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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sich nicht wohl. Er würde sich besser anpassen müssen, sich entspannen. »Sie sind schlau, aber das wußten wir ja schon in Saigon.«
    »Ich habe Sie in meinem ganzen Leben noch nie gesehen«, erwiderte der Italiener und winkte einen Kellner heran. »Due Campari, per favore.«
    »Ich mag Campari nicht...«
    »Dann lassen Sie es bleiben. Zwei Italiener, die an der Via Veneto Campari bestellen, fallen nicht auf. Und genau das ist meine Absicht. Was wollen Sie mit mir besprechen?«
    »Einen Mann namens Dakakos. Einen Griechen.«
    Der Bankier hob die Brauen. »Wenn Sie mit Dakakos Theo Dakakos meinen, dann ist er tatsächlich Grieche.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Wer in der Finanzwelt würde ihn nicht kennen. Haben Sie Geschäfte mit Dakakos?«
    »Vielleicht. Er ist Reeder, nicht wahr?«
    »Unter anderem. Außerdem ist er recht jung und sehr mächtig. Selbst die Obristen in Athen überlegen es sich zweimal, ehe sie Edikte erlassen, die ihm unangenehm sein könnten. Seine älteren Konkurrenten beobachten ihn mit Argwohn. Was ihm an Erfahrung fehlt, gleicht er durch Energie aus. Er ist wie ein Stier.«
    »Wie steht er politisch?«
    Wieder hoben sich die Brauen des Italieners. »Dort, wo er Profite machen kann.«
    »Welche Interessen hat er in Südostasien? Für wen arbeitet er in Saigon?«
    »Er arbeitet für niemanden.« Der Kellner kam mit den Getränken zurück. »Er liefert über Mittelsleute an den AID in Vientiane, in das nördliche Laos und nach Kambodscha. Wie Sie wissen, hat dort die Abwehr überall die Hand im Spiel. Soweit mir bekannt ist, hat er sich inzwischen dort zurückgezogen.«
    Das war es, dachte Fontine und schob das Glas Campari von sich. Das Eye Corps hatte die Korruption im AID ausfindig gemacht, und Dakakos hatte sie dabei bespitzelt. »Er hat sich große Mühe gegeben, sich dort einzumischen und das zu stören.«
    »Ist ihm das gelungen? Ja, ich sehe, daß es ihm gelungen ist. Anaxas der Jüngere erreicht gewöhnlich, was er will. In der Beziehung ist er pervers und vorhersehbar.« Der Italiener hob sein Glas mit zwei Fingern.
    »Wie war der Name?«
    »Anaxas. Anaxas der Jüngere, Sohn von Anaxas dem Starken. Klingt thebanisch, nicht wahr? Die Griechen haben immer ihre Vorfahren auf der Zunge, und wenn sie noch so unbedeutend sind. Recht anmaßend, finde ich.«
    »Benutzt er den Namen oft?«
    »Für sich selbst nicht. Seine Jacht nennt sich Anaxas. Einige Flugzeuge heißen Anaxas One, Two, Three. Dann hat er den Namen in ein paar Firmentitel eingebaut. Das ist bei ihm eine Sucht. Theodore Anaxas Dakakos. Der erste Sohn einer armen Familie, den irgendein religiöser Orden im Norden aufgezogen hat. Die Umstände sind ziemlich verschwommen. Er mag es nicht, wenn man so neugierig ist.« Der Italiener leerte sein Glas.
    »Das ist interessant.«
    »Habe ich Ihnen etwas gesagt, das Sie noch nicht wußten?«
    »Vielleicht«, sagte Fontine beiläufig. »Es ist nicht wichtig.«
    »Womit Sie meinen, daß es doch wichtig ist.« Der Italiener lächelte sein dünnes, blutloses Lächeln. »Dakakos ist in Italien, wissen Sie.«
    Fontine verbarg seine Überraschung. »Wirklich?«
    »Sie haben also Geschäfte mit ihm. Noch etwas?«
    »Nein.«
    Der Bankier erhob sich und tauchte in der Menschenmenge unter.
    Andrew blieb am Tisch sitzen. Dakakos war also in Italien. Andrew fragte sich, wann sie sich begegnen würden. Er wollte diese Begegnung, wollte sie fast so sehr, wie er die Kassette aus Saloniki finden wollte.
    Er wollte Theodore Anaxas Dakakos töten. Der Mann, der das Eye Corps vernichtet hatte, verdiente es nicht, am Leben zu bleiben.
    Andrew stand auf. Er spürte das Bündel Papiere in der Jackettasche. Die Erinnerungen seines Vaters. Das, was vor einem halben Jahrhundert gewesen war.

26
    Adrian wechselte den weichen Lederkoffer von der rechten in die linke Hand und blieb etwas hinter dem Passagierstrom in dem breiten Korridor des Londoner Heathrow-Flughafens zurück. Er wollte nicht unter den ersten sein, die durch die Paßkontrolle gingen. Er wollte der mittleren Gruppe angehören, vielleicht sogar dem letzten Teil. So würde er mehr Zeit haben, sich umzusehen und dabei weniger auffallen. Er fragte sich, wer unter den Dutzenden von Menschen im Terminal ihn jetzt beobachtete.
    Colonel Tarkington war kein Narr. Er würde binnen Minuten, nachdem er den Antrag gestellt hatte, wissen, daß ein gewisser Adrian Fontine im Büro der Paßbehörde im Rockefeller Center auf einen Ersatzpaß wartete. Es war durchaus

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