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1958 - Der Oxtorner und sein Okrill

Titel: 1958 - Der Oxtorner und sein Okrill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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konnten höchstens die Nonggo selbst geben. Oder nicht einmal das. Das vorläufige Fazit in seinen Aufzeichnungen musste auf seine Mitarbeiter nicht besonders motivierend wirken. „Immer mehr Anzeichen deuten darauf hin, dass innerhalb Thoregons einiges im Argen liegt. Wer könnte da helfen? Wir sicherlich nicht."
     
    5.
     
    „Und hiermit taufe ich dich auf den Namen OXTORNE!" 'Tuyula Azyk berührte die Kontaktfläche. Das Antigravfeld im Leerraum neben der RICO beschleunigte und raste dem Vesta-Kreuzer mit der Nummer Neun entgegen. Die Blase mit zehn Litern Syntho-Schampus aus den Robotkellereien des Zentralmoduls glitzerte im Licht der Scheinwerfer. Sekunden später berührte sie die Außenhülle des l00-Meier-Kreuzers. Das Feld löste sich auf, und die Blase zerplatzte in Myriaden winziger Champagner-Kügelchen. „Frohe Weihnachten!" riefen die zweihundert anwesenden Menschen im Chor. Dabei sahen sie alle in eine Richtung, nämlich auf ihn. Denor Massall fühlte sich in diesem Augenblick irgendwie fehl am Platz. „Wieso starrt ihr mich so an?" murmelte er. „Und was meint ihr mit ..."Eine Hand legte sich schwer auf seine Schulter. Er wandte den Kopf und musterte den Mann mit dem silberweißen Haar und den roten Albinoaugen. „Heute ist der vierundzwanzigste Dezember. Nach wie vor ist das in der christlichen Tradition und den zahlreichen aus ihr entstandenen Religionen das Fest der Geburt des Erlösers; andere Terraner und Terra-Abkömmlinge feiern das Fest ohne religiösen Bezug. Weihnachten eben."
    Denor fühlte sich noch unbehaglicher als bisher. Weihnachten also. Er erinnerte sich, dass er in seiner Kindheit einmal ein Weihnachtsfest miterlebt hatte. Er grub in seiner Erinnerung und trug alles zusammen, was er wusste. „Etwas fehlt", stellte er fest. „Bloß was?" Der Arkonide hob die Unterarme und drehte die Handflächen nach oben, das Pendant zum menschlichen Achselzucken. „Natürlich", fuhr der Oxtorner fort. „Da war ein Baum. Ein Nadelbaum mit vielen Lichtern und glitzernden Fäden." Atlan wirkte übergangslos betroffen. Er fuhr herum und deutete in Richtung der Kontrollpanels. „Wieso habt ihr nicht daran gedacht?" fragte er auf arkonidisch.
    Die Männer und Frauen blieben stumm. Ihre Finger huschten über die Sensorfelder, und ihre Lippen flüsterten ununterbrochen Befehle. Draußen vollführten die winzigen Tropfen des Syntho-Gebräus einen hektischen Tanz in der Schwerelosigkeit, gesteuert von winzigen Traktorstrahlern. Zehn Sekunden dauerte es, bis mitten in der Halle ein zehn Meter ho her Holo-Christbaum mit brennenden Wachskerzen, Lametta und Lebkuchen entstand.
    Oben auf der Blautanne steckte eine chromfarbene Spitze in der Gestalt eines Okrills. „Ich danke euch." Denor hatte keine Probleme, seine Rührung zurückzuhalten. Er konnte mit dieser Art Festen nichts anfangen.
    Der Okrill schien da anders zu empfinden. Er stolzierte zweimal um die Holographie herum und benahm sich, als müsse er alle Einzelheiten des Behangs einer exakten Musterung unterziehen. Anschließend kehrte er zu seinem Herrn zurück und legte sich neben ihn. „Vielen Dank auch dir, 'Tuyula", fuhr der Oxtorner fort. „Du hast das wirklich sehr gut gemacht."
    „Gern geschehen, Denor. Dreimal darfst du raten, wessen Idee das war."
    Mit allem hatte Massall gerechnet, nur nicht mit dieser Frage. Er zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es wirklich nicht, Kleines."„Na gut. Irgendwann wirst du von allein darauf kommen. Entschuldigt mich jetzt! Ich werde ja nicht mehr gebraucht."
    Das Bluesmädchen stolzierte aus der Halle. Einen kritischen Blick schenkte es den vier Androiden, die wie Statuen neben der Tür standen. Zwei von ihnen waren männlich, zwei waren weiblich. Die sogenannten Avataras hatte Atlan absichtlich bei der Weihnachtsfeier platzieren lassen, damit ihre organischen Gehirne einige neue Eindrücke speichern konnten. Tuyula blickte sich noch einmal um, dann ging sie endgültig und ließ sich von da an nicht mehr blicken. „Tuyula ist wirklich zu jung, um den Vorstoß nach Kauhriom mitzumachen", sagte Atlan. „Willst du sie nicht mit der Mitschuld an vielen tausend Toten belasten?" fragte der Oxtorner. „Du spielst auf eure Aktion mit den Hypersenken an?"
    Denor nickte. „Ja. Ich nehme an, dass ihr noch gar nicht so richtig klar ist, was wir da gemacht haben."
    „Wir sind in einem äußerst gefährlichen Konflikt, und du weißt das!" Atlans Stimme klang eisig. „Wenn wir überleben und darüber

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