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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Luftangriffe auf diesen Zeitpunkt konzentrieren.
    (Notiz: Kommandostelle Loch Torridon. Aktenvermerk. Genehmigt, Brigadier General Teague. Captain Victor Fontine erhält nach Rückkehr von Wight Urlaub. Empfehlung für Majorsrang gebilligt.)
    Fontine raste auf der Hampstead-Straße von London auf Oxfordshire zu. Er hatte geglaubt, die Sitzung mit Teague und Stone würde überhaupt nicht mehr enden. Herrgott, diese ewigen Wiederholungen. Sein Kollege Stone war jedesmal wütend, wenn er von einer seiner Reisen hinter die deutschen Linien zurückkehrte. Das war Arbeit, für die Stone ausgebildet worden war, die ihm aber jetzt unmöglich war. Seine zerschmetterte Hand ließ solche Aktivitäten nicht mehr zu, und nun ließ er seine Wut an Victor aus. Er setzte Fontine immer wieder schnellen, unfreundlichen Verhörsitzungen aus und suchte in jeder Phase seines Einsatzes nach Fehlern. Das Mitgefühl, das Victor einmal für den Kryptographen empfunden hatte, war im Lauf der Monate völlig verschwunden. Monate? Mutter Gottes, das waren jetzt beinahe zweieinhalb Jahre.
    Aber heute abend waren Stones Verzögerungstaktiken unverzeihlich gewesen. Die Angriffe der Luftwaffe auf England hatten nachgelassen, waren aber keineswegs eingestellt. Wenn jetzt die Sirenen heulten, würde es für ihn vielleicht unmöglich sein, aus London herauszukommen, und Janes Zeit war beinahe gekommen. Die Ärzte hatten gesagt, es sei eine Frage von zwei Wochen, und das lag eine Woche zurück, als er von Lakenheath nach Frankreich geflogen und über den Feldern von Hericourt abgesprungen war.
    Er erreichte die Peripherie von Aylesbury und sah auf die Uhr, indem er sie ins schwache Licht des Armaturenbretts hielt. Es war zwanzig Minuten nach zwei Uhr früh. Darüber würden sie beide lachen; er kam immer zu unmöglichen Zeiten zu ihr zurück.
    Aber er kam zurück. Er würde in zehn Minuten in dem Komplex sein. Hinter sich konnte er in der Ferne das klagende Heulen der Sirenen hören, aber da war nicht länger die atemberaubende Angst, die gewöhnlich dieses schreckliche Geräusch bereitete. Das Geräusch selbst wirkte beinahe langweilig; die ewige Wiederholung hatte seinen Schrecken abgestumpft.
    Er zog das Steuer nach rechts, hatte die Nebenstraße erreicht, die zu dem Anwesen in Oxfordshire führte. Noch zwei, drei Meilen, und er würde bei seiner Frau sein. Sein Fuß drückte den Gashebel nieder. Es war kein Verkehr auf der Straße; er konnte schnell fahren.
    Instinktiv lauschte er nach dem fernen Poltern des Bombardements. Aber es gab keinen Donner in der Ferne, nur das unablässige Klagen der Sirenen. Plötzlich drängten sich Geräusche herein, wo es keine solchen Geräusche hätte geben dürfen. Er hielt den Atem an, erkannte sofort, wie vergessen geglaubte Ängste zurückkehrten. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob er vielleicht irrte, ob ihm die Erschöpfung einen Streich spielte...
    Aber das war es nicht. Es war ganz bestimmt kein Streich. Die Geräusche waren über ihm und unverkennbar. Er hatte sie zu oft gehört, über London ebenso wie auf der anderen Seite des Kanals an Dutzenden von geheimen Orten.
    Heinkel-Flugzeuge. Zweimotorige deutsche Fernbomber. Sie waren über London weggeflogen. Und wenn sie London passiert hatten, dann durfte man wetten, daß sie Nordwestkurs fliegen würden, auf den Bereich Birmingham zu und die dortigen Munitionsfabriken.
    Mein Gott, die Flugzeuge verloren an Höhe. Sie kamen schnell herunter.
    Direkt über ihm, vor ihm! Ein Bombenanflug! Ein Bombardement mitten in Oxfordshire!
    Jesus! O Jesus Christus!
    Die Anlage!
    Der eine Ort in ganz England mit Sicherheitsvorkehrungen ohnegleichen. Sicherheitsvorkehrungen, die ihn auf dem Boden schützten, aber nicht aus der Luft. Man hatte einen Tieffliegerangriff auf die Anlage angesetzt.
    Fontine drückte den Gashebel bis zum Boden durch, er zitterte am ganzen Körper, sein Atem kam stoßweise, keuchend, und seine Augen krampften sich an der auf ihn zurasenden Straße fest.
    Der Himmel über ihm explodierte. Das Heulen der herunterstoßenden Flugzeuge mischte sich in den Donner von Menschenhand: eine Detonation nach der anderen. Ungeheure weiße und gelbe Blitze - zackig, formlos, schrecklich - erfüllten den freien Raum über und zwischen den Wäldern von Oxfordshire.
    Er erreichte das Tor des Geländes, und die Reifen seines Wagen quietschten, als er ihn in eine enge Kurve zwang. Die eisernen Tore standen offen.
    Evakuierung.
    Er trat das Pedal wieder durch und

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