1976 - Das Jesus-Papier
angeschwollen.
»Die haben gesagt, sie hätten Sie erledigt, sie hätten alles, was sie brauchten.« Er war kaum zu hören, sprach ebenso zu sich selbst wie zu dem Mann, der über ihm stand.
»Dann haben die einen Fehler gemacht«, sagte Andrew. »Die haben ihre Signale durcheinander bekommen. Sie haben ja wahrscheinlich nicht erwartet, daß die Ihnen eine Entschuldigung kabeln, oder? Was haben die Ihnen denn gesagt? Daß sie mich mitnehmen?«
Dakakos blieb stumm, blinzelte, weil ihm das Blut aus seinen Stirnwunden in die Augen rann. Fontine konnte die Befehlshaber im Pentagon hören. Nie etwas zugeben. Niemals etwas erklären. Sie müssen das Ziel einnehmen, der Rest macht keine Mühe.
»Vergessen Sie es«, sagte er leise und eisig zu Dakakos. »Sagen Sie mir einfach, weshalb Sie hier sind.«
Die Augen des Griechen sprühten trotz der Schmerzen vor Haß. Seine Lippen bewegten sich. »Sie sind Abschaum. Und wir werden Sie aufhalten!«
»Wer ist >wir«
Dakakos bog den Hals zurück, stieß ihn dann nach vorn und spuckte dem Soldaten ins Gesicht. Fontine schmetterte dem Griechen den Lauf seines Revolvers gegen das Kinn. Sein Kopf sackte nach vorn.
»Aufhören!« schrie der Mönch. »Ich will es Ihnen sagen. Es gibt einen Priester namens Land. Dakakos und Land arbeiten zusammen.«
»Wer?« Fontine drehte sich ruckartig zu dem Mönch herum.
»Mehr weiß ich nicht. Der Name! Die sind seit Jahren in Verbindung.«
»Wer ist das? Was ist er?«
»Ich weiß es nicht. Dakakos sagt es nicht.«
»Wartet er auf ihn? Kommt dieser Priester hierher?«
Der Ausdruck des Mönches veränderte sich plötzlich. Seine Lider zuckten, seine Lippen zitterten.
Andrew begriff. Dakakos erwartete jemanden, aber nicht einen Priester namens Land. Fontine hob den Lauf des Revolvers und schob ihn dem Griechen, der nur noch halb bei Bewußtsein war, in den Mund. »Also gut, Father, Sie haben zwei Sekunden Zeit, mir zu sagen, wer es ist. Auf wen wartet dieser Schweinehund?«
»Den anderen... «
»Den anderen was?«
Der alte Mönch starrte ihn an. Fontine spürte, wie sich in seinem Magen etwas zusammenkrampfte. Er zog den Revolver zurück.
Adrian.
Adrian war nach Campo di Fiori unterwegs. Sein Bruder hatte Amerika verlassen und an Dakakos verkauft.
Das Gemälde! Er mußte sicherstellen, daß das Bild da war. Er drehte sich um, suchte die Tür...
Als der Schlag kam, lähmte er ihn. Dakakos hatte die Lampenschnur abgerissen, die seine Handgelenke zusammenband, und stürzte sich nach vorn. Seine Faust bohrte sich Andrew in die Nieren, die andere Hand umfaßte den Lauf der Beretta, und er verdrehte Fontine den Arm, bis er glaubte, sein Ellbogen müßte abbrechen.
Andrew konterte, indem er sich zur Seite fallen ließ, mit Dakakos' Sprung mitging. Der Grieche sprang auf ihn, schmetterte ihn nieder, wie ein elefantenhafter Hammer. Er drückte Fontines Knöchel gegen den Boden, bis die Waffe sich entlud und die Kugel sich in den hölzernen Türstock bohrte. Andrew stieß mit dem Knie nach oben, trieb es Dakakos in den Unterleib, bis der den Rücken krümmte und das Gesicht zu einer Grimasse verzerrte.
Wieder rollte sich Fontine zur Seite, befreite seine linke Hand und krallte sie in das Gesicht über sich. Aber Dakakos wich nicht zurück, ließ nicht locker. Er schmetterte Andrew seinen Unterarm gegen die Kehle.
Andrew schlug Dakakos die Zähne in den Arm. Der Grieche riß den Arm hoch, die Hand - und das war der Platz, den Fontine brauchte. Wieder schmetterte er Dakakos das Knie in den Unterleib und schob sich mit dem ganzen Körper unter den Hünen - dabei trieb er ihm die linke Hand in die Achselhöhle und drückte mit aller Kraft, derer er fähig war, gegen den Nerv.
Der Grieche stemmte sich gequält rechts hoch. Andrew wälzte sich nach links, stieß den schweren Körper von sich, riß seinen Arm frei.
Mit der Geschwindigkeit, die in hundert Feuergefechten entstanden war, kauerte Fontine bereits auf seinen Schenkeln, hatte die Beretta wieder in der Hand, und die Kugeln bohrten sich in die frei daliegende Brust des Informanten, der dem Ziel so nahe gekommen war, ihn zu töten.
Dakakos war tot. Anaxas war nicht mehr.
Andrew erhob sich unsicher, über und über mit Blut bedeckt, sein ganzer Körper schmerzte. Er sah den Xenope-Priester auf dem Sessel an. Die Augen des alten Mannes waren geschlossen, seine Lippen bewegten sich in stummem Gebet.
In der Beretta steckte noch eine Kugel. Andrew hob die Waffe und
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