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1967 - Die List des Scoctoren

Titel: 1967 - Die List des Scoctoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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würfelförmige schwarze Box. Obwohl sie nicht gerade leicht zu sein schien, trug er sie mit dem zerbrechlich wirkenden Arm mühelos. Ein abgehacktes Rucken mit dem Kopf stellte anscheinend eine Begrüßung dar, die Botagho höflich, fast sogar mit einer gewissen Ehrfurcht erwiderte, indem er beide Hände vor die Brust hob.
    Dann überreichte der Baolin-Nda dem alten Gharrer wortlos den Kasten. Botagho nickte und wollte sich schon abwenden, als der puppenähnliche Humanoide eine Hand hob. Leise redete er auf den Fünften Boten ein. Mhogena verstand kein einziges Wort, konnte aber deutlich tiefe Betroffenheit auf dem Gesicht des alten Gharrers ausmachen. Botagho zeigte auf ihn, doch der Baolin-Nda schüttelte mit einer fremdartigen Geste energisch den Kopf. Dann drehte er sich um und stakste mit unnatürlich anmutenden Bewegungen zurück in die Technobox. Die Schleuse des würfelförmigen Raumschiffs schloss sich wieder, und die beiden Gharrer verließen den Hangar. „Was ist geschehen?" fragte Mhogena den Zwilling. „Was hat er dir gesagt?" Botagho schien die Frage gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. „Du musst wissen", sagte er geistesabwesend, „dass der Körper, den du gesehen hast, nur den robotischen Träger für den eigentlichen Baolin-Nda darstellt, der in einem Schubfach unterhalb des Halses untergebracht ist. Der organische Körper, den die Baolin-Nda Seele nennen, ist ein grauer Gewebeklumpen mit einem Gewicht von rund fünfhundert Gramm. Der humanoide Makrokörper hält nicht nur die Seele des Baolin-Nda am Leben, sondern verfügt..."
    „Botagho", unterbrach Mhogena den Meister des Grauen Sandes. „... über einen Computer sowie zahlreiche Fächer mit miniaturisierter Technik", fuhr der alte Gharrer ungerührt fort. „Er beatmet den Organklumpen auch. Im Deltaraum gibt es keine Luft; ein atembares Sauerstoffgemisch wird lediglich in den Kollagenen und den Wohninseln der Baolin-Nda für die insektoiden Geschöpfe hergestellt, mit denen sie Experimente durchführen. Dieses Wissen wird dir hilfreich sein, wenn du dem Deltaraum demnächst wieder einen Besuch abstattest ... Falls es noch einmal dazu kommen sollte."
    „Was ist passiert?" .wiederholte Mhogena. „Was hat der Baolin-Nda dir gesagt?" Botagho sah ihn an. In seinem Blick schwang abgrundtiefe Erschöpfung mit, aber auch noch etwas anderes. „Auch oder gerade ein Bote von Thoregon muss sich Plänen fügen, die andere schmieden", sagte er schließlich. „Die Aufgaben, die er zu erfüllen hat, decken sich nicht immer mit seinen Absichten." Mhogena wusste nicht, was er sagen sollte. „Ich habe soeben einen Auftrag erhalten, den ich ausführen muss", fuhr der alte Gharrer fort. „Ich hatte gehofft, mein Nachfolger würde dies übernehmen..."
    „Dein ... Nachfolger?" Unwillkürlich erinnerte Mhogena sich an seinen ersten Besuch bei Nisaaru, vor langen Jahren, damals noch in Begleitung Phisagons. An ihre geheimnisvolle Andeutung, auch er könnte einmal jahrelang für Thoregon unterwegs sein, und an ihr gellendes Gelächter, als er sie direkt darauf angesprochen hatte.
    Hatte die Superintelligenz es damals schon gewusst? Hatte sie etwa ihn zum neuen Fünften Boten bestimmt? In welchem Zusammenhang stand sie mit der Koalition? „Aber von einem Augenblick zum nächsten ist alles anders geworden", sagte Botagho. „Pläne werden geknickt wie Ammoniakschilfhalme am Ufer eines Sees, über dem ein Sturm tobt. Ich muss mich diesem Sturm stellen. Erst danach werde ich meinen Frieden finden."
    „Was willst du mir damit sagen?"
    „Deine Ernennung zum Meister des Grauen Sandes wird warten müssen. Genau wie die eigentliche, viel wichtigere Aufgabe, die dir zugedacht wurde. Wir kehren sofort nach Chearth zurück." Botagho gab der Bordsyntronik Anweisungen. Dann drehte er sich wieder zu Mhogena um. „Aber der Flug in den Deltaraum war nicht umsonst", sagte er. „Dein Schattenbruder spricht mit dir. Du weißt besser als jeder andere, was Vorahnungen sind." Fragend sah Mhogena den Zwilling an. Botagho warf einen Blick auf den Kasten in seiner Hand. „Irgendeine Vorahnung sagt mir, dass wir uns glücklich schätzen können, bereits ein Passantum erhalten zu haben, das auf dich justiert ist." Den gesamten Rückflug nach Chearth über sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Mhogena versuchte immer wieder, die Mauern des Schweigens zu durchbrechen, die Botagho errichtet hatte, doch es gelang ihm nicht. Sie schienen aus Erschöpfung, Enttäuschung und

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