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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Kassette jetzt denen gehören, nicht Ihnen. Nicht England. Sie hat Ihnen nie gehört.«
    Der Botschafter wandte den Blick von Teague und sank in seinen Sessel zurück, schloß die Augen. »Auch durfte man nicht zulassen, daß sie Verrückten in die Hände fiel. Nicht jetzt. Sie wissen, wer der Verrückte in Rom ist. Der Vatikan wird jetzt Donatti beobachten. Das Patriarchat wird seine Aktivitäten einstellen, das hat man uns zugesichert. Und das war natürlich Lüboks Ziel.«
    Brevourt schlug die Augen auf. »War es das wirklich?«
    »Nach meiner Ansicht, ja. Lübok ist Jude.«
    Brevourt wandte den Kopf und starrte Teague an. »Es wird keine weiteren Störungen geben, General. Führen Sie Ihren Krieg weiter. Der meine steht im Augenblick remis.«
    Anton Lübok überquerte den Wenzelsplatz in Prag und ging die Treppe der zerbombten Kathedrale hinauf. Drinnen fielen die Strahlen der späten Nachmittagssonne durch die großen Löcher, die die Bomben der Luftwaffe dem Dach geschlagen hatten. Der größte Teil der linken Wand war zerstört; man hatte überall primitive Stützgerüste errichtet.
    Er stand im rechten Kirchenschiff und sah auf die Uhr. Es war Zeit.
    Ein alter Priester kam aus der mit Vorhängen verhängten Apsis und ging an den Beichtstühlen vorbei. Beim vierten blieb er kurz stehen. Das war Lüboks Signal.
    Er ging langsam den Gang hinunter, beobachtete das gute Dutzend Gläubige, die in der Kirche knieten. Keiner achtete auf ihn. Er schob die Vorhänge auseinander und betrat den Beichtstuhl. Er kniete vor dem winzigen böhmischen Kruzifix nieder, und das flackernde Licht der Gebetskerze warf seine Schatten auf die mit Vorhängen verhängten Wände.
    »Verzeihe mir, Vater, denn ich habe gesündigt«, begann Lübok mit leiser Stimme. »Ich habe im Übermaß gesündigt. Ich habe den Leib und das Blut Christi entwürdigt.«
    »Man kann den Sohn Gottes nicht entwürdigen«, kam die richtige Antwort hinter dem Vorhang. »Man kann sich nur selbst entwürdigen.«
    »Aber wir sind im Ebenbilde Gottes geschaffen. So wie Er.«
    »Ein armseliges, unvollkommenes Bild«, kam die korrekte Antwort.
    Lübok atmete langsam aus, die Übung war vollendet. »Sind Sie Rom?«
    »Ich bin die Verbindung«, sagte die Stimme mit leiser Arroganz.
    »Ich dachte nicht, daß Sie die Stadt wären, Sie Narr.«
    »Dies ist das Haus Gottes. Hüten Sie Ihre Zunge.«
    »Und Sie beschmutzen dieses Haus«, flüsterte Lübok. »Alle, die für Donatti arbeiten, beschmutzen es!«
    »Still. Wir sind der Weg Christi!«
    »Schmutz sind Sie! Ihr Christus würde Sie bespucken.«
    Die Atemzüge hinter den Vorhängen waren von gezügeltem Abscheu erfüllt. »Ich werde für Ihre Seele beten«, stieß die Stimme schließlich hervor. »Was ist mit Fontini-Cristi?«
    »Er hatte kein anderes Ziel als den Auftrag von Loch Torridon. Ihre Annahmen waren falsch.«
    »Das genügt nicht!« Das Flüstern des Priesters klang eindringlich. »Er muß andere Ziele gehabt haben! Wir sind ganz sicher!«
    »Er ist von dem Augenblick an, da wir uns in Montbeliard begegnet sind, nicht von meiner Seite gewichen. Es gab keine zusätzlichen Kontakte außer denen, über die wir informiert waren.«
    »Nein! Das glauben wir nicht!«
    »In ein paar Tagen wird es keinen Unterschied mehr machen. Sie sind erledigt. Sie alle. Gute Männer werden dafür sorgen.«
    »Was haben Sie getan, Jude?« Die Stimme hinter den Vorhängen war jetzt leise, der Abscheu unverhohlen.
    »Was getan werden mußte, Priester.« Lübok stand auf und griff mit der linken Hand in die Tasche. Mit der rechten riß er plötzlich den Vorhang vor sich weg.
    Der Priester war hünenhaft gebaut, und der schwarze Talar ließ ihn noch riesiger erscheinen. Sein Gesicht war das Gesicht eines Mannes, der inbrünstig haßte, die Augen waren die eines Raubtiers.
    Lübok zog einen Umschlag aus der Tasche und ließ ihn vor dem verstörten Priester auf einen Betstuhl fallen. »Hier ist Ihr Geld. Geben Sie es Donatti zurück. Ic h wollte sehen, wie Sie aussehen.«
    Der Priester antwortete mit leiser Stimme: »Sie sollten auch den Rest kennen. Mein Name ist Gaetamo. Enrici Gaetamo. Sie werden mich wiedersehen.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Lübok.
    »Zweifeln Sie nicht«, sagte Enrici Gaetamo.
    Lübok stand eine Weile da und blickte auf den Priester hinunter. Als ihre Augen einander begegneten, befeuchtete der blonde Tscheche die Finger seiner rechten Hand, griff nach der Kerze und löschte die Flamme aus. Alles war

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