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1946 - Der Fünfte Bote

Titel: 1946 - Der Fünfte Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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um endlich etwas zum Prüfungsgespräch beitragen zu können. „Die Cartagener waren ein völlig unauffälliges Volk in Chearth" ,sagte er, „bis sie zufällig auf die Methode stießen ammoniakweißes Eiskristall zu veredeln, das nur auf ihrer Welt wuchs. Sie überschwemmten unsere Galaxis damit, und wir akzeptierten es bereitwillig, weil es die Glückseligkeit brachte, doch auf die Ekstase folgte das Siechtum. Und was sagte Nisaaru zu uns?
    Die Glut der Ekstase ist tödlich, wenn sie nicht durch die ewige Asche des Einerleis erhöht wird. Wäre einer unserer Kriegsherren sich nicht über die Konsequenz dieser Worte klargeworden, wäre Chearth in der Ekstase der sinnlosen Glückseligkeit untergegangen. Und nur in der Zusammenarbeit mit den Sauerstoffatmern ist es uns gelungen, unsere Galaxis vor dem Untergang des glückseligen Verderbens zu retten."
    Er schüttelte sich vor Entsetzen ob der Vorstellung, was geschehen wäre, wenn Nisaarus orakelhafte Warnung auf taube Ohren gestoßen wäre. „Und als das vorher völlig unbedeutende, ja sogar primitive, aber sehr aggressive Volk der Gramser" ,fuhr er fort, „aufgrund der fünfdimensionalen Strahlung seines Zentralgestirns Husch mutierte und eine tödliche Hassstrahlung in die Galaxis ausschickte, die sich gegen sämtliche Lebewesen richtete, die noch nicht die Pubertät erreicht hatten ..."
    „Darum geht es bei diesem, Philosophikum doch gar nicht", unterbrach Wygrykew. „Ich bekenne, dass ich in dieser Frage die Position der Logiker einnehme und behaupte, die Nisaaru ist nichts anderes als die Kollektiverinnerung unseres Volkes." Er lehnte sich zurück und verzog seinen Mund zu einem breiten Grinsen. „Weil einer unserer Ahnherren, gesegnet sei seine verlorengegangene absolute Logik", fuhr er fort, „die vernünftige Entscheidung traf, einen Krieg mit den Wlatschiden zu vermeiden, wurde seine Wahnvorstellung sakrilegisiert, eine Entität namens Nisaaru habe ihm diese Idee eingegeben." Sein Grinsen wurde noch breiter und zufriedener, denn er wusste, diese Bemerkung würde ihm das Wohlwollen der Logiker unter den Prüfern einbringen.
    „Andere setzen Nisaarus Existenz voraus und halten sie für eine Entität der höheren kosmischen Ordnung, die unsere Entwicklung zum Positiven gefördert hat. Sie ist uns gegenüber nie körperlich in Erscheinung getreten, und es gibt keine Beweise für ihr Vorhandensein. Wieder andere behaupten, Nisaaru sei ..."
    „Auch darum geht es nicht", unterbrach Zegreckez barsch. „Es geht um Sand."
    „Unsere Diskussion über Sand ist doch nur eine Folge der Wahnvorstellung unseres Vorfahren", widersprach Wygrykew. „Nein. Sand ist real. Und Sand ist das Thema dieses Philosophikums. Erst wenn wir den Sand an sich erörtert haben, können wir die Frage klären, warum wir über Sand sprechen."
    „Ein Sandkorn ist winzig", griff Schüler D'Grokad den Faden auf. „Ein Sandkorn ist nichts. Und doch ist ein Sandkorn unendlich größer als das, woraus das gesamte Universum entstand."
    „Eine Welt in einem Sandkorn zu erblicken heißt, Unendlichkeit in der Hand zu halten", wiederholte Schüler Ygryky ein allseits bekanntes Dogma, was ihm bei Meister Agreka keinen Pluspunkt einbrachte. „Sand als Masse ist weder fest noch flüssig oder gasförmig", sagte Zegreckez. „Er ist ein granularer Stoff, chaotisch angeordnet, intrinsisch heterogen und dadurch unberechenbar. Sand lässt sich mit thermodynamischen Konzepten nicht beschreiben. Soll er durch Druck verformt werden, nimmt sein Volumen zu und setzt man ihn Vibrationen aus, verändert er seine Form. In der Masse ist Sand ein selbstorganisiertes kritisches System. Sein Gesamtverhalten kann nicht mehr aus den Mechanismen seiner kleinsten Einheiten abgelesen werden."
    „Perfektes Chaos", sagte Ygryky verächtlich. „Außerdem führt uns das wieder zu Nisaaru zurück. Sand ist einzigartig. Wir sollen sein wie Sand, wir sind ohnegleichen, wir ..."
    „Aber nein", erwiderte Zegreckez. „Sand lässt sich verformen, vom Wind verwehen. Und Sand bleibt in Form, man baut Häuser damit, brennt Glas daraus er dient in besonders reiner Konsistenz als Rohstoff für Computerchips. Sand ist flexibel und fest zugleich. Und warum?" Eine rhetorische Frage, erkannte Meister Agreka. Zegreckez ließ sich auch nicht unterbrechen, sondern schickte die Erklärung sofort hinterher. „Jedes Sandkorn ist von winzigen Kapillargefäßen durchzogen", sagte er, „die sich mit Wasser - oder natürlich auch

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