1976 - Das Jesus-Papier
Mann, der für das Eye Corps gemordet hatte. Aber Dakakos wollte die Kassette von Konstantin. Das war ein größerer Preis.
Adrian fuhr durch den zum Wahnsinn treibenden Verkehr Roms zum Leonardo-da-Vinci-Flughafen. Er gab den Mietwagen zurück und kaufte sich ein Flugticket nach Mailand. Er reihte sich in die Schlange am Abflugschalter ein, den Kopf gesenkt, die Schultern nach vorn gebeugt, suchte die schützende Deckung der Menge. Während er weitergedrängt wurde, kamen ihm - aus Gründen, die ihm nicht klar waren - die Worte eines außergewöhnlichen Anwalts in den Sinn.
Sie können mit dem Rudel laufen, in der Mitte des Rudels, aber wenn Sie etwas tun wollen, dann sehen Sie zu, daß Sie nach außen kommen und sich lösen. Darrow!
In Mailand würde er seinen Vater anrufen. Er würde in bezug auf Andrew lügen. Er würde irgend etwas erfinden, er hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Aber er mußte mehr über Theodore Dakakos wissen. Dakakos rückte näher.
Er saß auf seinem Bett im Hotel di Piemonte in Mailand, so wie er auf dem Bett im Savoy in London gesessen war, und starrte Papiere an, die vor ihm lagen. Diesmal waren es keine Flugpläne, es waren die fotokopierten Blätter der Erinnerungen seines Vaters. Er las sie aufs neue, nicht weil er neue Informationen suchte - er kannte den Inhalt -, sondern weil er durch das Lesen den Augenblick hinausschieben konnte, in dem er zum Telefon greifen würde. Er fragte sich, wie gründlich sein Bruder wohl diese Seiten studiert hatte, mit all ihren abschweifenden Beschreibungen, und den zögernden, häufig obskuren Reflexionen. Andrew brütete wahrscheinlich mit der Gründlichkeit eines Soldaten darüber. Da standen Namen. Goldoni, Capomonti, Lefrac. Männer, an die man herantreten mußte.
Adrian wußte, daß er das, was geschehen mußte, nicht weiter hinausschieben durfte. Er faltete die Papiere zusammen, steckte sie in die Jackettasche und griff nach dem Telefon.
Zehn Minuten später rief ihn die Vermittlung zurück; das Telefon in dem Haus in North Shore, sechstausend Kilometer entfernt, klingelte. Seine Mutter meldete sich, und als sie die Worte aussprach, tat sie das ganz einfach, ohne den äußeren Schein des Leids, denn Worte waren äußerlich und das Leid etwas, was nur ihr gehörte.
»Dein Vater ist letzte Nacht gestorben.«
Ein paar Augenblicke sagten beide nichts. Das Schweigen vermittelte ein Gefühl der Liebe. So als berührten sie einander.
»Ich komme sofort nach Hause«, sagte er.
»Nein, tu das nicht. Er würde das nicht wollen. Du weißt, was du zu tun hast.«
Wieder Schweigen.
»Ja«, sagte er am Ende.
»Adrian?«
»Ja?«
»Ich muß dir zwei Dinge sagen, aber ich möchte nicht, daß du darüber sprichst. Kannst du das verstehen?«
Adrian machte eine Pause, ehe er sagte: »Ich glaube schon.«
»Ein Offizier der Army hat uns aufgesucht. Ein Colonel Tarkington. Er war so freundlich, nur mit mir zu sprechen. Ich weiß über Andrew Bescheid.«
»Es tut mir leid.«
»Bring ihn zurück. Er braucht Hilfe. Alle Hilfe, die wir ihm geben können.«
»Ich will es versuchen.«
»Es ist so leicht, wenn man zurückblickt und sagt: >Ja, jetzt sehe ich es. Jetzt ist es mir klar.< Er sah immer die Resultate der Stärke; ihre Komplikationen verstand er nie, das Mitgefühl, das für Stärke wesentlich ist, glaube ich.«
»Wir wollen nicht darüber sprechen«, erinnerte sie der Sohn.
»Ja, ich will es nicht besprechen - o Gott, ich habe solche Angst!«
»Bitte, Mutter.«
Jane atmete tief, man hörte es über die Leitung. »Da ist noch etwas. Dakakos war hier. Er hat mit deinem Vater gesprochen. Mit uns beiden zusammen. Du mußt ihm vertrauen. Dein Vater wünschte es; er war davon überzeugt. Das bin ich auch.«
...Überprüfen Sie Ihre Quelle...
»Er hat mir ein Telegramm geschickt. Er sagt, er würde auf mich warten.«
»In Campo di Fiori«, schloß Jane für ihn.
»Was hat er über Andrew gesagt?«
»Daß dein Bruder sich seiner Meinung nach verspäten könnte. Er ging nicht näher darauf ein, er sprach nur über dich. Er hat deinen Namen wiederholt gebraucht.«
»Bist du auch ganz sicher, daß ich nicht nach Hause kommen soll?«
»Nein. Es gibt hier nichts, was du tun kannst. Er würde es nicht wollen.« Sie hielt einen Augenblick lang inne. »Adrian, sag deinem Bruder, daß sein Vater es nie erfahren hat. Er starb in dem Glauben, daß seine Gemini die Männer seien, die er in ihnen sah.«
»Ich werde es ihm sagen. Ich rufe
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