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1975 - Sonnenecho

Titel: 1975 - Sonnenecho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wissen. Und woher willst du wissen, daß auch Vincent dagegen wäre?
    Ein Avatara ist eine seelenlose Hülle, fast wie eine Maschine, erklärte Soboth dem Bluesmädchen. Auch Vincent könnte ihn durch unseren gemeinsamen Geist nicht beseelen. Wir wären darin gefangen. Wir könnten uns darin nicht entfalten, unsere parapsychischen Fähigkeiten würden verkümmern.
    Wieso willst du das so genau wissen? Wäre die Sache nicht einen Versuch wert?
    Auf keinen Fall, denn es gäbe dann kein Zurück mehr, lehnte Soboth ab. Höre ich aus deinen Gedanken Ablehnung heraus, Tuyula? Hast du es dir plötzlich anders überlegt, und willst du Vincent auf einmal das Asyl verweigern?
    Nein, nein, keineswegs, versicherte Tuyula rasch. Ich stehe zu meinem Angebot.
    Dann hilf mir, den Avatara aus dem Weg zu räumen. Er ist eine beständige Bedrohung für uns. Er muß weg.
    Tuyula Azyk konnte Soboths Argumente nicht ganz nachvollziehen, warum der Avatara für ihn und Vincent eine Bedrohung sei. Aber sie wollte nicht weiter widersprechen, weil Soboth dann meinen könnte, sie wolle Eincent die Unterstützung verweigern. Sie wünschte sich, daß Vincent wieder auf die Oberfläche seines Bewußtseins kommen möge, damit er sagen konnte, was richtig wäre.
    Aber wie es aussah, würde sie mit Soboth vorliebnehmen müssen. Sie mußte ihm glauben; daß er auch in Vincents Sinne handeln wollte.
    Arnulf Rohmer hatte von dieser lautlosen Zwiesprache nichts mitbekommen. Erfand zwar, daß Tuyula Azyk seit Myles Kantors Abgang wie abwesend wirkte, dachte sich aber nichts weiter dabei. Das Bluesmädchen tat ihm leid; es war keine angenehme Lage, seinen Körper mit einem Fremden teilen zu müssen, noch dazu, wo der andere schizophren war.
    „He, Rohmer!"
    Arnulf zuckte zusammen, als Tuyula ihn ansprach. An ihrer Haltung, wie sie den Kopf provokant nach vorne reckte und den Mund verzog, und am Tonfall ihrer Stimme merkte er, daß Soboth aus ihr sprach.
    „Ja?" sagte Arnulf höflich, aber etwas angespannt, Soboth verlieh Tuyula etwas Lauerndes, als wolle sie jeden Augenblick zum Sprung ansetzen.
    „Hat der Avatara wirklich soviel drauf, wie behauptet wird?" fragte Tuyula.
    „Kommt drauf an, was du darunter verstehst. Vier ist eine perfekte menschliche Kopie, ein vollwertigerer Mensch, wenn du so willst. Und es gibt viele Möglichkeiten, ihn aufzurüsten."
    „Aber Vier hat man ziemlich demontiert, nicht wahr? Man wollte für Vincent wohl nur einen gehandikapten Avatara zur Verfügung stellen."
    „So kann man das nicht sehen", log Arnulf und fühlte sich dabei unbehaglich. „Das war eine prophylaktische Maßnahme. Man wollte Vincent - euch erst mal einen Grundkörper zur Verfügung stellen.
    Wenn alles glattgegangen wäre, hätte man ihn weiter ausbauen können. Das kann man natürlich noch immer."
    „Würdest du mir raten, den Avatara anzunehmen?"
    „Unbedingt! Das wäre nur zu deinem Besten. Und es würde natürlich auch Tuyula entlasten."
    „Es ist nicht nötig, daß man immer mich vorschiebt", sagte Tuyula mit ihrer eigenen Stimme.
    „Ah", machte Arnulf überrascht. „Hat Soboth dich auf einmal freigegeben?"
    „Soboth übt auf mich keinen Zwang aus", behauptete Tuyula. „Ich kann, wann immer ich will, die Kontrolle über meinen Körper übernehmen. Ich habe jegliche Handlungsfreiheit. Die Frage ist nur, ob Vincent und Soboth sie im Körper des Avatara auch hätten."
    „Selbstverständlich. Es gäbe für sie keinerlei Einschränkungen. Mein Wort darauf."
    Der Avatara stand völlig reglos im Hintergrund und schien das Geschehen nicht .einmal wahrzunehmen.
    Tuyula Azyk rückte näher zu Arnulf und fragte vertraulich: „Soboth kann im Moment nicht hören, was wir besprechen. Darum bitte ich dich, mir meine Frage offen und ehrlich zu beantworten. Glaubst du, daß man den Avatarakörper für Vincent nach einer Probezeit oder wie du es auch nennen willst - vervollständigen, besser ausstatten würde?"
    Arnulf sah sie prüfend an und kam zu dem Schluß, daß Soboth im Moment wahrhaftig keinen Einfluß auf sie hatte.
    „Wenn ich ganz ehrlich bin", sagte er und nahm unwillkürlich einen verschwörerischen Tonfall an, „kann ich mir das im Augenblick nicht vorstellen. Vincents Charakter müßte sich schon festigen. Er ist zu unberechenbar und labil. Und er müßte mit der Soboth-Persönlichkeit fertig werden. Mit anderen Worten, er müßte endgültig von seiner Schizophrenie geheilt werden ..."
    Tuyulas Körper bäumte sich plötzlich auf, ihr

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