1954 - Flugziel Chearth
Infrarotspur verfolgt", sagte der Oxtorner. Dao-Lins irritierter Blick veranlasste ihn hinzuzufügen, dass Tarlan sein „Schosstier" war. „Okrills können Infrarotspuren noch nach Wochen wahrnehmen."
Ehe die Kartanin einhaken konnte, fuhr Myles fort: „Das war Punkt eins. Zweitens muss ich vorausschicken, dass weder die Hypertaster noch andere auf fünfdimensionaler Basis arbeitende Geräte eine Unregelmäßigkeit verzeichneten, aber eine Analyse des Hyperraum-Resonators ergab nachträglich Schwankungen im Bereich einer bestimmten Hyperfrequenz. Die Zeitpunkte dafür lagen kurz nach Mittemacht sowie unmittelbar vor sechs Uhr morgens und einige Minuten später. Die betroffene Frequenz dient üblicherweise dem Nachweis des Hyperbarie-Pendelns im Bereich kristalliner Festkörper ..."
„Ist das der Beweis, dass Garron eine Hypersenke aufgebaut hat?" Dao-Lin-H'ay schaute an Myles vorbei hinüber zu dem Todesmutanten, an dessen Körper Ärzte und Medoroboter soeben eine Vielzahl von Messinstrumenten anbrachten. Mhogena erteilte Anweisungen. „Was soll das werden?" fragte die Kartanin.
Der Oxtorner räusperte sich halblaut, und es klang wie das Grollen eines aufziehenden Erdbebens. „Garron will mit uns zusammenarbeiten."
„Was hoffentlich niemanden dazu verleitet, ihm den Rücken zuzuwenden." Ungeduldig trat Myles Kantor von einem Fuß auf den anderen, seine Bewegungen wirkten ein wenig wie die eines Schlafwandlers. Wer ihn genauer kannte, wusste, dass Myles sich immer dann äußerst intensiv mit einem Problem auseinander setzte. Hastig strich er sich die Haarsträhne aus der Stirn. „Ich vertraue ihm", sagte er. „Tuyula übrigens immer noch. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Garron im Koma und unter den Bedingungen des Metagrav-Flugs unbewusst eine Senke erschaffen hat, deren Zugang er momentan, aus dem vierdimensionalen Kontinuum heraus, nicht findet. Es ist Lehrphysik, dass die Grigoroff-Projektoren eines Metagrav-Triebwerks während des Fluges durch den Hyperraum ein Schirmfeld erzeugen, das. dem Schiff quasi seinen eigenen Mikrokosmos zuteilt. Der Ausfall der Grigoroff-Schicht führt nahezu immer zum Auftauchen des Schiffes in einem fremden Universum. Die Feldenergien dieses Mikrokosmos könnten eine Entartung der von Garron beeinflussten Hyperbarie bewirkt haben, was wiederum die Hyperraumsenke in ihrer Stabilität verändert."
„Bitte", unterbrach Dao-Lin den Redefluss, „mir steht der Sinn nicht nach einem Vortrag in Hyperphysik. Sag's mir mit kurzen Sätzen, Myles: Was hast du vor?" Sein hageres Gesicht schien noch ein wenig kantiger zu werden; die großen Augen spiegelten einen Hauch von Wehmut. „Ich glaube", murmelte der Wissenschaftler, „dass Vincent Garron die Senke erst wiederfindet, sobald wir uns im Überlichtflug und im Schutz der Grigoroff-Schicht befinden."
„Die Senke könnte abgedriftet sein."„In dem Fall wäre Atlan nicht mehr verschwunden." Nachdenklich massierte Myles Kantor seinen Nasenrücken. „Vermutlich. wurden im Koma veränderte paranormale Kräfte wirksam. Falls sie sich nicht mehr nachvollziehen lassen, bleibt der Zugang zur Senke verschlossen, egal was wir unternehmen." Dao-Lin starrte ungläubig hinüber zu Garron. Wenn Myles' Andeutung zutraf, hatte er soeben das Todesurteil für drei Menschen verkündet, unter ihnen zwei potentiell Unsterbliche.
Die GILGAMESCH flog wieder mit Überlicht. Vorsorglich hatte Kalle Esprot höchste Alarmbereitschaft angeordnet. Vincent Garron befand sich im Sicherheitstrakt unter strenger medizinischer Kontrolle. „Ich will Tuyula sehen", flehte er. „Bringt sie zu mir."
„Du musst dich gedulden", wehrte Dr.
Mangana ab. „Die Blue befindet sich noch im Regenerierungsbad." Garron starrte ihn wütend an. „Ich brauche sie jetzt", keuchte er. „Später ist es zu spät."
„Du hättest sie fast umgebracht."
Der Todesmutant versuchte, sich die Anschlüsse und Sensoren abzureißen, doch Fesselfelder hinderten ihn daran. „Bringt Tuyula - zu mir!" Der Aufschrei wurde schrill und brach abrupt ab. Vincent Garron war verschwunden. Nur ein heilloses Durcheinander von Körpersensoren blieb auf der Antigravliege zurück. „Es war unmöglich, ihn aufzuhalten", ächzte Mhogena. „Er ist so schnell teleportiert, dass ich seine Absicht nicht erkennen konnte." Esprot stieß eine deftige Verwünschung aus. Seine Befehle Überstürzten sich. Ab sofort würden Roboter. nicht nur in der MERLIN, sondern in allen Segmenten des
Weitere Kostenlose Bücher