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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bald wieder an.«
    Sie verabschiedeten sich leise.
    Sein Vater war tot. Die Quelle war dahin, und die Leere, die sie hinterließ, war schrecklich. Er saß am Telefon, merkte, daß ihm der Schweiß auf die Stirn getreten war, obwohl das Zimmer kühl war. Er erhob sich vom Bett. Es gab vieles zu tun, und er mußte sich beeilen. Dakakos war nach Campo di Fiori unterwegs. Ebenso der Killer vom Eye Corps, und Dakakos wußte das nicht.
    So setzte er sich an den Schreibtisch und begann zu schreiben. Ebensogut hätte er in seinem Apartment in Boston sitzen und sich in Vorbereitung für das Kreuzverhör am nächsten Tag ein paar Notizen machen können.
    Aber in diesem Fall ging es nicht um den nächsten Tag. Es ging um den bevorstehenden Abend. Und es kamen ihm nur wenige Dinge in den Sinn.
    Er bremste an der Straßengabelung, griff nach der Karte und hielt sie so, daß die Armaturenbeleuchtung darauffiel. Die Gabelung war auf der Karte angegeben. Bis zu dem Städtchen Laveno gab es keine anderen Straßen. Sein Vater hatte gesagt, daß links große steinerne Torpfeiler stehen würden, der Eingang nach Campo di Fiori.
    Er fuhr wieder an, mühte sich in der finsteren Wand des Waldes zu seiner Linken, eine steinerne Struktur zu erkennen. Nach vier Kilometern fand er sie. Er hielt gegenüber der riesigen, zerbröckelnden Steinsäulen an und leuchtete mit der Taschenlampe zum Fenster hinaus.
    Da war die sich windende Straße hinter den Säulen, so wie sein Vater sie beschrieben hatte. Sie bog scharf ab und verschwand im Wald.
    Er lenkte den Wagen nach links und fuhr durchs Tor. Sein Mund fühlte sich plötzlich trocken an, sein Herzschlag beschleunigte sich und hallte in seiner Kehle. Die Angst vor dem unmittelbar Unbekannten war es, die ihn gepackt hielt. Er wollte ihr schnell entgegentreten, ehe die Angst die Macht über ihn gewann. Er fuhr schneller.
    Nirgends war ein Licht zu sehen.
    Das riesige weiße Haus stand in gespenstischem Schweigen da, todesähnlicher Glanz in der Finsternis. Adrian parkte den Wagen links von der kreisförmigen Zufahrt, gegenüber den Marmortreppen, schaltete den Motor ab und dann, zögernd, die Scheinwerfer.
    Er stieg aus, nahm die Lampe aus der Tasche seines Regenmantels und ging über das unebene Pflaster auf die Treppen zu.
    Schwaches Mondlicht beleuchtete kurz die makabre Szene und verschwand dann wieder. Wolken standen am Himmel, aber es würde nicht regnen; die Wolken waren überall, aber dünn, und sie bewegten sich schnell. Die Luft war trocken; alles war still.
    Adrian erreichte die unterste Treppenstufe und knipste die Taschenlampe an, um auf die Uhr zu sehen. Es war halb zwölf. Dakakos war nicht da. Auch sein Bruder nicht. Einer oder beide mußten den Wagen gehört haben; weder der eine noch der andere, noch beide würden um diese Stunde schlafen. Blieb nur der alte Priester. Ein alter Mann auf dem Land würde inzwischen schon zu Bett gegangen sein. Er rief.
    »Hallo, dort drinnen! Mein Name ist Adrian Fontine, ich möchte mit Ihnen sprechen!«
    Nichts.
    Doch, da war etwas, eine Bewegung! Ein Tappen, eine Folge kratzender Laute, begleitet von schwachen, undeutlichen, schnarrenden Geräuschen. Er richtete die Taschenlampe auf die Stelle, von der die Geräusche kamen. Ihr Lichtkegel erfaßte undeutlich die huschenden Umrisse von Ratten - drei, vier, fünf -, die über den Sims eines offenen Fensters huschten.
    Er hielt die Taschenlampe fest. Das Fenster war eingeschlagen. Er konnte die Glasscherben sehen. Er näherte sich ihm langsam, hatte plötzlich Angst.
    Seine Füße sanken in die Erde ein, seine Schuhe zerdrückten zerbrochenes Glas. Er stand vor dem Fenster und hob die Taschenlampe. Dann stockte ihm unwillkürlich der Atem, als der Lichtkegel plötzlich zwei Tieraugen erfaßten. Sie schössen in die Höhe, erschreckt und gleichzeitig wütend, und dann war ein schreckliches, halblautes Kreischen zu hören, als die Tiere im Dunkel irgendwo im Haus Zuflucht suchten. Etwas krachte. Ein verängstigtes Tier war mit einem Gegenstand aus Porzellan oder Glas kollidiert.
    Adrian atmete jetzt wieder, dann schauderte er. Ein überwältigender Gestank drang ihm in die Nase, trieb ihm das Wasser in die Augen und würgte ihn. Er hielt die Luft an und kletterte über den Fenstersims. Er drückte sich die linke Hand über Mund und Nase, um den fauligen Geruch abzuhalten und ließ den Lichtkegel seiner Taschenlampe durch den riesigen Saal wandern.
    Der Schock ließ ihn taumeln. Die zwei toten Männer,

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