1958 - Der Oxtorner und sein Okrill
künstliche Blase oder Raumkrümmung löste sich auf. Alles, was sich zu diesem Zeitpunkt in ihr aufgehalten hatte, wurde übergangslos im Hyperraum zerstreut.
Der Oxtorner musterte die Umgebung. Der Maschinenraum wirkte vertraut, die einzelnen Aggregate zeugten von terranischer Bauweise. Dennoch - es war nicht die Kommandozentrale der RICQ, in der sie eigentlich hätten herauskommen müssen. „Pikosyn, ich brauche eine Ortsbestimmung", sagte Denor. „Du befindest dich in Raum achtzehn, Maschinendeck elf, Sektion siebzehn."„Danke. Gibt es in der Nähe einen Transmitter, damit ich von der RICO in die MERLIN gelangen kann?"
„Du befindest dich bereits in der MERLIN." Massall warf dem bewusstlosen Mutanten einen schiefen Blick zu. Anschließend ließ er ihn zu Tarlan weiterwandern. „Hast du eine Erklärung dafür?" Der Okrill schnupperte an dem Liegenden und wirkte irgendwie hilflos. „Nun gut. Dann gehe ich davon aus, dass ich wohl nie eine Erklärung dafür erhalte." Vincent Garron konnte sie ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht liefern. Denor setzte sich mit der RICO in Verbindung und erhielt eine Verbindung mit Hermon von Ariga. „Gratulation!" sagte der Arkonide. „Ihr habt innerhalb weniger Minuten mehrere Dutzend Einheiten vernichtet."
Der Oxtorner senkte kurz den Kopf. „Einige Dutzend Einheiten ...", murmelte er, als ihm erstmals „richtig" bewusst wurde, dass sein Einsatz mit Garron ein solcher Erfolg geworden war. Einen Augenblick lang machte er sich klar, dass in jedem zerstörten Schiff Hunderte denkender Wesen gestorben waren. Wie durch Watte hörte er den Kommandanten der RICO weitersprechen. „Stoßtrupps sind in den eigenen Schiffen spurlos verschwunden, wie wir aus aufgefangenen Funkgesprächen entnommen haben. Es gibt den Algioten zu denken. Sie ziehen sich zurück."
„Vincent wird erleichtert sein, wenn er von seinem Erfolg hört. Hat Atlan bereits weitere Entscheidungen getroffen?"
„Nein. Aber es findet demnächst eine Besprechung aller dreizehn Kommandanten statt." Denor bedankte sich und schaltete die Verbindung ab. Über die zahlreichen Toten musste er erst einmal gedanklich wegkommen. Vielleicht musste er sich wegen dieser Frage auch um Garron kümmern. Aber jetzt war er fest entschlossen, an dem Vorstoß nach Kauhriom teilzunehmen. Schon allein aus dem Grund, weil Atlan hatte durchblicken lassen, dass er für den Vorstoß auf Garrons Mithilfe baute. Bis der Supermutant allerdings wieder bei Kräften war, würde noch einige Zeit vergehen.
„Wlaschos ist nicht stabil." Die Meldung erreichte Myles Kantor in seiner Kabine. Vor ihm auf dem Tisch stand ein Dutzend Uhren - Nachbildungen der Originale aus seinem Bungalow am Goshun-See. Daheim wachten die Servos über die Schätze aus mehreren Jahrtausenden, die er in der Zwischenzeit zusammengetragen hatte. Hier, fern der Heimat, begnügte er sich mit Duplikaten, von den Maschinen der ENZA nach seinen Plänen und Daten hergestellt. „Tickticktick" - die Uhren schlugen im Gleichtakt und wichen doch bis zu einer hundertstel Sekunde davon ab.
Für den Terraner besaß der Rhythmus eine ganz besondere Bedeutung. Die Uhren symbolisierten für ihn nicht nur den Pulsschlag der Uhren von Wanderer. Sie erinnerten ihn auch an den Gleichtakt zweier schlagender Herzen, sein eigenes und das von Kallia, seiner verstorbenen Frau. Den Schicksalsschlag, dass sie einem Attentat fremder Mächte zum Opfer gefallen war, hatte er bis zu diesem Tag nicht verwunden. Warum nur hatte sie auf diese grausame Weise sterben müssen? „Ein Fluch lastet auf mir", flüsterte er heiser.
Seine Gedanken kehrten in jene heile Welt zurück, als er unter der Obhut seiner Eltern, des Synergistiker-Duos Enza Mansoor und Notkus Kantor, aufgewachsen war. Myles hatte die Fähigkeiten seiner Eltern geerbt und bereits als Jugendlicher das Duo optimal ergänzt. Bis zu jenem Tag, als sie sich dem Prozess der Metalyse unterworfen und NATHAN geheilt hatten. Notkus' Bewusstsein war in NATHAN verlorengegangen, sein Körper abgestorben. Lange Zeit hatte Myles den Verlust des Vaters nicht verkraftet. Erst später, als er Kallia Nedrun kennengelernt hatte, war eine Änderung in seinem Leben eingetreten.
Doch das Schicksal gönnte ihm nur wenige Jahre der Erholung. Enza starb an den Folgen eines Laborunfalls, während er an der Großen Leere weilte.
Kallia war schon zuvor ins Koma gefallen und dämmerte viele Jahrzehnte vor sich hin. Sie entpuppte sich als Attentäterin
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