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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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möglich, daß ein Agent des Inspector General ihn bereits entdeckt hatte, ehe er auch nur das Gebäude verlassen hatte. Wenn nicht, so war das nur eine Frage der Zeit, das wußte er. Und weil er dessen sicher war, war Adrian nach London, nicht nach Rom geflogen.
    Morgen würde die Jagd beginnen, ein Amateur gegen Profis. Sein erstes Ziel war es unterzutauchen, aber er wußte nicht genau, wie er es anstellen sollte. Einerseits schien es einfach: ein einzelner Mensch unter Millionen; was konnte daran schwierig sein? Dann überlegte er weiter: Es galt, Staatsgrenzen zu passieren - das bedeutete, daß man sich identifizieren mußte; man mußte schlafen und essen - das bedeutete Unterkunft und Einkäufe, Orte, die man beobachten, vor ihm warnen konnte.
    Es war durchaus nicht einfach; nicht, wenn der einzelne Mensch, um den es ging, keine Erfahrung hatte. Er besaß keine Kontakte in der Unterwelt; er würde nicht wissen, wie er sich verhalten sollte, falls er solchen Leuten begegnete. Er zweifelte daran, daß er sich jemandem würde nähern können und sagen >Ich bezahle für einen falschen Paß<... oder >Bringen Sie mich auf illegalem Weg nach ltalien<... ja nicht einmal >lch werde Ihnen meinen Namen nicht sagen, aber ich bezahle für bestimmte Dienste.< Solche Kühnheit hatte ihren Platz in Romanen. Normale Männer und Frauen taten solche Dinge nicht; man würde über ihre Ungeschicklichkeit lachen. Aber Profis - die Art von Menschen, mit denen er es zu tun hatte -waren nicht normal. Sie taten solche Dinge mit großer Leichtigkeit.
    Er sah die Schlangen vor den Paßschaltern. Insgesamt waren es sechs. Er wählte die längste. Aber während er sich ihr anschloß, erkannte er, daß die Entscheidung amateurhaft gewesen war. Er hatte zwar mehr Zeit gehabt, sich umzusehen, aber umgekehrt hatten das auch andere.
    »Beruf, Sir?« fragte der Einwanderungsbeamte.
    »Rechtsanwalt.«
    »Sind Sie beruflich hier?«
    »Sozusagen. Aber auch zu meinem Vergnügen.«
    »Wie lange werden Sie bleiben?«
    »Weiß ich nicht genau. Nicht länger als eine Woche.«
    »Werden Sie in einem Hotel wohnen?«
    »Ich habe nichts bestellt. Wahrscheinlich im Savoy.«
    Der Beamte blickte auf. Es war schwer zu sagen, ob er beeindruckt war oder ob ihm Adrians Ton mißfiel. Oder ob vielleicht der Name Fontine, A., auf einer verborgenen Liste irgendwo in der Schublade seines Pults stand und er das Gesicht sehen wollte.
    Jedenfalls lächelte er mechanisch, drückte seinen Stempel in den neu ausgegebenen Paß und reichte ihn Adrian. »Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt in Großbritannien, Mr. Fontine.«
    »Danke.«
    Das Savoy hatte ein Zimmer über dem Innenhof für ihn und erbot sich, ihn in eine Suite an der Themseseite zu verlegen, sobald eine frei wurde. Er nahm das Angebot an und sagte, er beabsichtige, einen knappen Monat in England zu bleiben. Er würde unterwegs sein - einen Großteil der Zeit nicht in London -, legte aber während seiner ganzen Anwesenheit auf eine Suite Wert.
    Was ihn selbst erstaunte, war die Leichtigkeit, mit der ihm die Lügen über die Lippen kamen. Alles floß ganz leicht, fast geschäftsmäßig. Es war kein wichtiges Manöver, aber die Tatsache, daß er es so gut schaffte, vermittelte ihm ein Gefühl des Selbstvertrauens. Er hatte einen Vorteil wahrgenommen, als er sich ihm geboten hatte, das war das Wichtigste. Er hatte die Chance entdeckt und gehandelt.
    Er saß auf dem Bett, auf dem eine Anzahl Flugpläne ausgebreitet waren. Er fand, was er brauchte. SAS-Flug von Paris nach Stockholm um 10.30 Uhr vormittags. Und ein Air Afrique von Paris nach Rom, 10.15 Uhr vormittags. Der SAS-Flug ging vom Flughafen de Gaulle aus, die Air Afrique von Orly.
    Fünfzehn Minuten zwischen den Flügen, Abflug vor der Ankunft, von zwei unterschiedlichen Flughäfen aus. Er fragte sich - jetzt fast akademisch -, ob er imstande wäre, ein Täuschungsmanöver aufzubauen, die Fakten so zu organisieren und die Manipulation vom Anfang bis zum Ende durchzuführen.
    Er würde Kleinigkeiten bedenken müssen, Dinge, die Teil der »Fassade« waren - ja, das war das richtige Wort. Teil der List, die in einem überfüllten, hektischen Flughafen die Aufmerksamkeit der richtigen Leute auf sich ziehen würde. Er nahm sich den Notizblock mit dem Aufdruck des Savoy-Hotels vom Nachttisch und schrieb:
    Drei Koffer - ungewöhnlich.
    Mantel - auffällig.
    Brille
    Hut - breitkrempig
    Kleiner Bart, ankleben.
    Der letzte Gegenstand - der Bart - ließ ihn etwas

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