1969 - Grausame Götter
als den Bekehrten aus anderen Rassen.
Damit vermittelte er ihnen wichtige Erkenntnisse für das spätere Leben. Denn je eher sie begriffen, dass sie nur zweite Wahl für die Götter waren, desto leichter würden sie sich in ihrem zukünftigen Leben tun. Die Jangruner und Jangrunerinnen um Vilandos kamen in das Alter, wo sie den Wechsel zum Erwachsenwerden in sich spürten und dem natürlichen Drang nachgaben, die eigenen Körper und die Sexualität zu erforschen. Das begann als unschuldige Kinderspiele, aber diese wurden immer gewagter.
Das mündete schließlich in die verfängliche Situation, dass die Echsenmädchen und -jungen Vergleiche ihrer Anatomie zu jener der Tazolen anstellten. Was hast du, das unsere Jungen nicht haben, Vilandos? Es fanden sich im direkten Vergleich keine so gravierenden Unterschiede. Und haben wir Mädchen nicht auch alles das, was Tazolenmädchen haben? Das konnte Vilandos zwar nicht beurteilen, weil er noch nie eine Tazolenfrau gesehen hatte. Aber wenn die Anatomie der Jangrunerjungen der seinen so ähnlich war, warum sollte die Anatomie die Jangrunermädchen nicht auch den Tazolenfrauen gleichen? „Worin also liegt dann der Unterschied für die Götter bei der unterschiedlichen Beurteilung unserer beiden Rassen?" fragte eines der Echsenmädchen und reckte schmales sein Geschlecht - es war immer noch ein Spiel unter Kindern, die auf dem Weg zur Geschlechtsreife waren. Vilandos wollte dieser Provokation ein Ende machen, indem er ein Exempel statuierte. Der Unterschied, erklärte er, sei äußerlich nicht zu erkennen, er liege in der inneren Körperlandschaft. Er könne ihn vielleicht bloßlegen, wenn er die richtigen Instrumente anwende, sagte Vilandos. In der Folge handelte er wohl in blindem religiösen Eifer, als er den Körper des Echsenmädchens mit verschiedenen medizinischen Instrumenten bearbeitete und es durch diese chirurgisch unsachgemäße Behandlung verschiedentlich verletzte.
Die Schreie des Mädchens lockten die Jangruner an, und diese machten dem blutigen Spiel ein Ende. Vilandos wurde angezeigt und musste sich bei einem Prozess verantworten, bei dem Oberbruder Morfantinos den Vorsitz führte. Die Anklage, vertreten durch einen Juristen der Jangruner, warf ihm sadistisches Verhalten gegenüber Glaubensgenossen vor, die in religiöser Abhängigkeit zu ihm standen. Damit kam der Ankläger jedoch nicht durch, Morfantinos konnte die Anklage in allen Punkten abschwächen. Aber da er insgeheim glaubte, dass Vilandos an der Vivisektion des Echsenmädchens Gefallen gehabt hatte und er solches Vorgehen absolut ablehnte, da es zudem galt, die Gemüter der Eingeborenen zu besänftigen, wollte er Vilandos nicht ganz ohne Bestrafung davonkommen lassen.
Doch es war Vilandos selbst, der sich aus der Schlinge redete. Er legte glaubhaft dar, dass er förmlich von dem sogenannten Opfer dazu provoziert worden war, den Beweis zu erbringen, welchen Grund die Götter haben sollten, die Tazolen den Jangrunern vorzuziehen. Vilandos konnte sich nur den Vorwurf machen, dass er auf diese blasphemische Äußerung nicht entsprechend reagiert hatte, sondern sich so tief verletzt fühlte, dass er den Beweis für die absolute Andersartigkeit ihrer beider Rassen erbringen wollte. „Und ich habe ihn gefunden", sagte Vilandos zum Schluss seiner Verteidigungsrede. „Das Blut der Jangruner ist grün die Farbe der Verdammnis.
Das Blut der Götter ist aber dem unseren gleich rot." Morfantinos konnte daraufhin nicht anders, als Vilandos von aller Schuld freizusprechen. Er musste ihm zugestehen, nach streng religiösen Richtlinien gehandelt zu haben, ohne dabei sadistische Neigungen auszuleben - und dass er daraus für sich selbst wichtige Erkenntnisse gewonnen hatte.
Während die Jangruner jedoch Vilandos als Monstrum abstempelten, stieg er in der Achtung der Brüder weiter. Noch im selben Jahr warfen bedeutungsvolle Ereignisse ihre Schatten voraus. Das Gremium der Scoctoren wollte prüfen, ob die Riintonische Mission von Jangrun würdig war, in den Klosterstand erhoben zu werden. Es wurde noch Ende des Jahres zugunsten von Morfantinos entschieden. Der Oberbruder wurde nach Tazolar gerufen und kehrte als Scoctore Morfan: ti Nosh nach Jangrun zurück.
Als Vilandos dreizehn war, machte ihm Gondanar freudestrahlend eine Eröffnung: „Du bist nun in dem Alter, in dem du bereits an deiner Lebensverlängerung arbeiten darfst. Heute sollst du zum erstenmal in Elcoxol gebadet werden." Vilandos war längst
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