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1969 - Grausame Götter

Titel: 1969 - Grausame Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überprüfte ein letztes Mal den Sitz der Kombination, nahm einige kräftige Atemzüge aus der Sauerstoffversorgung und machte sich auf den Weg. Die Cameloter wussten über sein Vorhaben Bescheid, und nicht einmal der misstrauische Atlan hatte ein Argument gehabt, um ihm diesen Wunsch zu verweigern.
    Vil an Desch kannte den Weg. Die Personen, denen er begegnete, zeigten sich erstaunt, machten ihm aber bereitwillig Platz. Er hatte eine offizielle Besuchserlaubnis. Endlich erreichte er die geöffnete Luftschleuse von Mhogenas Lebenszelle. Er trat ein. Das Außenschott schloss sich, und die Schleusenkammer füllte sich zischend mit einem nebeligen Wasserstoffgemisch. Die Innenschleuse glitt auf, und Vil an Desch konnte in Mhogenas Refugium eintreten. Der Gharrer saß, nur mit einer leichten Kombination bekleidet, in einem körpergerechten Kontursessel, seine Arme ruhten entspannt auf den Lehnen. Er blickte den Tazolen mit seinen drei gesunden Augen an, aber es war das vierte, das starre und in hellem Gelb leuchtende Auge, das Vil an Deschs Aufmerksamkeit auf sich zog. „Hast du den Zwischenfall mit diesem Besessenen zu deiner Zufriedenheit gemeistert?" fragte Vil an Desch zur Begrüßung. „Ich denke, es hat sich alles halbwegs in Wohlgefallen aufgelöst."
    „Dann bin ich hoffentlich in deiner Überlebenszelle willkommen."
    „Warum machst du dir diese Mühe, Vil?" erkundigte sich Mhogena. „Das gebietet mir die Höflichkeit", antwortete der Scoctore. „Ich bin dir diesen Gegenbesuch schuldig. Es geht nicht an, dass immer du derjenige bist, der unsere Gespräche im Schwitzkasten zubringt."
    „Ist Rücksichtnahme ohne Hintergedanken der einzige Grund für diese Zuvorkommenheit?"
    „Gewiss", sagte Vil an Desch, ohne beleidigt zu sein. „Wenn ich einen Hintergedanken habe, dann nur den, dass du, da du dich völlig entspannen kannst, meiner Erzählung mehr Aufmerksamkeit schenken könntest."
     
    7.
     
    Was für eine Nacht!
    Der Regen strömte. Donner grollte. Nachto schleuderte seine Blitze bündelweise. Es schien, als würde der Wettergott zürnen. Die kleine Stadt Enjoge in stürmischer Umarmung des temperamentvollen Gottes! Irgendwo auf einer fernen Barbarenwelt des Sternenreiches brannten tazolische Missionare die Tempel fremder Götter nieder. Sie zeigten es in den Kurznachrichten. Auf dem Versuchsgelände der Testwelt Zaomas explodierte ein Raumschiff, das mit einem neuen Antrieb ausgestattet war. Die Voranesen hatten die Randwelt Tonxon überfallen und einen Atombrand gelegt... Der Videoempfänger explodierte, als in der Nähe ein Blitz einschlug.
    Vortior nickte dazu nur beipflichtend. Er wusste, was hier vor sich ging. Es passte alles zusammen. Das alles waren Zeichen, die Nachto schickte.
    Und im Nebenzimmer schrie die Frau. Vortior betete und ließ nickend das Liandos unaufhörlich durch seine rauen, geschundenen Finger gleiten.
    Schwere Geburt. Arme Frau. Und auf einmal war das Gewitter vorbei. Eine unheimliche Stille legte sich über Enjoge. Auch Cisa war verstummt.
    Vortior lauschte, strengte sein Gehör an, um die unheimliche Stille zu erforschen, während er die 123 Steine des Liandos weiter zwischen den Fingern walkte. Aber nichts war mehr zu hören, Cisa wimmerte nicht einmal mehr vor sich hin. Und dann - ein furchtbarer, schauriger Schrei aus Qual und Befreiung. Er schien endlos zu dauern, bevor er allmählich erstarb und in ein Schluchzen und Wimmern überging. Dann war es auf einmal wieder still. Am Horizont wetterleuchtete es noch einmal schwach, und nur ein verhaltenes Rumoren wehte über Enjoge hinweg. Hinter ihm das Geräusch einer sich öffnenden Tür, leise Schritte, die sich näherten, eine Hand, die sich um Vortiors Oberarm legte und sie sanft drückte. „Es ist ein gesunder Junge", sagte der Arzt hinter ihm. „Die Mutter hat für ihn ihr Leben gegeben." Vortior nickte. Er hatte es geahnt, es passte zu den anderen Zeichen. Das Liandos entglitt seinen Fingern. Sein Körper erbebte unter lautlosem Schluchzen. Überall auf seiner Haut bildeten sich schorfige Flecken, eine Folge schockartiger örtlicher Austrocknung. „Wir müssen das sofort behandeln", sagte der Arzt geschäftig. Aber Vortior stieß ihn von sich.
    Er hatte Cisa geliebt. Ihm war schon klar gewesen, dass ihr nur ein kurzes Leben beschert war und sie nicht viel gemeinsame Zeit haben würden.
    Aber ein paar Jahre hätte er sich noch erwartet. Sie war erst 23 und hätte noch vier Geburten haben können. Sie war seine

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