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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Weise gedient hätte, die er nicht begriff.
    Ich hatte den Vorteil, daß mir... durch eine sympathische, ferne religiöse Bruderschaft der Vorzug einer ausgezeichneten Ausbildung zuteil wurde.
    Der Xenope-Orden. Plötzlich war es ganz klar.
    Nichts war Zufall.
    Er war zurückgekommen. Der Zug aus Saloniki war durch dreißig Jahre des Schlafes dahingerast und war wiedererwacht. Man mußte ihn unter Kontrolle bringen, ehe der Haß kollidierte, ehe die Fanatiker aus der Suche einen heiligen Krieg machten, so wie sie es vor drei Jahrzehnten getan hatten. Victor wußte, daß er das seinem Vater schuldete, seiner Mutter, all den Lieben, die im weißen Licht von Campo di Fiori hingemetzelt worden waren - jenen, die in Oxfordshire gestorben waren. Einem fehlgeleitetem jungen Mönch namens Petride, der an einem Felshang in Loch Torridon sich selbst das Leben nahm. Einem Mann namens Teague, einem Angehörigen des Untergrundes namens Lübok, einem alten Mann namens Guido Barzini, der ihn vor sich selbst gerettet hatte.
    Er durfte nicht zulassen, daß die Gewalt wieder aufbrach.
    Der Regen fiel jetzt heftiger, härter, wurde schräg vom Wind hereingefegt. Fontine hielt sich an dem schmiedeeisernen Sessel neben sich fest, richtete sich auf und stützte sich auf den stählernen Stock.
    Er stand auf der Terrasse, blickte über die Wellen hinaus. Der Wind und der Regen brachten Klarheit in seine Gedanken. Er wußte, was er tun mußte, wohin er gehen mußte.
    In die Berge von Varese.
    Nach Campo di Fiori.
20
    Der schwere Wagen näherte sich den Toren von Campo di Fiori. Victor starrte zum Fenster hinaus, spürte die Verkrampfung in seinem Rücken; sein Auge registrierte, sein Bewußtsein erinnerte sich.
    Dort hinter den Toren, auf diesem Streifen Land war sein Leben verändert worden, in Schmerzen. Er versuchte, die Erinnerung unter Kontrolle zu bringen, unterdrücken konnte er sie nicht. Die Bilder, die er sah, wurden vor seinem inneren Auge verdrängt, von schwarzen Anzügen und weißen Kragen weggeschoben.
    Der Wagen rollte durch das Tor. Victor hielt den Atem an. Er war von Paris nach Mailand geflogen, so unauffällig wie möglich. In Mailand hatte er sich ein Einzelzimmer im Hotel Milano genommen und sich einfach als Victor Fontine, New York City, eingetragen.
    Die Jahre hatten ihr Werk getan. Es gab keine hochgezogenen Augenbrauen, keine neugierigen Blicke. Der Name löste nirgends Überraschung aus. Vor dreißig Jahren wären ein Fontine oder ein Fontini in Mailand Grund genug zu einer Bemerkung gewesen. Nicht jetzt.
    Ehe er New York verlassen hatte, hatte er eine Erkundigung eingezogen - mehr hätte vielleicht Alarm auslösen können. Er hatte die Namen der Besitzer von Campo di Fiori erfahren. Der Kauf lag siebenundzwanzig Jahre zurück; seit damals hatten die Besitzer nicht gewechselt. Und doch bedeutete der Name in Mailand nichts. Niemand hatte von ihm gehört.
    Baricours, Père et Fils. Eine französisch-schweizerische Firma aus Grenoble, so stand es in den Kaufverträgen. Und doch gab es keinen Baricours, Père et Fils, in Grenoble. Von dem Anwalt, der den Verkauf damals abgewickelt hatte, waren keine Einzelheiten mehr zu erfahren. Er war 1951 gestorben.
    Der Wagen rollte an der Böschung vorbei auf die kreisförmige Zufahrt, die zum Hauptgebäude führte. Zu dem Krampf in Victors Rücken gesellte sich ein scharfes, stechendes Gefühl hinter seinen Augen; seine Schläfen pochten, als er den Hinrichtungsplatz erreichte.
    Er umfaßte mit der rechten Hand sein linkes Handgelenk und bohrte sich die Finger ins Fleisch. Der Schmerz half. Er konnte zum Fenster hinaussehen und das wahrnehmen, was sich jetzt seinem Auge darbot, nicht was vor dreiunddreißig Jahren gewesen war.
    Was er sah, war ein Mausoleum. Tot, aber gepflegt. Alles war so, wie es gewesen war, aber nicht für die Lebenden. Selbst die orangefarbenen Strahlen der untergehenden Sonne hatten etwas Totes an sich: majestätisch und ornamental, aber nicht lebend.
    »Gibt es keine Leute, die hier Ordnung halten oder Männer an den Toren?« fragte er.
    Der Fahrer drehte sich im Sitz herum. »Nicht heute nachmittag, Padrone«, erwiderte er. »Es gibt keine Wachen und keine Kurienpriester.«
    Fontine fuhr im Sitz nach vorn. Der Stock entglitt seiner Hand. Er starrte den Fahrer an.
    »Man hat mich betrogen.«
    »Beobachtet. Erwartet. Aber nicht betrogen, wirklich nicht. Drinnen erwartet Sie ein Mann.«
    »Ein Mann?«
    »Ja.«
    »Könnte es sein, daß er Enrici Gaetamo

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