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196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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hatte…
    Er musste noch einen weiteren schmalen, aber diesmal vertikalen Durchlass passieren, dann stand Vogler in einer Höhle vor einer Zisterne. Tröstliches Wasser, still und ruhig. Eine Spende für ihn, die weitere Tage Überleben in der Wüste versprach.
    Der Waldmann zog den leeren Wasserschlauch aus der Packtasche und umrundete die Zisterne. Diffuse Sonnenstrahlen fielen durch Lichtschächte und tauchten die Grotte in zauberisches Licht. Auf der anderen Seite führte der Gang ins Freie; von dort strömte warmer Wind herein, und der Boden war trocken und sandig.
    Vogler trat an den Rand der Zisterne und wollte in die Hocke gehen, als er erschrocken zurückprallte. Nicht weit entfernt lag das Gerippe eines Menschen auf Überresten von Kleidung!
    Alarmiert sah er sich um, doch alles war still und ruhig. Der Platz war verlassen, es gab kein Anzeichen, dass hier ein gefährliches Wesen lebte. Der Waldmann untersuchte die Knochen; sie konnten noch nicht lange hier liegen. Was auch immer den Menschen verspeist hatte, war sehr gründlich gewesen. Vielleicht ein Rieseninsekt, oder eine ganze Kolonie davon, die Haut und Fleisch mit einem Verdauungssekret von den Knochen gelöst und dann aufgesaugt hatte.
    Auch die Kleidungsstücke waren noch nicht verrottet, der Geruch eines alten Mannes haftete ihnen deutlich an. Vogler war erschüttert über das Schicksal des Unbekannten. Ohne sich um das Wasser zu kümmern, wollte er zuerst die nähere Umgebung untersuchen, damit es ihm nicht ebenso erging.
    Am Ausgang der Höhle traf ihn ein weiterer Schock. Hier hatte ein Massaker stattgefunden! Gut zwei Dutzend Skelette, genauso blank geputzt wie der alte Mann bei der Zisterne, lagen ringsum verstreut. Dazwischen Kleidungsfetzen, Proviantbeutel, Habseligkeiten. Was für ein fürchterliches Monster hatte dieses Gemetzel abgehalten, um seinen ungeheuren Appetit zu stillen?
    Vogler schluckte und ging schweren Herzens daran, die Kleidungsfetzen in Augenschein zu nehmen. Erst als er jedes einzelne Stück genau untersucht hatte, konnte er aufatmen: Clarice war nicht darunter. Dies war nicht das Werk des Bunyip. Es bestand immer noch Hoffnung, dass die Gefährtin lebte.
    Dennoch überkam ihn Mitleid mit den armen Geschöpfen, die hier ein so grausames Ende gefunden hatten. Es waren Kinder dabei gewesen, manche erst wenige Monate alt.
    Obwohl sie bewaffnet gewesen waren – auch Speere und Messer lagen verstreut herum –, hatten diese Menschen keine Chance gehabt.
    Vogler kehrte in die Höhle zurück, um zu trinken und den Wasserschlauch aufzufüllen. Er wusch seinen Körper und fühlte erschauernd den brennenden Schmerz des Sonnenbrands und der vielen kleinen Wunden unter dem kühlenden Nass neu erwachen.
    Zufällig fiel sein Blick auf einen Rucksack, den er zuvor übersehen hatte. Neugierig geworden, öffnete Vogler ihn und zog eine etwa kopfgroße Kugel heraus. Sie war übersät mit Zeichnungen und Symbolen der Anangu, die in ihre Schale geritzt waren, teilweise noch gefärbt.
    Dann fiel der Waldmann in Ohnmacht.
    Bilder stürmten auf ihn ein, schreckliche Visionen. Der Untergang einer Welt, so schien es. Überall brannte es, Menschen flohen in Scharen, Leichenberge türmten sich auf. Vogler hörte die Schreie der Menschen und sah , wie sie starben, und der Schmerz überwältigte ihn. Schreiend wälzte er sich über den Boden, unfähig, die Empfindungen und furchtbaren Bilder aus seinem Geist zu verbannen.
    Irgendwann kam Vogler wieder zu sich, und er richtete sich auf.
    Speichel rann ihm aus dem Mund, sein Blick war trüb. Unwillkürlich fühlte er sich an Windtänzer erinnert. Hatte der Schamane nicht einst eine ähnliche Vision gehabt, weswegen er sich vom Volk zurückzog und zum Warner wurde?
    Was wird geschehen?
    Er raffte in seltsamem Zwang die Kugel, die ihm aus den Händen geglitten war, an sich – und kippte erneut um.
    ***
    Der Sand war rot. Die Sonne war weit entfernt, umgeben von einem großen blauen Hof am rötlichen Himmel. Die Luft war trocken und mild, und in der Ferne tanzte ein junger Sandteufel auf den glimmenden Dünen. Der Vorbote eines großen Sturms.
    Der größte Sturm von allen, der über uns kommen wird.
    Ein leises Wispern in seinem Verstand, das ihn alarmierte. Vogler richtete sich auf und sah einen Mann auf sich zukommen, von einer leuchtenden Aura der hinter ihm untergehenden Sonne umgeben.
    »Windtänzer…«, flüsterte er.
    Der Erste Baumsprecher kauerte sich neben ihn. Seine schwarzen Haare fielen

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