195 - Der goldene Tod
der von ihm hören wollen - und sei nicht zimperlich. Geh aber nicht allein zu ihm. Nimm sicherheitshalber Cliff mit und ruf mich an, sobald der Höllentanz zu Ende ist.«
»Alles klar.«
»Bezahlung wie immer.«
»He, Mann, reden wir vom Geld, wenn der Auftrag zu Mr. Gunns Zufriedenheit erledigt ist, okay?« sagte James Kirby grinsend. »Kannst du mir mit Namen und Adresse dienen?«
»Ich habe eben im Telefonbuch nachgesehen. Der Kamerad, den ihr windelweich klopfen sollt, heißt Lance Selby. Ist’n Professor. Laß ihn mal so richtig die Engel singen hören. Das wird ihm bestimmt gefallen.« Glenn Palmer lieferte Selbys komplette Anschrift und legte auf.
Als Kirby ins Hinterzimmer zurückkehrte, war der Falschspieler verduftet. Der Ex-Boxer stopfte seinen Gewinn in die Taschen, sagte zu den Männern, die noch da waren: »War mir ein Volksfest!« und verließ die Bar.
Cliff Gordon war bei Pamela, einem toll aufgetakelten Callgirl. Er gehörte zu ihren Stammkunden, hatte schon eine Menge Geld dagelassen und durfte deshalb auch mal auf Kredit ran, wenn er knapp bei Kasse war.
Kirby läutete an ihrer Tür. Sie öffnete sie nur, soweit es die Sicherheitskette zuließ. Ihre braunen Augen huschten an ihm rauf und runter.
»Was gibt’s?«
»Ist Cliff da? Er wollte dich besuchen.«
»Komm in einer halben Stunde wieder. Wir sind mitten im Schaffensprozeß.«
»Brecht ihn ab. Cliff und ich haben etwas Wichtigeres zu tun.«
»Cliff hat dafür bezahlt, daß ich ihm…«
»Soll ich die Tür eintreten?« fragte Kirby kalt. »Er kommt morgen wieder, und du fängst noch mal von vorn an. Wo liegt das Problem?«
Widerwillig ließ Pamela das Schwergewicht ein. Sie trug ein durchsichtiges schwarzes Neglige, und darunter nichts weiter als sündhaft schöne Haut.
Kirby konnte es sich nicht verkneifen, ihr einen Klaps auf die hübsche Kehrseite zu geben. »Ist im Preis inbegriffen«, sagte er grinsend.
Er wartete in einem gemütlichen Wohnzimmer auf seinen Komplizen. Er hörte ihn nebenan kräftig fluchen und grinste schadenfroh.
»Sag mal, hast du nicht alle Latten am Zaun?« fragte Gordon ungehalten, als er - noch nicht ganz angezogen - das Wohnzimmer betrat. Er war nur unwesentlich kleiner als James Kirby. »Wieso holst du mich aus Pamelas Bett?«
»Weil wir was zu erledigen haben. Beziehungsweise… jemanden.«
Pamela kam rauchend aus dem Schlafzimmer. Sie war eine dunkelhaarige, rassige Schönheit, die es wie jene drei weisen Affen machte: nichts hören, nichts sehen, nichts reden. Gordon und Kirby konnten sich offen über den Auftrag unterhalten.
»Verdammt, konntest du nicht eine halbe Stunde später aufkreuzen?« brummte Gordon und zog sich fertig an.
»Du hast was bei mir gut«, tröstete ihn Pamela und nahm einen tiefen Zug von der Zigarette.
»Ich komme heute noch mal wieder«, kündigte Gordon an. »Halt dich für mich frei, okay?«
Vor dem Haus stand Kirbys Wagen. Die Schläger stiegen ein.
***
In Paddington gab es eine Bar namens Black Crocodile. Die suchte Lance Selby hin und wieder auf, weil sie in gemütlichen fünf Minuten zu erreichen war, weil ihm die Atmosphäre gefiel und weil man ihn da kannte und gut bediente.
»Na, Professor, wieder mal im Land?« fragte Charlie, der Barkeeper, freundlich.
»’n Abend, Charlie.« Lance, der den Ärger mit Gunn hinunterspülen wollte, enterte einen der. Hocker.
»Was darf’s denn sein?«
»Das übliche.«
»Ist schon in Arbeit«, sagte Charlie. Als er den Drink dann vor Lance hinstellte, meinte er: »In so festlichen Klamotten waren Sie noch nie bei uns. Gibt es was zu feiern?«
»Wenn es ein Grund zum Feiern ist, wenn man eine Party zwangsweise verlassen muß, dann ja. Man hat mich zu einer Party eingeladen und dann hinausgeworfen.«
»Wer tut einem Mann wie Ihnen denn so etwas Verrücktes an?«
»Schon mal von Henry Gunn gehört?« fragte Lance.
»Zu dem wäre ich an Ihrer Stelle überhaupt nicht gegangen«, erwiderte Charlie mit tiefgezogenen Mundwinkeln.
»Ja, es war wohl ein Fehler.«
Der Parapsychologe blieb eine Stunde im Black Crocodile. Er lud Charlie zu einem Drink ein und erzählte ihm von Afton Gunn, die das Glück hatte, überhaupt nicht nach ihrem Vater geraten zu sein.
Als Lance aufbrach, fühlte er sich besser, sein Zorn war verraucht. Ein Gespräch mit Charlie tat immer gut. Der Barkeeper war besser als so mancher Psychotherapeut.
Zu Hause zog Lance das Smokingjakkett aus und hängte es sorgfältig über den Kleiderhaken. Da
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