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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Filz gedrückt.
    »In den Süden«, sagte ich.
    »Du rufst doch an, oder?«
    Die alte Frau furzte laut, und die jungen Burschen im Poolzimmer hörten auf, sich zu kabbeln und stürmten in die Lobby.
    »Na klar …«
    »Ich liebe dich, Edward.«
    Die Burschen rollten die Hemdsärmel hoch, legten sich die Arme vor den Mund und prusteten los.
    »Ich dich auch.«
    Die alte Frau starrte in den Regen und zu den Lastwagen hinaus, und die Burschen hüpften um sie herum.
    Ich legte auf.
    4 LUV .
     
    Angelos Café, gegenüber der Morley Town Hall, frühstückshektisch.
    Ich war bei meinem zweiten Kaffee, obwohl ich schon lange über jede Müdigkeit hinaus war.
    »Kann ich Ihnen was mitbringen?« Sergeant Fraser stand an der Theke.
    »Kaffee, bitte. Schwarz, zwei Stück Zucker.«
    Ich sah mich im Café um und sah die Wand aus Schlagzeilen, die jedes Frühstück verbarg:
    534 Millionen Pfund Handelsdefizit, Gaspreise steigen um 12%, IRA verkündet Waffenstillstand über die Weihnachtsfeiertage, ein Photo vom neuen Dr. Who, und Clare.
    »Guten Morgen«, sagte Fraser und stellte mir eine Tasse Kaffee hin.
    »Danke.« Ich trank den kalten Kaffee aus und nippte an der neuen Tasse.
    »Ich hab als erstes mit dem Coroner gesprochen. Die Untersuchung wird verschoben.«
    »War eh ein wenig zu voreilig.«
    Die Kellnerin brachte ein ausgewachsenes Frühstück und baute es vor Sergeant Fraser auf.
    »Na ja, bald ist Weihnachten und die Familie, da wär’s schon nett gewesen.«
    »Scheiße, ja. Die Familie.«
    Fraser schob sich den halben Teller auf die Gabel. »Kennen Sie sie?«
    »Nein.«
    »Nette Leute«, sagte Fraser seufzend und wischte Eigelb und den Saft der Tomaten mit einem Stück Toast auf.
    »Ach ja?« sagte ich und fragte mich, wie alt Fraser wohl sein mochte.
    »Aber die Leiche wird freigegeben. Damit sie ihn beerdigen können.«
    »Dann haben sie das schon mal hinter sich.«
    Fraser legte Messer und Gabel hin und schob den makellos sauberen Teller von sich. »Donnerstag, glaube ich, ist die Beerdigung.«
    »Okay. Donnerstag.« Ich konnte mich nicht erinnern, ob wir meinen Vater letzten Donnerstag oder Freitag hatten einäschern lassen.
    Sergeant Fraser lehnte sich zurück. »Was ist denn nun mit diesem anonymen Anruf?«
    Ich beugte mich vor und flüsterte: »Wie ich schon sagte. Es war mitten in der Nacht …«
    »Eddie?«
    Ich blickte zu Sergeant Fraser auf, sah seine blonden Haare, die wasserblauen Augen, das aufgedunsene rote Gesicht, hörte eine Spur schottischen Akzents in der Stimme, sah den schlichten Ehering. Er sah aus wie der Junge, der im Chemieunterricht neben mir gesessen hatte.
    »Kann ich offen zu Ihnen sein?«
    »Das würde ich Ihnen raten«, sagte Fraser und bot mir eine Zigarette an.
    »Barry hatte eine Quelle.« Ich zündete mir die Zigarette an.
    »Einen Schnüffler?«
    »Eine Quelle.«
    Fraser zuckte mit den Schultern. »Weiter.«
    »Letzte Nacht erhielt ich im Büro einen Anruf. Kein Name, nur daß ich ins Gaiety an der Roundhay Road kommen sollte. Das kennen Sie doch, oder?«
    »Woher denn?« lachte Fraser. »Na klar kenne ich den Schuppen, verdammt. Woher wußten Sie, daß da was dran war?«
    »Barry hatte eine Menge Kontakte. Er kannte eine Menge Leute.«
    »Um welche Uhrzeit war das?«
    »Gegen zehn. Also, ich fuhr hin und traf mich mit diesem Kerl …«
    Fraser hatte die Arme auf dem Tisch, beugte sich vor und lächelte. »Was für ein Kerl?«
    »Schwarzer, kein Name. Sagte, er sei Sonntag nacht mit Barry zusammengewesen.«
    »Und wie sah er aus?«
    »Schwarz.« Ich löschte meine Zigarette und zog die nächste aus meiner Schachtel.
    »Jung? Alt? Klein? Groß?«
    »Schwarz. Lockige Haare, breite Nase, wulstige Lippen. Was wollen Sie hören?«
    Sergeant Fraser lächelte. »Hat er gesagt, daß Barry Gannon getrunken hat?«
    »Ich hab’ ihn gefragt, und er hat geantwortet, Barry hätte ein paar getrunken, sei aber nicht voll gewesen.«
    »Und wo?«
    Ich hielt inne, dachte, jetzt kommt der Augenblick, wo ich alles versaue, und sagte: »Im Gaiety.«
    »Und gibt es dafür Zeugen?« Fraser hatte sein Notizbuch gezückt und schrieb etwas hinein.
    »Na ja, im Gaiety wohl.«
    »Ich nehme nicht an, daß Sie versucht haben, unseren schwarzen Freund dazu zu überreden, seine Informationen einem Angehörigen der örtlichen Polizei zugänglich zu machen?«
    »Nein.«
    »Und dann?«
    »Gegen elf hätte Barry gesagt, er wolle nach Morley. Und daß das irgendwas mit dem Mord an Clare Kemplay zu tun habe.«
    Sergeant

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