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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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du liebst mich, sagst, daß es dir nicht egal ist, und dann fickst du mich in den Hintern und schreibst solchen Mist.«
    Ich setzte mich auf und rieb mir das Gesicht mit der verbundenen Hand.
    Samstag, 21. Dezember 1974.
    Mrs. Paula Garland, blaue Jeans mit Schlag und roter Wollpullover, beugte sich über das Bett.
    Die Schlagzeile der Yorkshire Post starrte mich von der Daunendecke an:
    ELFTÄGIGER WAFFENSTILLSTAND DER IRA.
    »Was?«
    »Komm mir ja nicht so, du verlogenes Stück Scheiße.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    Sie nahm die Zeitung, schlug sie auf und las vor:
    Das Flehen einer Mutter, von Edward Dunford.
    Mrs. Paula Garland, Schwester des Rugby-League-Spielers Johnny Kelly, brach in Tränen aus, als sie von ihrem Leben seit dem Verschwinden ihrer Tochter Jeanette vor fünf Jahren berichtete.
    »Ich habe alles verloren«, sagte sie und spielte damit auf den Selbstmord ihres Gatten Geoff an, der sich 1971, direkt im Anschluß an die ergebnislosen Bemühungen der Polizei, ihre vermißte Tochter zu finden, erschossen hatte.
    »Ich will nur, daß das alles endlich ein Ende hat«, weinte Mrs. Garland. »Vielleicht ist es ja jetzt soweit.«
    Paula machte eine Pause. »Soll ich weiterlesen?«
    Ich setzte mich auf die Bettkante, ein Laken über meinen Schoß, und starrte einen hellen Fleck Sonnenlicht auf dem dünnen geblümten Teppich an.
    »Das habe ich nicht geschrieben.«
    »Von Edward Dunford.«
    »Ich habe es nicht geschrieben.«
    Die Verhaftung eines Mannes aus Fitzwilliam im Zusammenhang mit dem Verschwinden und der Ermordung von Clare Kemplay machte Mrs. Garland Hoffnung, wenn auch tragischer Art.
    »Ich hätte nie gedacht, daß ich jemals so etwas sage, aber nach all dieser Zeit möchte ich nur wissen, was passiert ist«, sagte Mrs. Garland unter Tränen. »Und wenn das bedeuten sollte, das Schlimmste zu erfahren, dann werde ich versuchen müssen, damit zu leben.«
    »Ich habe das nicht geschrieben.«
    »Von Edward Dunford«, beharrte sie.
    »Ich habe das nicht geschrieben.«
    »Lügner!« schrie Paula Garland, packte mich bei den Haaren und zerrte mich vom Bett.
    Ich fiel nackt auf den dünnen geblümten Teppich und wiederholte nur: »Ich habe das nicht geschrieben.«
    »Raus!«
    »Paula, bitte«, sagte ich und suchte nach meiner Hose.
    Sie schubste mich um, als ich aufstehen wollte, und schrie immer wieder: »Raus! Raus!«
    »Verdammt, Paula, hör doch mal zu.«
    »Nein!« schrie sie und riß mir mit dem Fingernagel ein Stück Haut vom Ohr.
    »Verdammt!« brüllte ich, schubste sie weg und suchte meine Klamotten zusammen.
    Sie ließ sich in die Ecke neben dem Schrank fallen, rollte sich zusammen und schluchzte: »Ich hasse dich.«
    Ich zog Hose und Hemd an und hob meine Jacke auf. Blut tropfte mir aus dem Ohr.
    »Ich will dich nie wiedersehen«, flüsterte sie.
    »Keine Sorge, das wirst du auch nicht«, spuckte ich, rannte die Stufen runter und verließ das Haus.
     
    Miststück.
    Die Uhr im Auto zeigte kurz vor neun, das gleißend helle Winterlicht blendete mich beim Fahren.
    Verdammtes Miststück.
    Die A655 war frei, ebene braune Felder, so weit das Auge reichte.
    So ein verdammtes Miststück.
    Im Radio lief Lulus Little Drummer Boy, der Rücksitz war voller Plastiktüten.
    So ein verfluchtes, verdammtes Miststück.
    Fünf Sekunden Piepen vor der vollen Stunde, das Ohr tat mir immer noch weh, und nun die Nachrichten:
    »Nach dem grausigen Fund einer toten Frau in einer Wohnung in St. John ‘s am gestrigen Tag hat die West Yorkshire Police die Untersuchung des Mordfalles aufgenommen.«
    Das kalte Blut in meinen Adern erstarb endgültig.
    »Bei der Ermordeten handelt es sich um die 36jährige Mandy Denizili.«
    Fleisch würgte Knochen, runter von der Straße auf den Seitenstreifen.
    »Mrs. Denizili arbeitete unter ihrem Geburtsnamen Wymer als Medium und erlangte landesweite Bekanntheit, als sie der Polizei bei einer Reihe von Untersuchungen half. In jüngster Zeit hatte Mrs. Denizili behauptet, die Polizei zur Leiche des ermordeten Schulmädchens Clare Kemplay geführt zu haben. Dieser Behauptung widersprach der leitende Beamte, Detective Superintendent Peter Noble, allerdings vehement.«
    Die Stirn auf dem Lenkrad, die Hände vor dem Mund.
    »Zwar hat die Polizei zum gegenwärtigen Zeitpunkt erst wenige Einzelheiten bekanntgegeben, doch steht wohl fest, daß es sich um ein Gewaltverbrechen handelt.«
    Ich mühte mich mit der Tür und dem Verband ab, Kotze tropfte von der Armlehne aufs

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