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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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und griff nach meinem Pint.
    »Ist das Ihre da drüben?« fragte der Wirt und nickte in Richtung der Hillards-Plastiktüte unter dem Telefon.
    »Ja, danke«, sagte ich und leerte mein Glas.
    »Sie sollten keine verdammten Plastiktüten herumliegen lassen, nicht in Pubs.«
    »Sony«, sagte ich, ging zum Telefon zurück und dachte, leck mich.
    »Ich hab‘ schon gedacht, das ist ‘ne Bombe oder so was.«
    »Ja, sorry«, murmelte ich, nahm Michael John Myshkins Zeichenblock und die Photos von Stadtrat William Shaw mit Arthur Francis Anderson heraus und dachte, und was für eine Bombe das ist, du Blödmann.
    Ich hielt an der Bordsteinkante vor dem Trinity View, Wood Lane, Sandal.
    Ich stopfte die Plastiktüte zusammen mit dem Reiseführer unter den Fahrersitz, neben die Kanäle des Nordens, drückte meine Zigarette aus, nahm zwei Schmerztabletten und stieg aus.
    Die Straße war ruhig und dunkel.
    Ich ging die lange Auffahrt zum Gebäude hinauf. In der Auffahrt stand ein Rover, oben im Haus brannte Licht. Ich fragte mich, ob das Gebäude wohl von John Dawson entworfen worden war.
    Ich drückte auf die Klingel und lauschte, wie Glocken durchs Haus läuteten.
    »Ja bitte? Wer ist da?« fragte eine Frau hinter der künstlich gealterten Tür.
    »Yorkshire Post.«
    Kurze Pause, dann wurde entriegelt, und die Tür ging auf.
    »Was wünschen Sie?«
    Die Frau war Anfang Vierzig, hatte eine dunkle, sehr teure Dauerwelle, sie trug eine schwarze Hose, eine dazu passende Seidenbluse und eine medizinische Halskrause.
    Ich hielt meine verbundene rechte Hand hoch und sagte:
    »Sieht so aus, als hätten wir beide eine Kriegsverletzung.«
    »Was Sie wünschen, habe ich gefragt.«
    Mr. Schuß ins Blaue sagte: »Es geht um Johnny Kelly.«
    »Was ist mit ihm?« fragte Mrs. Patricia Foster viel zu schnell.
    »Ich hatte gehofft, Sie oder Ihr Gatte wüßten vielleicht, wo er sich befindet.«
    »Warum sollten wir das?« fragte Mrs. Foster, eine Hand an der Tür und die andere am Kragen.
    »Nun, er spielt für den Verein Ihres Mannes und …«
    »Er gehört nicht ihm. Mein Mann ist nur der Vereinsvorsitzende.«
    »Tut mir leid. Sie haben also nichts von ihm gehört?«
    »Nein.«
    »Und Sie haben keine Idee, wo er sich aufhalten könnte?«
    »Nein. Hören Sie, Mr. …?«
    »Gannon.«
    »Gannon?« sagte Mrs. Patricia Foster mit ihrer Adlernase langsam, und ihre dunklen Augen sahen auf mich herab.
    Ich schluckte und fragte: »Dürfte ich wohl hereinkommen und kurz mit Ihrem Gatten sprechen?«
    »Nein. Er ist nicht zu Hause, und ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen«, erklärte Mrs. Foster und schloß die Tür.
    Ich versuchte sie daran zu hindern, mir die Tür vor der Nase zuzuschlagen. »Was glauben Sie, was mit ihm geschehen ist?«
    »Ich werde jetzt die Polizei anrufen, Mr. Gannon, und dann meinen sehr guten Freund und Ihren Chef Bill Hadden«, sagte sie durch die Tür und verriegelte sie.
    »Und vergessen Sie nicht, Ihren Mann anzurufen«, rief ich, drehte mich um, eilte dieAuffahrt entlang und wünschte ihr und ihrer Sippschaft die Pest an den Hals.
     
    Edward Dunford, Gerichtsreporter für Nordengland, stand in einer Telefonzelle an der Barnsley Road und stampfte auf den Boden, um die Schlangen aufzuscheuchen.
    In etwa:
    »Wakefield Town Hall, bitte.«
    »361234.«
    Ich sah auf die Uhr meines Vaters und dachte, fifty-fifty.
    »Stadtrat Shaw, bitte.«
    »Es tut mir leid, der Stadtrat ist in einer Sitzung.«
    »Es ist ein familiärer Notfall.«
    »Und Ihr Name?«
    »Ich bin ein Freund der Familie. Es ist ein Notfall.«
    Ich sah über die Straße in die warmen Wohnzimmer mit ihren gelben Lichtern und Weihnachtsbäumen.
    Eine andere Stimme sagte: »Stadtrat Shaw ist in der Bezirksverwaltung zu erreichen unter der Telefonnummer 361236.«
    »Danke.«
    »Es ist doch nichts Ernstes, hoffe ich?«
    Ich hängte ein, nahm wieder ab und wählte.
    »Stadtrat Shaw bitte.«
    »Tut mir leid, der Stadtrat ist in einer Sitzung.«
    »Ich weiß. Es ist ein Notfall in der Familie. Sein Büro hat mir Ihre Nummer gegeben.«
    An einem der oberen Fenster auf der anderen Straßenseite stand ein Kind und starrte aus seinem dunklen Zimmer zu mir herüber. Darunter schauten ein Mann und eine Frau bei ausgeschaltetem Licht fern.
    »Stadtrat Shaw am Apparat.«
    »Mr. Shaw, Sie kennen mich nicht, aber wir müssen uns treffen, es ist sehr wichtig.«
    »Wer spricht denn da?« fragte eine nervöse und verärgerte Stimme.
    »Wir müssen miteinander reden.«
    »Warum sollten wir

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