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1956 - Das Haus der Nisaaru

Titel: 1956 - Das Haus der Nisaaru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich zu der Parodie eines Grinsens. „Wir befinden uns offensichtlich in einer Sauerstoffblase, die genau das verhindert", stellte er fest. „Sie wurde errichtet, nachdem wir materialisierten - im Bruchteil einer Sekunde."
    „Das ist ja phantastisch", flüsterte Tuyula.
    Vorsichtig ging sie ein paar Schritte. Der Durchmesser des Korridors betrug vielleicht vier Meter. Der Boden war weich und nachgiebig, und Tuyula merkte, wie die giftigen Nebelschleier sich mehr und mehr zurückzogen, je weiter sie sich bewegte. „Sieh da", erklang Vincents spöttische Stimme hinter ihr. „Nisaaru sorgt für ihre Gäste, ob willkommen oder nicht. Für jeden gibt es ideale Bedingungen, damit er sich in ihrem Haus wohl fühlt.
    Eine empfehlenswerte Adresse, wenn sich hier noch gute Restaurants und ein paar exklusive Ladengeschäfte einrichten ließen. Ich selbst mache mir ja nichts aus diesen Dingen."
    Die Blue achtete nicht auf ihn. Die Wand des Korridors fühlte sich seltsam an; irgendwie hatte sie das Empfinden, ihre Hand hindurchstrecken zu können - nicht aber den ganzen Körper. „Warum hast du uns hierher gebracht?" fragte sie und richtete das rückwärtige Augenpaar auf den Mutanten. „Ich will zum Sonnentresor zurück. Daher muss ich das hier beschleunigen."
    „Nisaaru hat dich nicht in ihr Haus eingeladen, Vincent. Glaubst du wirklich, sie wird unser ungebetenes Eindringen einfach so hinnehmen und dich gewähren lassen?"
    „Nisaaru scheint sehr wohlwollend zu sein, sonst hätte sie uns doch keine entsprechenden Bedingungen ..." Tuyula fuhr herum und stellte sich dicht vor Vincent. „Und was wäre gewesen, wenn sie nicht so reagiert hätte?" fauchte sie. „Dann wären wir jetzt tot!"
    „Ich - ich habe nicht darüber nachgedacht", stotterte Vincent. „Ich wusste es irgendwie."
    „Dann bist du also auch noch ein Prophet geworden?" rief Tuyula. Ihr Zorn war von neuem entflammt. „Wie kommst du dazu, mich ungefragt in eine solche Gefahr zu bringen? Denkst du, ich hänge nicht am Leben?"
    „Das tue ich auch", verteidigte sich der Mutant. „Ich sagte dir doch, ich muss es dir zeigen ..."
    „Ich habe es satt! Bring mich sofort auf das Schiff zurück!" verlangte die Blue. Vincent Garron neigte den Kopf und verzog das Gesicht. „Tut mir leid", sagte er langsam. „Aber das kann ich nicht tun."
    Tuyulas hinteres Augenpaar bemerkte, dass sie nicht mehr allein waren. Aus einem anderen, bisher nicht sichtbar gewesenen Bereich der Korridore kamen acht Saarer. Aber: sie sahen nicht aus wie diejenigen, die Mhogena in Empfang genommen hatten. Vier von ihnen waren humanoid, ätherische Abbilder von Menschen, mit Ausnahme der zierlichen Tentakelarme. Die anderen vier ähnelten einem filigranen, ästhetisch schönen Blue, allerdings ohne den Flaum auf der Haut oder einer Färbung. Die Augen aller Saarer waren rund und silberfarbig. Ihr seid Eindringlinge und nicht erwünscht, vernahm Tuyula in ihrem Kopf. Nisaarus Diener hatten tatsächlich telepathischen Kontakt mit ihnen aufgenommen.
    Es tut mir leid, dachte sie zurück. Wir hegen keine bösen Absichten. Das wissen wir. Dennoch müsst ihr das Haus augenblicklich verlassen. Aber selbstverständlich, antwortete Tuyula und wandte sich an Vincent. Nein, dachte der Mutant stur. Verblüfft registrierte das Bluesmädchen, dass es seine Gedanken lesen konnte. Bisher hatten die zwei „Freunde" noch nie telepathischen Kontakt. Diesen mussten wohl die Saarer erzeugen, als eine Art Schaltstelle. Vincent, sei doch vernünftig! Wir haben kein Recht, uns hier aufzuhalten. Bitte nimm meine Hand und konzentriere dich! Nein. Das ist unsere letzte Warnung, übermittelten die Saarer. Verlasst augenblicklich diesen Ort!
    In diesem Moment spürte Tuyula, wie eine Wandlung in Vincent vorging. Unvermittelt, ohne erkennbaren Grund, wurden seine Empfindungen und Gedanken aggressiv. Erschrocken ergriff sie einen Arm und schüttelte ihn, versuchte ihn dazu zu bringen, ihr in die Augen zu sehen. Doch er reagierte nicht. Ich werde nicht gehen! verschoss er einen scharfen, lauten Gedanken. Tuyula spürte einen heftigen, rasenden Schmerz in ihrem Gehirn. Angst keimte in ihr auf. Sie konnte spüren, wie Vincent die Kontrolle verlor und ihr damit Leid zufügte. Hör auf! bat sie. Du tust mir weh!
    Wenn ihr mich loswerden wollt, dann müsst ihr schon Gewalt anwenden!
    Wir wenden keine Gewalt an. Aber wir werden die Bedingungen so verändern, dass ihr gezwungen seid zu gehen. Tuyula sah, wie plötzlich wieder

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