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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Armen am Fenster.
    Der Polizist sah auf die Uhr.
    Ich fuhr davon.
     
    Foster’s Construction.
    Die Baustelle lag hinter dem Wakefield Gefängnis, nur ein paar Meter vom Devil’s Ditch entfernt.
    Mittagspause an einem feuchten Dienstag im Dezember, und die Baustelle war so still wie ein Grab.
    In der Luft lag eine leise Melodie: Dreams Are Ten A Penny.
    Ich folgte meinen Ohren.
    »Alles klar?« sagte ich und zog die Abdeckplane in der Tür zu einem Rohbau beiseite.
    Vier Männer kauten auf ihren Sandwichs herum, schlurften Tee aus Thermosflaschen.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte jemand.
    »Haben Sie sich verfahren?« ein anderer.
    »Nein, ich suche eigentlich …«
    »Nie von ihm gehört«, sagte jemand.
    »Reporter, hm?« ein anderer.
    »Sieht man das?«
    »Ja«, meinten alle.
    »Wissen Sie, wo ich Terry Jones und James Ashworth finden kann?«
    Ein großer Kerl in Arbeitsjacke stand auf und schluckte ein halbes Brot herunter. »Ich bin Terry Jones.«
    Ich streckte ihm die Hand entgegen. »Eddie Dunford, Yorkshire Post. Kann ich mal mit Ihnen reden?«
    Er ignorierte die Hand. »Und, was zahlen Sie dafür?«
    Alle lachten in ihren Tee.
    »Nun, darüber läßt sich reden.«
    »Wenn’s nichts gibt, können Sie sich gleich wieder verpissen«, meinte Terry Jones, und wieder gab es Gelächter.
    »Ehrlich«, bekräftigte ich.
    Terry Jones seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Manche Leute haben echt Nerven«, sagte jemand.
    »Wenigstens ist er vom örtlichen Käseblatt«, ein anderer.
    »Na, dann kommen Sie«, sagte Terry Jones, gähnte und spülte sich den Mund mit dem letzten Tee aus.
    »Aber laß ihn ordentlich bluten«, rief ein anderer, als wir hinausgingen.
    »Hatten sie ‘ne Menge Presse hier?« fragte ich und bot Terry Jones eine Zigarette an.
    »Die Jungs meinten, ein Photograph von der Sun ist hier gewesen, aber wir waren gerade auf der Wache in der Wood Street.«
    Es nieselte heftig, ich wies auf einen anderen Rohbau. Terry Jones nickte und ging voran.
    »Hat die Polizei Sie lange aufgehalten?«
    »Nein, eigentlich nicht. Aber bei solchen Geschichten, da gehen die kein Risiko ein.«
    »Und was ist mit James Ashworth?« Wir standen im Türrahmen, der Regen verfehlte uns nur knapp.
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Haben sie den länger dabehalten?«
    »Genauso lang.«
    »Ist er da?«
    »Krankgeschrieben.«
    »Ach ja?«
    »Da geht was rum.«
    »Ja?«
    »Ja.« Terry Jones ließ die Kippe fallen, zertrat sie mit seinem Arbeitsschuh und fügte hinzu: »Der Chef ist seit Donnerstag krankgemeldet, Jimmy seit gestern, paar andere Jungs seit letzter Woche.«
    »Wer hat sie gefunden, Sie oder Jimmy?«
    »Jimmy.«
    »Wo war sie?« fragte ich und sah in den Schlamm hinaus.
    Terry Jones holte ein gehöriges Stück Schleim hoch und sagte:
    »Ich zeig’s Ihnen.«
    Wir gingen schweigend über die Baustelle zu der Senke, die parallel zur Straße von Wakefield nach Dewsbury verlief. Ein blauweißes Polizeiabsperrband hing an der Oberkante des Grabens. Auf der anderen Seite an der Straße saßen zwei Polizisten in einem Panda. Einer von ihnen sah zu uns herüber und nickte Terry Jones zu.
    Terry winkte. »Wie lange bleibt das abgesperrt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Bis gestern abend hatten sie Zelte über alles gebaut.«
    Ich starrte hinunter in den Devil’s Ditch auf die verrosteten Kinderwägen und Fahrräder, die Küchenherde und Kühlschränke. Alles war mit Laub und Abfall durchzogen, alles glitt in den Schlund hinab und versperrte den Blick auf den Grund der Senke.
    »Haben Sie sie gesehen?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Scheiße.«
    »Sie lag auf einem Kinderwagen, etwa auf halber Höhe.«
    »Einem Kinderwagen?«
    Terry starrte hinaus in die weite, weite Ferne.
    »Die Polizei hat ihn mitgenommen. Sie hatte, ach Scheiße …«
    »Ich weiß.« Ich schloß die Augen.
    »Die Polizei meinte, wir sollten niemandem davon erzählen.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Aber Scheiße …« Er hatte Tränen in den Augen und mühte sich mit einem Kloß im Hals ab.
    Ich gab ihm noch eine Zigarette. »Ich weiß. Ich hab die Photos von der Obduktion gesehen.«
    Er zeigte mit der frischen Zigarette auf ein gesondert markiertes Stück Erde. »Einer der Flügel lag da drüben, fast ganz oben.«
    »Scheiße.«
    »Ich wünschte, ich hätte sie nicht gesehen.«
    Ich starrte in das Loch, hatte die Photos von der Wand im Redbeck vor Augen.
    »Wenn sie nur nicht dagewesen wär’«, flüsterte er.
    »Wo wohnt denn Jimmy Ashworth?«
    Terry Jones sah mich

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