Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
nach einem Oberst Schneider in Block fünf fragen.«
    Lübok schien beunruhigt. Victor begriff. Bisher waren sie beim Kontakt mit den Anführern der jeweiligen Untergrundzellen noch nie getrennt worden. »Das ist höchst ungewöhnlich, nicht wahr? Sie sehen besorgt aus.«
    »Sie müssen ihre Gründe haben.«
    »Aber Sie wissen nicht, was das für Gründe sind. Und dieser Bursche hat es Ihnen nicht gesagt.«
    »Er konnte es auch nicht wissen. Er ist nur Bote.«
    »Wittern Sie eine Falle?«
    Lübok sah Fontine gerade an. Er überlegte, während er sprach. »Nein, das ist wirklich nicht möglich. Der Kommandant dieses Sektors ist kompromittiert worden. Auf Film. Ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen, aber man hat jedenfalls sein Interesse für kleine Kinder entsprechend dokumentiert. Man hat ihm die Ergebnisse gezeigt und ihm gesagt, daß es Negative gibt. Er lebt in Angst, und wir leben mit ihm... Er ist ein Favorit Berlins, ein enger Freund von Göring. Nein, das ist keine Falle.«
    »Aber Sie sind beunruhigt.«
    »Aber unnötig. Er hatte die Codes. Sie sind kompliziert und sehr präzise. Wir sehen uns später.«
    Victor kletterte aus dem beengenden Seitenwagen und ging quer über die Straße auf das Tor des Casimir zu. Er stand kerzengerade da, ein Bild der Arroganz, bereit, falsche Papiere zu zeigen, die ihm den Zutritt gestatten würden.
    Während er über das vom Scheinwerferlicht beleuchtete Gelände schritt, konnte er deutsche Soldaten in Zweier- und Dreiergruppen herumgehen sehen. Vor einem Jahr hätten diese Männer noch Studenten und Professoren sein können, die die Ereignisse des akademischen Tages miteinander diskutierten. Jetzt waren sie Eroberer, auf friedliche Weise von der Verwüstung getrennt, die überall außerhalb der Mauern des Casimir vorherrschte.
    Tod, Hunger und Verstümmelung waren in Rufweite, und doch unterhielten sie sich leise auf sauberen Wegen, als kannten sie die Folgen ihrer Handlungen nicht.
    Campo di Fiori. In Campo di Fiori waren auch Scheinwerfer gewesen. Und grausamer Tod.
    Er verdrängte die Bilder aus seinem Bewußtsein. Er durfte nicht zulassen, daß seine Konzentration beeinträchtigt wurde.
    Der Eingang mit dem filigrangeschmückten Bogen über den dicken Doppeltüren unter der Nummer sieben lag direkt vor ihm. Auf der Marmortreppe stand ein uniformierter Posten.
    Fontine erkannte ihn: es war der Soldat, der Lübok auf der Krakow-Straße angesprochen hatte.
    »Sie sind effizient«, sagte Victor leise in deutscher Sprache.
    Der Posten nickte, griff nach der Tür und öffnete sie. »Seien Sie beeilt. Gebrauchen Sie die Treppe links. Man wird Sie am ersten Treppenabsatz empfangen.«
    Fontine ging schnell durch die Tür in die weite Marmorhalle, durchquerte sie und ging die Treppe hinauf. Auf halbem Weg zum Treppenabsatz verlangsamte er seine Schritte. In seinem Kopf schrillte stummer Alarm.
    Die Stimme des Postens, die Art, wie er deutsch gesprochen hatte. Die Worte waren seltsam, eigenartig schwerfällig. »Seien Sie beeilt. Gebrauchen Sie die Treppe... «
    Achten Sie auf genaue grammatikalische Ausdrucksweise, unidiomatische Sprache oder nicht zugehörige Silben. Eine Regel von Loch Torridon.
    Der Mann war kein Deutscher. Aber warum sollte er einer sein?
    Er war ein Angehöriger der Podziemna. Andererseits würde die Podziemna kein Risiko eingehen...
    Zwei deutsche Offiziere tauchten auf dem Treppenabsatz auf. Sie hatten die Pistolen gezogen und auf ihn gerichtet. Der Mann zur Rechten sprach: »Willkommen im Casimir, Signor Fontini-Cristi.«
    »Bitte bleiben Sie nicht stehen, Padrone. Wir müssen uns beeilen«, sagte der zweite Mann.
    Die Sprache, die sie sprachen, war italienisch, aber es war nicht ihre Muttersprache. Victor erkannte ihre Herkunft. Die Offiziere über ihm waren ebensowenig Deutsche wie der Posten. Es waren Griechen. Der Zug aus Saloniki geisterte wieder!
    Hinter ihm war das Knacken einer Pistole zu hören, die durchgeladen wurde, gleich darauf schnelle Schritte. Sekunden später bohrte sich ihm der Pistolenlauf ins Kreuz und trieb ihn die Treppe hinauf.
    Es gab für ihn keine Möglichkeit, sich zu bewegen, kein Ablenkungsmanöver, um sich zu befreien. Er wurde von Waffen in Schach gehalten, wurde beobachtet, und die Pistolen waren schußbereit.
    Über sich, irgendwo in einem Korridor, hörte er Gelächter. Wenn er jetzt schreien, Alarm schlagen, rufen würde, daß Feinde sich im feindlichen Lager befanden... Die konzentrisch kreisenden Gedanken

Weitere Kostenlose Bücher