1976 - Das Jesus-Papier
zugegen war und die Verbrennung bestätigt hat. Die Anaxas-Stiftung bekam, was sie bezahlt hat. Dafür garantiert das Siegel.«
»Welche Stiftung?« fragte er leise.
»Anaxas. Das ist die Firma, die die Untersuchung finanziert hat.«
»Danke. Ich ruf dich später wieder an.« Er legte auf. Tarkington stand am Fenster und blickte in den Regen hinaus. Dies war der Mann, dem er entkommen mußte. Er mußte sich Zugang zu der Kassette verschaffen.
In einer Hinsicht hatte Barbara recht: Dakakos-Anaxas hatte genau das bekommen, was er bezahlt hatte: einen falschen Bericht in den Archiven.
Er wußte jetzt, wohin er gehen mußte.
Nach Campo di Fiori.
Dakakos!
Der Name brannte in Andrews Bewußtsein, während er zusah, wie 10.000 Meter unter ihm die italienische Küste vorbeizog. Theodore Anaxas Dakakos hatte das Eye Corps aus dem einen Grund vernichtet, um ihn zu vernichten, um ihn aus der Suche nach einer Kassette auszuschalten, die in den Bergen vergraben lag. Was hatte seine Entscheidung ausgelöst? Wie hatte er es angestellt? Es war von vitaler Wichtigkeit, alles, was er konnte, über diesen Mann zu erfahren. Je besser man seinen Feind kannte, desto besser konnte man ihn bekämpfen. So wie die Dinge standen, war Dakakos das einzige Hindernis, der einzige Gegner.
In Rom gab es einen Mann, der ihm helfen konnte. Ein Bankier, der immer häufiger in Saigon auftauchte, ein Käufer in großem Stil, der ganze Piers kaufte, ihren Inhalt nach Neapel verschiffte und die gestohlenen Güter in ganz Italien verkaufte. Das Eye Corps hatte ihn festgenagelt und benutzt; er hatte ihnen Namen geliefert, die nach Washington wiesen.
Ein solcher Mann würde über Dakakos Bescheid wissen.
Die Lautsprecher der Air-Canada-Maschine sagten durch, sie würden in fünfzehn Minuten auf dem Leonardo-da-Vinci-Flughafen Roms landen.
Fontine holte seinen Paß heraus. Er hatte ihn in Quebec gekauft. Adrians Paß hatte für die kanadischen Einwanderungsbehörden genügt, aber er wußte, daß er künftig wertlos sein würde. Washington würde den Namen Fontine per Fernschreiben an jeden Flughafen der westlichen Halbkugel durchgeben.
Um zwei Uhr morgens hatte er mit ein paar Deserteuren in Montreal Verbindung aufgenommen. Die ins Exil gegangenen Moralisten brauchten Geld; ohne Bargeld ließ sich nicht einmal Moral predigen. Ein Intellektueller mit fettigen Haaren in einer GI-Feldjacke brachte ihn in en Apartment, das nach Hasch roch, und verschaffte ihm binnen einer Stunde für 10.000 Dollar einen Paß.
Adrian war so weit abgeschlagen, daß er ihn nie einholen würde.
...Adrian konnte er aus seinen Überlegungen entlassen. Wenn Dakakos einen von ihnen aufhalten wollte, dann wollte er ganz offensichtlich beide aufhalten. Der Grieche war dem Soldaten nicht gewachsen; dem Anwalt war er mehr als gewachsen. Und wenn Dakakos Adrian nicht aufhielt, dann würde schon das Fehlen des Passes genügen, um ihn zumindest zu bremsen. Sein Bruder war aus dem Rennen, überhaupt kein Gegner mehr.
Das Flugzeug setzte auf. Andrew löste den Sicherheitsgurt. Er würde das Flugzeug als einer der ersten verlassen. Er hatte es eilig, an ein Telefon zu kommen.
Die Menschen drängten sich dicht auf der Via Veneto, und die Tische unter den Markisen des Cafe de Paris waren fast alle besetzt. Der Bankier hatte sich einen der Tische in der Nähe der Küchentür besorgt, wo sich der ganze Verkehr konzentrierte. Er war ein hagerer, makellos gekleideter Mann in mittleren Jahren, und er war vorsichtig. Kein Lauscher konnte hören, was an dem Tisch gesprochen wurde.
Ihre Begrüßung war beiläufig. Offensichtlich drängte es den Bankier, das Treffen so schnell wie möglich zu beenden.
»Ich werde Sie nicht fragen, weshalb Sie in Rom sind, ohne Adresse, in Zivil.« Der Italiener sprach schnell und mit monotoner Stimme, ohne irgendein Wort zu betonen. »Ich bin auf Ihren Wunsch eingegangen, keine Nachforschungen anzustellen. Das war nicht notwendig. Sie sind ein Gejagter.«
»Woher wissen Sie das?«
Der schlanke Italiener spannte seine dünnen Lippen zu einem leichten Lächeln. »Sie haben es mir gerade gesagt.«
»Ich warne Sie...«
»Ach, hören Sie auf! Da kommt unangekündigt ein Mann aus Amerika und sagt, er wolle sich nur in einer Menschenmenge mit mir treffen. Das genügt schon, um mich nach Malta zu treiben, bloß um Sie nicht zu treffen. Außerdem steht es Ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie sind unsicher.«
Der Bankier hatte im wesentlichen recht. Er fühlte
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