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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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und seine Augen vermittelten Haß, Furcht, Flehen. Andrew würde sie beide töten. Aber das würde noch eine Weile dauern. Man entledigte sich seiner Geiseln, wenn sie ihren Zweck nicht mehr erfüllten.
    Nur Narren töteten unbedacht. Der Tod war ein Instrument, ein Mittel, das man einsetzte, um ein Ziel zu erreichen oder einen Auftrag abzuschließen, das war alles.
    Adrian steuerte den Fiat von der Straße herunter in die Felder. Die Felsbrocken rissen das Chassis auf. Er konnte nicht weiterfahren. Er hatte den ersten von einigen steilen Hügeln erreicht, die zu dem ersten Plateau führten, das auf der Leinkraus-Skizze beschrieben war. Er befand sich achteinhalb Kilometer nördlich von Champoluc. Das Grab lag exakt fünf Kilometer hinter dem ersten der Plateaus, die die Landmarken der Reise zum Begräbnis waren.
    Er stieg aus dem Wagen und ging über das mit hohem Gras bestandene Feld. Er blickte auf. Der Hügel vor ihm sprang förmlich aus dem Boden, eine unvermittelte Auswölbung der Natur, mehr Fels als Grün und ohne einen erkennbaren Weg, auf dem man ihn hätte besteigen können. Er kniete nieder und band die Schnürsenkel seiner gummibesohlten Stiefel so straff er konnte. Das Gewicht der Pistole lastete schwer in der Tasche seines Regenmantels.
    Einen Augenblick schloß er die Augen. Er konnte nicht denken. O Gott, mach, daß ich nicht zu denken brauche.
    Er war jetzt Akteur geworden. Er richtete sich auf und begann zu klettern.
    Die ersten zwei Eisenbahnlichtungen erwiesen sich als negativ. Kein Tier und kein Fahrzeug hätte den Weg von der Aosta-Eisenbahn zu den Osthängen schaffen können. Blieben noch zwei Lichtungen. Auf der alten Karte waren sie als Jägers Torheit und Sperlingsfelsen eingezeichnet; nirgends ein Falke erwähnt. Trotzdem mußte es eine von ihnen sein.
    Andrew sah seine Geiseln an. Bruder und Schwester saßen nebeneinander auf der Erde, sie unterhielten sich in leisem, verängstigtem Flüsterton, und ihre Blicke huschten immer wieder zu ihm empor. Da war jetzt kein Haß mehr, nur noch Furcht und Flehen. An ihnen ist etwas Häßliches, dachte der Soldat. Und dann begriff er, was es war. Auf der anderen Seite der Welt, in den Dschungeln von Südostasien, kämpften Leute, die so alt wie sie waren, Schlachten mit Waffen, die sie über Uniformen geschnallt hatten, die wie Pyjamas aussahen. Dort drüben waren sie sein Feind, aber ein Feind, den er respektierte.
    Für diese Kinder empfand er keinen Respekt. In ihren Gesichtern war keine Kraft, nur Furcht, und Furcht widerte den Major des Eye Corps an.
    »Aufstehen!« Er konnte nicht anders, er schrie sie an, als er diese verweichlichten Kinder sah, in deren Gesichtern keine Würde war.
    Herrgott, wie er solches Pack verachtete!
    Niemand würde sie vermissen.
    Adrian blickte über den niedrigen Felskamm zu dem Plateau in der Ferne hinüber. Er war dem alten Goldoni dankbar, daß er ihm Handschuhe gegeben hatte. Selbst ohne die Kälte wären seine nackten Hände inzwischen total aufgeschürft gewesen. Nicht, daß das Klettern schwierig gewesen wäre. Ein Mann mit auch nur etwas Bergerfahrung hätte es als leicht empfunden. Aber er war nie in den Bergen gewesen, nur auf Skiern, wo man von Schleppliften oder Seilbahnen in die Höhe gezogen wurde. Er setzte die Muskeln ein, die er nur selten gebrauchte, und hatte nur wenig Vertrauen zu seinem Gleichgewichtssinn.
    Die letzten hundert Meter waren die schwierigsten gewesen. Auf der Leinkraus-Skizze war der Pfad hervorgehoben: eine Ansammlung grauen Felsgesteins am Sockel einer Kristallwucherung, von der alle Kletterer wußten, daß man ihr am besten aus dem Weg ging, weil solch kristalline Wucherungen leicht abbröckelten. Aus dem Kristallgestein entwickelte sich eine Klippe, die etwa dreißig Meter in die Höhe ragte, und deren Rand deutlich abgegrenzt war. Links von der kristallinen Fläche wuchs dichtes Berggehölz senkrecht aus dem Hang heraus, ein ganz plötzlich auftauchender Wald, der von Felsen umgeben war. Der Leinkraus-Weg war zehn Schritte von der Böschung entfernt eingezeichnet. Er führte auf den bewaldeten Abhang, dessen Kamm das zweite Plateau war: das Ende der zweiten Etappe der Reise.
    Aber der Pfad war nirgends zu finden. Er war verschwunden; Jahre, in denen er nicht benutzt worden und daher überwuchert war, hatten ihn verborgen. Und doch konnte man deutlich den Bergkamm über den Bäumen sehen. Daß er ihn sehen konnte, deutete darauf, daß er sich am richtigen Ort befand.
    Er war in

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