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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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einer Zeit der Unterwürfigkeit und der Furcht, die er nie gekannt hatte. Aber er war ein intelligenter Mann, der aus sich und seinem Erbe etwas gemacht hatte und dafür allein die Verantwortung trug. Als solcher hatte er die Eindringlichkeit und die Berechtigung von Adrians plötzlichem Anruf anerkannt.
    Leinkraus hatte Fontine in die Bibliothek geführt, weg von seiner Frau und dem Kind, und hatte die Familienthora vom Regal genommen. Die Skizze bedeckte das ganze hintere Brett des Einbands. Es war eine präzise gezeichnete Karte, die den Weg zum Grab von Reuven Leinkraus' erstem Sohn wies, den man am 17. Juli 1920 in den Bergen begraben hatte.
    Adrian hatte jede Linie nachgezogen und dann seine Zeichnung mit dem Original verglichen. Sie war präzise; er hatte seinen letzten Paß. Und er war sicher, wohin er ihn führen würde. Zu was, konnte er nicht wissen.
    Dann hatte er Leinkraus eine letzte Bitte vorgebracht. Ein Ferngespräch mit London, das er natürlich bezahlen würde.
    »Ihr Großvater hat alles bezahlt, was dieses Haus akzeptieren kann. Führen Sie Ihr Gespräch.«
    »Bitte, bleiben Sie. Ich möchte, daß Sie mithören.«
    Er hatte das Savoy-Hotel in London angerufen. Der Wunsch, den er hatte, war nicht kompliziert. Das Savoy sollte bitte in der amerikanischen Botschaft anrufen, sobald diese öffnete, und dort eine Nachricht für einen Colonel Tarkington aus dem Büro des Inspector General hinterlassen. Wenn er nicht in London sein sollte, würde die Botschaft wissen, wo man ihn erreichen konnte.
    Colonel Tarkington sollte mit einem Mann namens Paul Leinkraus in der Ortschaft Champoluc in den italienischen Alpen Verbindung aufnehmen. Als Unterschrift sollte Adrian Fontine unter der Nachricht stehen.
    Er ging jetzt in die Berge, nahm die Jagd auf, aber er machte sich keine Illusionen. Am Ende war er dem Soldaten nicht gewachsen. Seine Geste würde vielleicht genau das sein. Eine Geste, an deren Ende möglicherweise sein Tod stehen würde; auch das war ihm bewußt.
    Die Welt konnte sehr gut ohne seine Anwesenheit überleben. Er war nicht sonderlich bemerkenswert, obwohl er sich in der Vorstellung gefiel, gewisse Talente zu besitzen. Aber er war sich keineswegs sicher, was aus der Welt werden würde, wenn Andrew Champoluc mit dem Inhalt einer eisernen Kiste verließ, die vor bald vierzig Jahren auf einem Güterzug aus Saloniki gekommen war.
    Wenn nur ein Bruder aus den Bergen wieder herauskam und jener Mann der Killer vom Eye Corps war, dann mußte jemand ihm entgegentreten.
    Als er das Gespräch beendet hatte, hatte Adrian Paul Leinkraus angesehen. »Wenn Colonel Tarkington mit Ihnen Verbindung aufnimmt, dann sagen Sie ihm genau, was heute morgen hier geschah.«
    Fontine nickte Leinkraus in der Tür zu. Er öffnete die Tür des Fiat, stieg ein und stellte erst jetzt fest, daß er bei der Ankunft so erregt gewesen war, daß er die Schlüssel im Wagen gelassen hatte. Ein Soldat würde nie so ungeschickt sein.
    Der Gedanke veranlaßte ihn, nach rechts zu greifen und den Deckel des Handschuhkastens aufzuklappen. Er griff hinein und holte eine schwere schwarze Pistole heraus. Alfredo Goldoni hatte ihm die Waffe erklärt.
    Er drehte den Zündschlüssel um und kurbelte die Scheibe herunter, brauchte plötzlich frische Luft. Sein Atem ging schnell; der Herzschlag vibrierte in seiner Kehle. Dann erinnerte er sich.
    Er hatte nur einmal in seinem Leben eine Pistole abgefeuert. Vor Jahren in einem Pfadfinderlager in New Hampshire, als die Freizeithelfer sie zu einem Polizeischießplatz gebracht hatten. Sein Bruder hatte neben ihm gestanden, und sie hatten miteinander gelacht, aufgeregte Kinder.
    Wohin war das Lachen gegangen?
    Wohin war sein Bruder gegangen?
    Adrian fuhr die von Bäumen gesäumte Straße hinunter und bog nach links in die Straße, die ihn nach Norden, in die Berge, führen würde. Über ihm verbarg sich die frühe Morgensonne hinter einer Decke dichter werdender Wolken.
    Der Himmel war zornig.
32
    Das Mädchen stieß einen Schrei aus und glitt auf dem Felsen aus. Ihr Bruder riß sie herum und packte sie an der Hand, verhinderte ihren Fall. Sie wäre nur sechs Meter tief gefallen, und der Soldat fragte sich, ob es besser wäre, ihren Griff zu brechen und sie fallen zu lassen. Wenn das Mädchen sich einen Knöchel oder das Bein brach, würde es nicht weiterkommen. Ganz sicher würde sie es nicht bis hinunter ins flache Land und zur Straße schaffen. Die lag jetzt zwölf Kilometer hinter ihnen. Den

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