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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Zeitverschwendung war das.« Eine halbe Stunde später kam Gaz vom Sport mit Bill Hadden die Treppe der Town Hall herunter.
    »So was kann man nicht überstürzen, Gareth«, sagte Hadden, der ohne seinen Schreibtisch irgendwie merkwürdig aussah.
    Ich stand von den kalten Stufen auf und gesellte mich zu den beiden. »Zumindest können sie ihn jetzt beerdigen.«
    »Guten Morgen, Edward«, sagte Hadden.
    »Guten Morgen. Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    »Die Familie nimmt es gefaßter auf, als man annehmen sollte«, sagte Gaz mit leiser Stimme und sah die Treppe hinauf.
    »Das hab’ ich auch gehört«, meinte ich.
    »Sehr starke Leute. Was gibt’s?« Hadden legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Bis später, alle Mann«, sagte Gaz vom Sport, nutzte die Gelegenheit, sich zu verdrücken, und nahm zwei Stufen auf einmal.
    »Was ist mit Cardiff City?« rief Hadden ihm nach.
    »Die machen wir kalt, Chef«, rief Gaz zurück.
    Hadden lächelte. »Solche Begeisterung kann man nicht kaufen.«
    »Nein«, sagte ich. »Das stimmt.«
    »Also, was gibt es?« fragte Hadden und verschränkte die Arme gegen die Kälte.
    »Ich dachte, ich interviewe die beiden Männer, die die Leiche gefunden haben. Verknüpfe das mit dieser Wahrsagerin und der Geschichte von Devil’s Ditch.« Das rasselte ich viel zu schnell herunter, wie ein Mann, der eine halbe Stunde Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken.
    Hadden strich sich über den Bart, stets ein schlechtes Zeichen.
    »Interessant. Sehr interessant.«
    »Finden Sie?«
    »Hmhm. Nur der Ton macht mir ein wenig Sorgen.«
    »Der Ton?«
    »Hm. Dieses Medium, die Wahrsagerin, das ist was für die Hintergrundinformationen. Zusatzmaterial. Aber die Männer, die die Leiche gefunden haben, also, ich weiß nicht …«
    Ich hakte sofort nach: »Aber Sie sagten doch, sie würde den Namen des Mörders kennen. Das sind keine Hintergrundinformationen, das ist Titelseite.«
    Hadden biß nicht an, sondern sagte: »Werden Sie heute mit ihnen reden?«
    »Ich dachte, ich fahre sofort rüber, ich muß sowieso nach Wakefield.«
    »Na gut«, sagte Hadden und ging zu seinem Rover. »Bringen Sie mir das Material bis fünf, und wir gehen es für morgen durch.«
    »Alles klar«, rief ich ihm nach und sah auf die Uhr meines Vaters.
    Mit dem aufgeschlagenen Stadtplan von Leeds und Bradford auf den Knien und meinen Notizen auf dem Beifahrersitz rollte ich durch die Seitenstraßen von Morley.
    Ich bog in die Victoria Road und fuhr langsam weiter; kurz vor der Kreuzung Rooms Lane und Church Street hielt ich an.
    Barry mußte von der anderen Seite gekommen sein, in Richtung Wakefield Road oder M 62. Der Lastwagen dürfte hier an der Ampel der Victoria Road gestanden und darauf gewartet haben, in die Rooms Lane abzubiegen.
    Ich blätterte in meinem Notizbuch zurück, schneller, immer schneller, bis zur ersten Seite.
    Volltreffer.
    Ich startete den Motor, reihte mich in den Verkehr ein, wartete an der Ampel.
    Zu meiner Linken auf der anderen Seite der Kreuzung eine schwarze Kirche und daneben die Morley Grange Junior and Infants School.
    Die Ampel sprang um, ich las weiter.
    »An der Ecke Rooms Lane und Victoria Road verabschiedete sie sich von ihren Freundinnen und wurde zuletzt gesehen, als sie gegen sechzehn Uhr die Victoria Road in Richtung ihres Zuhauses entlangging … «
    Clare Kemplay.
    Zuletzt gesehen.
    Goodbye.
    Ich fuhr über die Kreuzung, und ein Co-op-Laster wartete, um nach rechts in die Rooms Lane abzubiegen.
    Barrys Unfallaster mußte wohl auch hier an der Ampel Victoria Road gestanden haben, um nach rechts in die Rooms Lane abzubiegen.
    Barry Gannon.
    Zuletzt gesehen.
    Goodbye.
    Ich kroch die Victoria Road entlang, die nachfolgenden Autos hupten. Clare, in ihrer orangefarbenen Regenjacke und den roten Stiefeln, hopste den Bürgersteig neben mir entlang.
    »… wurde zuletzt gesehen, als sie gegen sechzehn Uhr die Victoria Road in Richtung ihres Zuhauses entlangging.«
    Sportplatz, Sandmead Close, Winterbourne Avenue.
    Clare stand an der Ecke Winterbourne Avenue und winkte.
    Ich blinkte links und bog ab.
    Es handelte sich um eine Sackgasse mit sechs älteren Doppelhaushälften und drei neuen Einzelhäusern.
    Vor der Hausnummer 3 stand ein Polizist im Regen.
    Ich setzte rückwärts in die Einfahrt zu einem der neuen Häuser und wendete.
    Ich sah zur 3 Winterbourne Avenue hinüber.
    Die Vorhänge zugezogen.
    Der Motor des Viva ging aus.
    Ein Vorhang bewegte sich.
    Mrs. Kemplay stand mit verschränkten

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