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196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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bis auf die Hüften herab, und in seinen grün leuchtenden Augen lag kein Weiß mehr. Er strahlte Würde und Erhabenheit des Alters aus, obwohl er noch ein verhältnismäßig junger Mann war.
    Bin ich zu Hause?
    Du bist hier. Windtänzer lächelte und berührte sanft seine Stirn.
    Vogler spürte, wie der lähmende Druck schwand. Er fühlte sich seltsam leicht und unwirklich, doch er war nicht tot.
    Wo ist hier?
    Der Schamane schüttelte den Kopf. Das ist die falsche Frage. Ich kann dir nur Antwort auf die richtige Frage geben.
    Vogler musste lange überlegen. Eine Menge Fragen rasten durch seinen Verstand, aber er wusste, er würde auf sie keine Antwort erhalten. Schließlich wagte er es: Habe ich die Zukunft gesehen?
    Eine mögliche Zukunft, ja. Was auch ich gesehen habe. Und Sternsang, der von uns gegangen ist.
    Hast du mich deswegen auf die Erde geschickt? Vogler nahm die Kugel auf und hielt sie Windtänzer hin. Ich sollte es finden?
    Du musst es mit dir nehmen. Und such den Traumdeuter auf, er wird dir mehr sagen. Wir müssen uns wappnen. Die Menschen von Erde und Mars werden vereint gegen einen übermächtigen Feind kämpfen müssen. Die Zukunft, die wir sehen, darf niemals Gegenwart werden, sonst ist es das Ende der Menschheit. Für immer.
    Was soll ich tun?
    Du musst dich zurückziehen an einen geeigneten Ort und dich vorbereiten. Die Kugel wird dafür dienlich sein, sobald der Richtige sie in Händen hält.
    Wie lange muss ich mich zurückziehen?
    Solange es dauert.
    Für wen ist die Kugel bestimmt?
    Du wirst es wissen, wenn es an der Zeit ist.
    Vogler war unzufrieden. Wohin soll ich gehen? Soll ich nicht nach Matthew Drax suchen, um ihn zu unterstützen? Was ist mit dem Finder? Was hat er mit all dem zu tun?
    Aber Windtänzer lächelte nur. Dann löste er sich auf.
    ***
    Mit einem Ruck fuhr Vogler hoch und schüttelte den Kopf. Die Sonne hat mein Gehirn ausgebrannt , dachte er. Ich werde verrückt.
    Was auch immer diese Visionen zu bedeuten hatten, sie waren jetzt zweitrangig. Clarice stand an erster Stelle, er musste sie suchen.
    Vogler war ein bodenständiger Mann, kein Träumer. Er war nicht bereit, etwas auf Halluzinationen zu geben, solange er in der Realität eine Aufgabe hatte. Mochten andere hehre Ziele und Ideale haben, ihm ging es jetzt nur um Clarice Braxton, die er nicht im Stich lassen durfte.
    Vogler verließ die Höhle mit prall gefülltem Wasserbeutel; die Packtaschen ließ er zurück, nachdem er das letzte Dörrfleisch verzehrt und mit einem tiefen Schluck Wasser hinuntergespült hatte.
    Allerdings stopfte er die Kugel in den Rucksack zurück und schulterte ihn – falls an den Visionen vielleicht doch etwas dran war.
    Dem aufgetürmten Felsgebirge nach zu urteilen, hatte der Waldmann durch die Abkürzung gut einen Tag aufgeholt. Er streifte in der Umgebung umher und fand schließlich die Spur des Bunyip wieder. Sein Herz machte einen Sprung, denn die Fährte war sozusagen noch frisch, höchstens einen Tag alt. Die Abdrücke führten in die roten Dünen, die sich Richtung Westen majestätisch erhoben, mächtige Hindernisse aus Sand.
    ***
    Tage zuvor
    »Verdammt noch mal, wo rennt das Vieh bloß hin? Vogler, unternimm was! Nimm Einfluss auf ihn, irgendwie !« Clarice war abgerutscht und hing halb auf der Seite des panisch flüchtenden Bunyip.
    Das haarige Ungetüm stürmte durch die Wüste, immer geradeaus, fort von seinen Peinigern.
    Sicher, es war gut, endlich frei zu sein. Aber schlecht vorbereitet.
    Eine überstürzte Flucht durch die Wüste, ohne Proviant und Wasser, kam einem Selbstmord gleich. Ganz abgesehen von den bald erwachenden Fressbedürfnissen des Reittiers.
    »Vogler, hörst du mich? Bring das Vieh endlich dazu, anzuhalten!« Die Erschütterungen bei jedem Sprung gingen Clarice durch Mark und Bein.
    Im Dämmerlicht der untergehenden Sonne verschwamm die Landschaft vor ihren Augen zu einem verwischten Bild aus Grau und Blau. Warum nur war sie auf diesen Planeten gekommen? Sie hätte es schon vom ersten Mal her besser wissen müssen! Kaum hatte man eine Gefahr überwunden, tauchte die nächste auf. Clarice zwang sich, ruhig und tief einzuatmen und redete ihrem revoltierenden Magen innerlich gut zu.
    Der Lederriemen, der sich inzwischen mehrfach um den Körper des Bunyip und um Clarice geschlungen hatte, rieb ihr im Kreuz und auf der Rückseite der Beine. Sie konnte spüren, wie sich die Haut zuerst rötete, dann rau und allmählich wund wurde.
    »Vogler!« Mit schmerzverzerrtem

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