195 - Der goldene Tod
dem Tod bestrafen, aber ihr habt Glück. Ich bin heute milde gestimmt. Wenn ihr die Waffen niederlegt und euer Haupt vor mir neigt, so daß ich erkennen kann, daß ihr mich als Asmodis’ Nachfolger anerkennt, wird euch nichts geschehen.«
Troggan lachte laut. »Wie willst du ohne Kopf regieren? Den schlagen wir dir nämlich jetzt ab!«
Cuvin griff zuerst an. Wild hieb er mit dem Schwert zu. Die breite, blinkende Klinge surrte durch die Luft, und der dürre Teufel reagierte gedankenschnell.
Er wich dem Schlag aus und stieß in seinem Innern jenen geheimen »Tresor« auf, in dem sich ein wahrer Magieschatz befand. Er brauchte nur zu wählen.
Cuvin und Troggan wußten das nicht. Für sie war der mumifizierte Gegner nicht einmal eine halbe Portion, deshalb machten sie den Fehler, ihn nicht ernst zu nehmen.
Wie ernst Calarb zu nehmen war, zeigte sich in den nächsten Augenblicken. Hochwirksame Dämonenformeln peitschten ihnen aus dem Mund des Mumifizierten entgegen.
Calarb lenkte die Schwerter ab, schuf verwirrende Spiegelbilder und weichte den Boden unter Cuvins und Troggans Füßen auf. Sie sanken in knietiefen, zähen Schlamm.
All das gehörte noch zu Calarbs Abwehrmaßnahmen. Bis zu diesem Moment hatte er die grünen Teufel nicht attackiert, aber das änderte sich nun.
Jetzt kamen die Angriffsformeln, grausame Spruchattacken, die Calarb erst kannte, seit er Lephas gefressen hatte. Er riß Cuvin damit die muskulöse Brust auf.
Der grüne Teufel konnte unglaubliche Schmerzen vertragen, aber was ihm Calarb antat, war zuviel. Er schrie gepeinigt auf und ließ das Schwert fallen.
Ein pralles schwarzes Adernnetz bildete sich unter seiner grün glänzenden Haut. Calarb pumpte die Adern mit gnadenlosen Todesformeln auf.
Cuvin wurde unförmig, die Adernwände hielten der extremen Belastung nur kurze Zeit stand, dann platzten sie. Cuvin brüllte. Rauch stieg von seinen stumpfen Hörnern hoch, und es stank penetrant nach verbranntem Horn.
Immer mehr veränderte sich Cuvins Aussehen.
Er wurde zu einem zuckenden, heulenden Klumpen, den der weiche Boden aufnahm und verschlang.
Das grausame Schicksal des Komplizen erschreckte Troggan so sehr, daß er entsetzt zurückwatete. In all der Zeit war es noch nie vorgekommen, daß ein grüner Teufel nicht nur aufgegeben hatte, sondern sogar an Flucht dachte.
Er, dessen Aufgabe das Töten war, wurde zum zitternden Feigling, dem nur noch eines wichtig war: sein Leben zu retten…
***
Henry Gunn führte Lance Selby in sein Arbeitszimmer. Er bot dem Parapsychologen keinen Platz an und kam gleich zum Kern der Sache. »Die Wahrheit möchten Sie also hören.«
»Immer. Ich verabscheue Verlogenheit«, entgegnete Lance. »Wieso nimmt Afton nicht an dieser Party teil? Haben Sie es ihr verboten?«
Gunn lächelte. »Ich glaube nicht, daß sie es sich verbieten lassen hätte. In letzter Zeit wird sie schwierig, um nicht zu sagen störrisch. Ihr Widerspruchsgeist ist erwacht. Es ist nicht mehr so leicht wie früher, sie zu lenken.«
»Es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, als sich damit abzufinden, daß Afton allmählich erwachsen wird.«
»Das macht mir nichts aus. Es gefällt mir, Afton zur jungen, attraktiven Frau heranreifen zu sehen. Ihre makellose Schönheit schmeichelt meinem Vaterstolz ungemein.«
»Ich habe den Eindruck, Sie sehen in Ihrer Tochter eine Kostbarkeit, die Sie mit niemandem teilen möchten.«
»Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich sie einem Mann übergeben, der ihrer würdig ist«, sagte Gunn.
»Und den natürlich Sie für sie ausgesucht haben.«
»Es soll schließlich nichts schief gehen«, antwortete Gunn. »Wenn man nur eine Tochter hat…«
Der Parapsychologe kniff die Augen zusammen. »Sie haben mir noch nicht den wahren Grund verraten, weshalb Afton nicht hier unten ist, Mr. Gunn. Wenn Sie ihr nicht verboten haben, herunterzukommen, was hält sie dann oben zurück?«
»Sie schläft.«
»Oh, Sie wollen mir doch nicht einreden, daß sie so früh am Abend schon die Müdigkeit übermannte. Wenn sie jetzt schläft, dann müssen Sie irgendwie nachgeholfen haben.«
»Damit haben Sie den Nagel erstaunlich genau auf den Kopf getroffen, Professor«, gab Gunn unumwunden zu. »Sie hat von mir ein Glas Sekt bekommen, in dem sich ein starkes Schlafmittel befand. Wenn sie aufwacht, werden Sie nicht mehr im Haus sein.«
»Sie haben Afton mit einem Schlafmittel schachmatt gesetzt?« herrschte Lance Selby den Geschäftsmann an. »Das ist ja wohl der Gipfel
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