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1974

1974

Titel: 1974 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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schlechten Erinnerungen.«
    Auf dem Fußboden von Zimmer 27 füllte ich einen braunen Umschlag mit Barrys Sachen und den Dingen, die er herausgefunden hatte, leckte die Lasche an, verschloß den Umschlag und schrieb Frasers Namen darauf.
    »Und das konnten Sie nicht vorhersehen?«
    Als ich mit dem braunen Umschlag in der Hand und einer Weihnachtskarte in der Tasche an der Tür zu meinem Motelzimmer stand, schluckte ich eine Tablette und zündete mir eine Zigarette an.
    »Ich hin ein Medium, Mr. Dunford, keine Wahrsagerin.«
    Es gab nur einen Ausweg.
     
    Mittag.
    Samstag, 21. Dezember 1974.
    Eingeklemmt zwischen einem Laster und einem Bus fuhr ich an der stillgelegten Shell-Tankstelle an der Kreuzung von der A 655 und der B6134 vorbei.
    Ein senfgelber Maxi stand auf dem Vorplatz; Sergeant Fraser lehnte an der Motorhaube.
    Ich fuhr noch hundert Meter weiter, hielt an, kurbelte das Fenster herunter, wendete, drückte am Philips Pocket Memo auf Start und fuhr zurück.
    Ich hielt neben dem Maxi und sagte: »Steigen Sie ein.«
    Sergeant Fraser, der einen Regenmantel über seiner Uniform trug, ging hinten um den Viva herum und stieg ein.
    Ich verließ die Tankstelle und bog nach links Richtung Featherstone auf die B6134.
    Sergeant Fraser verschränkte die Arme und starrte nach vorn.
    Einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, in eine Parallelwelt direkt aus Dr. Who geraten zu sein, wo ich der Bulle war, nicht Fraser, wo ich der Gute war, nicht er.
    »Wo fahren wir hin?« fragte er.
    »Sind schon da.« Ich fuhr auf einen Rastplatz direkt hinter einen roten Caravan, der Tee und Pasteten anbot.
    Ich schaltete den Motor aus und sagte: »Möchten Sie etwas ?«
    »Nein, danke.«
    »Kennen Sie Sergeant Craven und seinen Partner?«
    »Ja. Die kennen doch alle.«
    »Kennen Sie sie gut?«
    »Vom Hörensagen.«
    Ich starrte durch die von braunem Schlamm verschmierte Scheibe über die niedrigen braunen Hecken hinaus, die die braunen Felder mit ihren einsamen braunen Bäumen teilten.
    »Warum?« fragte Fraser.
    Ich zog ein Photo von Clare Kemplay aus der Tasche, eines, auf dem sie auf einem Seziertisch lag, mit einem Schwanenflügel an den Rücken genäht.
    Ich gab ihm das Bild. »Ich glaube, Craven oder sein Partner hat mir das zukommen lassen.«
    »Verdammt. Wozu?«
    »Sie wollten mich reinlegen.«
    »Warum?«
    Ich wies auf die Plastiktüte zu Fräsers Füßen. »Ist alles da drin.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Abschriften, Dokumente, Photos. Alles, was Sie brauchen.«
    »Abschriften?«
    »Ich habe die Originalbänder, ich werde sie Ihnen geben, wenn Sie entscheiden, daß Sie etwas damit anfangen können. Keine Sorge, es ist alles da.«
    »Das sollte es besser auch«, sagte Fraser und schaute in die Tüte.
    Ich zog zwei Stück Papier aus der Innentasche meiner Jacke und gab Fraser eines davon. »Klopfen Sie an diese Tür.«
    »Appartement 5,3 Spencer Mount, Chapeltown«, las Fraser.
    Das andere Stück Papier steckte ich wieder ein. »Ja.«
    »Wer wohnt dort?«
    »Arthur Francis Anderson; er ist ein Bekannter von Barry Gannon und der Held von einigen der Aufnahmen und Bänder, die Sie in der Tüte finden.«
    »Und warum verpfeifen Sie ihn?«
    Ich starrte hinaus zum Ende der braunen Felder, wo der blaue Himmel weiß wurde.
    »Ich habe sonst nichts anderes.«
    Fraser schob das Stück Papier in die Tasche und nahm ein Notizbuch heraus.
    »Und was haben Sie für mich?«
    »Nicht besonders viel«, räumte Fraser ein und zückte sein Notizbuch.
    »Sein Geständnis?«
    »Nicht im Wortlaut.«
    »Einzelheiten?«
    »Es gibt keine.«
    »Was hat er über Jeanette Garland gesagt?«
    »Er hat sich schuldig bekannt. Mehr nicht.«
    »Susan Ridyard?«
    »Ebenfalls.«
    »Verdammt.«
    »Genau«, sagte Sergeant Fraser.
    »Glauben Sie, daß er’ s war?«
    »Er hat gestanden.«
    »Hat er gesagt, wo er all diese Verbrechen begangen haben will?«
    »In seinem unterirdischen Königreich.«
    »Er hat sie nicht alle.«
    »Wer hat das schon?« seufzte Fraser.
    In dem grünen Auto neben der braunen Weide unter dem weißen Himmel sagte ich: »Ist das alles?«
    Sergeant Fraser sah auf sein Notizbuch herab und sagte:
    »Mandy Wymer.«
    »Verdammt.«
    »Ein Nachbar hat sie gestern morgen gegen neun Uhr gefunden. Sie ist vergewaltigt, skalpiert und mit einem Draht an der Deckenlampe aufgehängt worden.«
    »Skalpiert?«
    »Wie bei den Indianern.«
    »Verdammt.«
    »Das haben sie euch Aasgeiern vorenthalten«, sagte Fraser und lächelte.
    »Skalpiert«, flüsterte

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