Auflader der Varmiren. Nur der Schlaf hatte ihm oft über die Zeit hinweggeholfen.
In Jii’Nevever keimte Zorn auf. Wenn es die Varmiren noch gegeben hätte, wäre diesem Volk kein langes Dasein mehr beschert gewesen. Aber Jii hatte sie bereits damals ausrotten lassen, als Rache für den vermeintlichen Tod des Bruders.
Die positiven Emotionen der Träumerin gewannen erneut die Oberhand.
Willkommen, mein Bruder, signalisierten ihre Geistesimpulse. Glücksempfindungen aller Art, Freude und unsagbare Erleichterung begleiteten sie. Gucky verzog das Gesicht zu einem heiteren Lächeln.
„Guu muß es gewußt haben", sagte er leise und ohne in der Konzentration nachzulassen. „Ich glaube langsam, daß die Entscheidung bereits gefallen ist."
In seinem Innern blieb dennoch ein Gefühl der Ungewißheit. Die Vereinigung der beiden Halb-Wesen stand noch bevor. Erst wenn sie vollständig zueinandergefunden hatten, würde alles so sein wie früher.
Die überschäumenden Emotionen der Jii’Nevever ließen nicht nach. Sie gewährte ihrem Bruder ungehinderten Einblick in ihre gesamte Gedankenwelt. Gucky nahm daran teil, ohne daß die Träumerin etwas davon ahnte. Guu schirmte ihn vollständig ab.
Die zwei Ketten aus jeweils sechs Kreuzschiffen entfernten sich noch ein Stück weiter von der INTURA-TAR und bildeten eine nach vorn offene Formation. Das weite Ende des angedeuteten Trichters deutete auf Na’Call.
„Was zögerst du noch?" rief der Ilt dem Yamma-Hüter zu. „Kapierst du die Impulse des Friedens nicht?
Wir sind eingeladen worden."
„Ja, ja, natürlich, ich habe es schon verstanden." Pezzo-Orrs Hände glitten über die Kontrollen. Er übernahm das Schiff in manuelle Steuerung. „Jii’Nevever, wir nehmen die Einladung an."
„Keine Frage, daß wir das tun", rief Gucky mit heller Stimme. „Bestimmt gibt es auch ein Festessen.
Mehr noch! Ganz Puydor wird ein Jahr lang feiern."
Der Bug der INTURA-TAR schwenkte ein Stück herum und zeigte endgültig auf den einzigen Planeten des Sonnensystems. Gleichzeitig erlosch der Schutzschirm.
Der Ilt seufzte und schwebte aus Tolots Armen zu Boden.
„Wenn mir das einer vor zehn Stunden gesagt hätte, wäre er von mir glatt für verrückt erklärt worden", flüsterte er. „Die Träumerin ist so gut wie auf unserer Seite. Bleibt nur noch Mike. Hoffentlich gelingt es uns, seiner habhaft zu werden. Wir müssen ihn dringend operieren und von seinem Chip befreien."
„Ich bleibe skeptisch", orakelte Tiff. „Wer weiß, mit welchen Machtmitteln Shabazza Mike inzwischen ausgestattet hat. Wenn wir nicht aufpassen, macht er uns einen Strich durch die Rechnung."
Icho Tolot äußerte sich überhaupt nicht. Er starrte nur auf den Wandbildschirm im Kommando-Tempel.
Unaufhörlich rückte Na’Call näher.
8.
Yammamihu!
Michael Rhodan stützte das Kinn in die Hand. Nach vorn gebeugt saß er in seinem Sessel.
Yammamihu war angeblich ein Wesen mit dem Aussehen der Jii’Nevever. Das konnte nicht sein.
Etwas war falsch und lief nicht so, wie er. es sich vorstellte. Die Wesen an Bord der INTURA-TAR machten nicht den Eindruck, als stünden sie unter dem Bann der Träumerin. Dabei hätten sie den Suggestivimpulsen längst erliegen müssen, die das Ra’Call-System erfüllten.
Der Kommandant namens Pezzo-Orr kümmerte sich nicht einmal darum, daß sich Beiboote der Kreuzschiffe näherten. Er ging bewußt die Gefahr ein, daß die INTURA-TAR zerstört wurde.
Michael hatte bereit% in den Positroniken die zwei Begriffe checken lassen. Yammamihu - das war der Name einer Gottheit, die angeblich im Mittelpunkt des Universums hauste und von einigen durchgedrehten Rawwen angebetet wurde. Kaum einer nahm sie ernst.
Und die
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