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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Schlagzeile: GUTE ARBEIT .
    »Dreh mal um.«
    Am anderen Ende der Redaktion klingelte ein Telefon, keiner ging dran.
    Ich drehte die Zeitung um, sah dort ein Photo von zwei uniformierten Polizisten, denen Chief Constable Angus die Hand schüttelte.
    Zwei uniformierte Polizisten:
    Ein großer mit Bart, ein kleiner ohne.
    Ich sah auf die Zeitung, auf das Photo, auf die Zeile unter dem Bild:
    Chief Constable Angus beglückwünscht Sergeant Bob Craven und PC Bob Douglas zu ihrer ausgezeichneten Arbeit.
     
    »Diese hervorragenden Polizeibeamten verdienen unseren größten Dank.«
    Ich nahm die Zeitung, faltete sie zusammen, stopfte sie in die Plastiktüte und blinzelte Whitehead zu: »Danke, Jack.«
    Jack Whitehead sagte nichts.
    Ich nahm die Tüte und durchquerte die stumme Redaktion.
    George Greaves sah aus dem Fenster, Gaz vom Sport starrte eine Bleistiftspitze an.
    Auf meinem Schreibtisch klingelte das Telefon.
    Jack Whitehead hob ab.
    Die fette Stephanie, die mit einem Stapel Akten an der Tür stand, lächelte und sagte: »Tut mir leid, mein Lieber.«
    »Sergeant Fraser am Apparat«, rief mir Jack von meinem Schreibtisch aus nach.
    »Sag ihm, er kann mich mal. Ich bin gefeuert worden.«
    »Er ist gefeuert worden«, sagte Jack und legte auf.
    Eins, zwei, drei, vier, die Treppe runter und durch die Tür.
    Presseclub, nur für Mitglieder, kurz vor fünf.
    An der Bar, im Augenblick noch Mitglied, einen Scotch in der einen Hand, das Telefon in der anderen.
    »Hallo. Kann ich bitte Kathryn sprechen?«
    Yesterday Once More lief in der Jukebox, meine Wahl.
    »Wissen Sie, wann sie zurückkommt?«
    Verdammte Carpenters, mir brennen die Augen schon vom eigenen Zigarettenqualm mehr als genug.
    »Können Sie ihr bitte ausrichten, daß Edward Dunford angerufen hat?«
    Ich legte auf, leerte das Glas Scotch, zündete mir wieder eine Zigarette an.
    »Das gleiche noch mal, bitte.«
    »Und einen für mich, Bet.«
    Ich drehte mich um.
    Scheiß Jack Whitehead setzte sich auf den Hocker neben mich.
    »Stehst du irgendwie auf mich oder was?«
    »Nein.«
    »Was willst du dann, verdammt?«
    »Wir sollten reden.«
    »Wozu?«
    Die Barkeeperin stellte zwei Scotch vor uns ab.
    »Jemand versucht dich reinzulegen.«
    »Ach ja? Das sind aber echte Neuigkeiten, Jack.«
    Er bot mir eine Zigarette an. »Wer, du Knalltüte?«
    »Wie wär’s, wenn wir mit deinen beiden Kumpeln, den Bullen, anfangen?«
    Jack zündete sich eine Zigarette an und flüsterte: »Was haben die damit zu tun?«
    Ich schwenkte meine rechte Hand herum, wedelte mit dem Verband vor seinem Gesicht und brüllte: »Und was ist damit? Was glaubst du eigentlich, was das hier ist, verdammt noch mal?«
    Jack wich mir aus und packte den Verband.
    »Die waren das?« fragte er, schob mich wieder auf meinen Hocker und starrte das schwarze Stoffbündel am Ende meines rechten Armes an.
    »Ja, zwischen dem Niederbrennen von Zigeunerlagern, dem Diebstahl von Obduktionsphotos und dem Herausprügeln von Geständnissen aus geistig Minderbemittelten.«
    »Wovon redest du?«
    »Davon, daß die West Yorkshire Metropolitan Police sich um ihre Angelegenheiten kümmert, mit Unterstützung der guten alten Yorkshire Post, Freundin der Polizeistreitkräfte.«
    »Du hast sie doch nicht mehr alle.«
    Ich leerte meinen Scotch. »Das sagen irgendwie alle.«
    »Dann glaub’ ihnen, verdammt noch mal.«
    »Ach, hau doch ab, Jack.«
    »Eddie.«
    »Was?«
    »Denk an deine Mutter.«
    »Was zum Teufel soll das denn heißen?«
    »Hat sie nicht schon genug durchgemacht? Es ist noch nicht mal eine Woche her, seit man deinen Vater beerdigt hat.«
    Ich beugte mich vor und bohrte ihm zwei Finger in die knochige Brust. »Wage es ja nicht, meine Familie da mit reinzuziehen.«
    Ich stand auf und zog meine Autoschlüssel aus der Tasche.
    »Du kannst nicht fahren.«
    »Du kannst nicht schreiben und tust es trotzdem.«
    Jack war aufgestanden und hielt mich an den Armen fest.
    »Man legt dich rein, genau wie Barry.«
    »Laß mich los, verdammt.«
    »Derek Box ist das personifizierte Böse.«
    »Laß mich los.«
    Er setzte sich wieder hin. »Ich habe dich gewarnt.«
    »Ach, leck mich«, zischte ich und ging die Treppe rauf. Ich haßte diesen verlogenen Mistkerl und die beschissene Welt, in der er lebte.
     
    Die MI nach Süden, 19.00 Uhr, Feierabendverkehr, der Regen vor meinen Scheinwerfern verwandelte sich in Eisregen.
    Always On My Mind im Radio.
    Auf der Überholspur, Blicke in denRückspiegel, Blicke nach links, das

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