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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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überprüft hatte, und verwandelte das Haus und das Grundstück in eine kleine, aber undurchdringliche Festung. Die Empfehlungen, Einwände oder Entschuldigungen Teagues beachtete er nicht. Kräfte, die er nicht begreifen konnte, verfolgten ihn, ein Feind, den man nicht unter Kontrolle bringen konnte, der außerhalb des Krieges stand und doch Teil davon war.
    Er fragte sich, ob es den Rest seines Lebens so sein würde. Mutter Gottes, warum glaubten sie ihm nicht? Wie konnte er die Fanatiker und die Killer erreichen und ihnen seine Unwissenheit entgegenbrüllen? Er wußte nichts - nichts! Ein Zug hatte Saloniki vor drei Jahren verlassen in der Dämmerung, am 9. Dezember 1939, und er wußte nichts. Nur von seiner Existenz. Sonst nichts.
    »Beabsichtigen Sie, hierzubleiben, bis der Krieg vorüber ist?« Teague war auf einen Tag nach Dunblane gekommen. Sie gingen im Garten hinter dem Haus auf und ab in Sichtweite der hohen Ziegelmauer und der Wachen. Sie hatten sich das letztemal vor fünf Monaten gesehen, wenn Victor auch Anrufe über Zerhackertelefon geduldet hatte. Er war zu sehr ein Stück von Loch Torridon. Das Wissen, das er besaß, war lebenswichtig.
    »Sie haben keine Macht über mich, Alec. Ich bin nicht Brite. Ich habe Ihnen keinen Treueid geleistet.«
    »Das hielt ich nie für notwendig. Aber ich habe Sie zum Major gemacht.« Teague lächelte.
    Victor lachte. »Ohne daß ich je formell in britische Militärdienste eingetreten bin? Sie machen der Tradition Ihres Landes Schande.«
    »Ganz richtig. Ich sorge dafür, daß etwas geschieht.« Der Brigadier blieb stehen, bückte sich und hob einen langen Grashalm auf. Dann richtete er sich auf und sah Fontine an. »Stone schafft es nicht allein.«
    »Warum nicht? Sie und ich telefonieren häufig miteinander. Ich sage Ihnen, was ich kann. Stone sorgt dafür, daß die Entscheidungen ausgeführt werden. Das ist doch eine ganz vernünftige Arbeitsteilung.«
    »Das ist nicht das gleiche, und das wissen Sie auch.«
    »Es wird aber reichen müssen. Ich kann nicht zwei Kriege kämpfen.« Fontine hielt inne, erinnerte sich. »Savarone hatte recht.«
    »Wer?«
    »Mein Vater. Er muß gewußt haben, daß das, was auch immer in diesem Zug war, Menschen selbst dann zu Feinden machen kann, wenn sie gemeinsam für dasselbe Überleben kämpfen.«
    Sie hatten das Ende des Weges erreicht. Ein Wachmann stand dreißig Meter entfernt an der Mauer. Er lächelte und strich einer Dogge über das Fell. Der Hund war angeleint und fletschte die Zähne, als er den Fremden sah und witterte.
    »Eines Tages wird man das lösen müssen«, sagte Teague. »Sie, Jane, die Kinder: Sie können damit nicht bis an Ihr Lebensende leben.«
    »Das habe ich mir selbst unzählige Male gesagt. Aber ich weiß nicht, wie es geschehen kann.«
    »Vielleicht weiß ich es. Zumindest will ich es versuchen. Und mir steht die beste Abwehrorganisation zur Verfügung, die es je gegeben hat.«
    Victor war plötzlich interessiert. »Wo würden Sie anfangen?«
    »Die Frage ist nicht wo, sondern wann.«
    »Gut, dann eben wann?« »Wenn dieser Krieg vorüber ist.«
    »Bitte, Alec, keine Worte mehr, keine Strategien. Und auch keine Tricks.«
    »Keine Tricks. Eine einfache, unkomplizierte Vereinbarung. Ich brauche Sie. Dieser Krieg hat eine Wende gemacht. Loch Torridon tritt in die wichtigste Phase ein, die es gibt. Ich will dafür sorgen, daß es seine Aufgabe erledigt.«
    »Sie sind besessen.«
    »Sie auch. Und das mit Recht. Aber Sie werden nichts über >Saloniki< erfahren - das ist übrigens Brevourts Codebezeichnung -, bis dieser Krieg gewonnen ist, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Und der Krieg wird gewonnen werden.«
    Fontines Augen hielten die Teagues fest, ließen sie nicht los. »Ich will Fakten, keine Rhetorik.«
    »Also gut. Wir haben Identitäten, die Sie nicht haben, und die ich auch um Ihrer eigenen Sicherheit und der Ihrer Familie willen Ihnen nicht verraten werde.«
    »Der Mann im Wagen? In Kensington, Campo di Fiori. Die weiße Strähne? Der Henker?«
    »Ja.«
    Victor hielt den Atem an, hielt den fast unwiderstehlichen Drang zurück, den Engländer zu packen und zu zwingen, es ihm zu sagen. »Sie haben mich gelehrt, wie man tötet, ich könnte Sie dafür töten.«
    »Zu welchem Zweck? Ich würde Sie mit meinem Leben schützen, und das wissen Sie. Was ich sagen will, ist, daß er bewegungsunfähig ist. Unter Kontrolle. Falls er wirklich der Henker war.«
    Victor atmete langsam aus. Seine Kinnmuskeln schmerzten

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