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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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eine Karte von West Yorkshire die ich im Auto hatte. Ich machte mit dem roten Stift vier rote Kreuze und einen roten Pfeil, der direkt auf Rochdale zeigte.
    Ich trank den zweiten Kaffee und wappnete mich so für das was kam.
    Mit zitternden Händen nahm ich einen Umschlag von Clare Stapel. Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel, riß den Umschlag auf und nahm drei große Schwarzweißabzüge heraus. Mit hohlern Magen und dem Mund voller Nadeln ging ich zur Tapete und machte vorsichtig die drei Photos oberhalb der jeweiligen Namen fest.
    Mit Tränen in den Augen trat ich einen Schritt zurück und schaute auf meine neue Wandtapete, auf Haut so weiß, Haare so blond, Flügel so weiß.
    Ein Engel in Schwarzweiß.
     
    Drei Stunden später erhob ich mich mit rotgeheulten Augen vom Fußboden des Zimmers 27.
    Barrys Story: drei reiche Männer: John Dawson, Donald Foster und ein dritter, den Barry nicht namentlich benennen konnte oder wollte.
    Meine Story: drei tote Mädchen: Jeanette, Susan und Clare.
    Meine Story, seine Story: dieselben Zeiten, dieselben Orte, andere Namen, andere Gesichter.
    Das Rätsel dabei:
    Gab es eine Verbindung?
     
    Ein kleiner Stapel Münzen auf dem Telefon in der Lobby des Redbeck.
    »Sergeant Fraser bitte.«
    Die Lobby war ganz in Gelb und Braun gehalten und stank nach kaltem Rauch. Durch die gläsernen Flügeltüren sah ich ein paar junge Burschen Pool spielen und rauchen.
    »Sergeant Fraser.«
    »Hier spricht Edward Dunford. Ich habe weitere Informationen bezüglich Sonntagnacht und Barry erhalten …«
    »Welche Art von Informationen?«
    Ich klemmte den Hörer zwischen Kinn und Hals und zündete ein Streichholz an. »Es handelt sich um einen anonymen Anruf; Mr. Gannon sei wegen Clare Kemplay nach Morley gefahren.«
    »Sonst noch was?«
    »Nicht am Telefon.« Mit einem Kugelschreiber hatte jemand Jungschwanz neben den Fernsprecher geschmiert, dazu sechs Telefonnummern.
    »Wir sollten uns besser noch vor der Untersuchung treffen«, sagte Sergeant Fraser.
    Draußen regnete es wieder, und die Lastwagenfahrer zogen sich die Jacken über ihre Köpfe und eilten ins Café und aufs Klo.
    »Wo?« fragte ich.
    »Angelo’s Café, in einer Stunde? Das ist gegenüber der Morley Town Hall.«
    »Okay. Aber ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.« Ich suchte nach einen Aschenbecher, mußte aber mit der Wand vorliebnehmen.
    Fraser flüsterte ins Telefon: »Was?«
    Das Telefon fing an zu piepen, und ich warf eine Münze ein.
    »Ich brauche die Namen und Adressen der Arbeiter, die die Leiche gefunden haben.«
    »Welche Leiche?«
    »Die von Clare Kemplay.« Ich zählte die Herzchen, die überall rings ums Telefon gekritzelt waren.
    »Ich weiß nicht …«
    »Bitte«, sagte ich.
    In eins der Herzchen hatte jemand mit einem roten Stift 4eva 2geva geschrieben.
    »Warum ausgerechnet ich?« fragte Fraser.
    »Weil ich Sie für einen anständigen Kerl halte und weil ich jemanden brauche, der mir einen Gefallen tut, und sonst niemanden habe, an den ich mich wenden könnte.«
    Stille, dann: »Ich will sehen, was ich tun kann.«
    »In einer Stunde«, sagte ich und unterbrach die Verbindung.
    Ich hängte den Hörer ein, hob wieder ab, warf eine Münze ein und wählte.
    Desmond vögelt Knastweiber.
    »Ja bitte?«
    »Sagen Sie AF, Eddie hat angerufen, und geben Sie ihm bitte folgende Nummer, 276578. Sagen Sie ihm, er soll nach Ronald Gannon fragen, Zimmer 27.«
    Fuck You Wakey Ken.
    Ich hängte ein, hob wieder ab, warf eine weitere Münze ein und wählte.
    True Love Never Dies.
    »Peter Taylor?«
    »Hallo. Kann ich bitte Kathryn sprechen?«
    »Sie schläft noch.«
    Ich sah auf die Uhr meines Vaters.
    »Wenn sie aufwacht, sagen Sie ihr bitte, Edward hat angerufen.«
    »Mach’ ich«, sagte ihr Vater, so als handele es sich um einen Riesengefallen.
    »Wiederhören.« Ich hängte ein, hob wieder ab, warf die letzte Münze ein und wählte.
    Eine alte, nach Schinken riechende Frau trat aus dem Café in die Lobby.
    »Ossett 256199.«
    »Ich bin’s, Ma.«
    »Geht es dir gut, mein Liebling? Wo bist du?«
    Einer der Burschen reckte ein Queue in die Höhe und jagte einen anderen rings um den Pooltisch.
    »Alles bestens. Ich bin bei der Arbeit.«
    Die alte Frau hatte sich direkt gegenüber dem Telefon in einen der braunen Sessel der Lobby gesetzt und starrte in den Regen und zu den Lastwagen hinaus.
    »Ich bin wahrscheinlich ein paar Tage weg.«
    »Wo willst du denn hin?«
    Der Bursche mit dem Queue hatte den anderen auf den grünen

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